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Oesch

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eagle-1899 schrieb:
Hoffentlich hat das Konsequenzen für die WM in Katar.  


Geht ja so wie ich das verstehe erstmal nur um WMs in USA und Lateinamerika, von daher wird das keinen Einfluss auf Katar haben. Man kann nur hoffen, dass dadurch ein Stein ins Rollen kommt und das erst der Anfang ist - allein der Glaube fehlt. Trotzdem bin ich mal gespannt, was da rauskommt.
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wow, riesigen Respekt und vielen Dank für die Eindrücke und die Idee.
Wenn der Spielplan das nächste Saison hergibt, mache ich das auch mal, wenn auch nicht unbedingt gleich nach Berlin
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complice schrieb:
Schöner Abend ist das.

Mir doch egal, was Barca Böses tut. Die Bayern tun es auch. Und die nerven mich die ganze Saison.  


Damit ist alles gesagt.

Schöner Abend - geht doch nix über Schadenfreude  
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Zum Heulen.
Tut wirklich leid.
Gute Besserung
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DougH schrieb:
Basaltkopp schrieb:
Diese Scheißwerbung für einen angeblichen Jahrhundertkampf, wo wohl nur absolute Boxfans auch nur einen der Kämpfer kennen, war unerträglich penetrant und nervend!
Und der Kampf selbst war auch nicht viel besser. Früher...da hat es sich gelohnt früh aufzustehen bzw. erst gar nicht zu Bette zu gehn und heuer nur noch...      


Naja, hat jetzt nicht zwingend was mit "früher war alles besser" zu tun. Gab schon immer gehypete kämpfe,  die Langweiler wurden und gibt auch heute noch Schlachten. Wenn man schonmal nen Mayweather Kampf gesehen hat, war das genau so zu erwarten. Die Spannung war ja ob und wie Pacquiao nochmal die Aggressivität und die Power von früher erreicht und wie May dann damit umgeht.  Dem war halt nicht so bzw wurde das schon im Keim erstickt...

Ändert aber nix an der Kernaussage,  dass der Boxsport aktuell krankt.
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1amanatidis8 schrieb:
Wie war denn der Kampf? Habe vorhin nur im Ticker gelesen das es eigentlich sehr ausgeglichen war, aber doch eher langweilig.
Lohnte sich dafür wach bleiben/aufzustehen?


Lohnte sich allein schon für das Geschwätz von Uli Wegner. Als Co-Kommentator sollte man vielleicht schon mal den ein oder anderen Kampf der beiden Protagonisten gesehen haben oder zumindest die Namen aussprechen können  

Kampf an sich dann leider wie befürchtet. Wenn man den jetzt nur aufgrund der Werbung und ohne die beiden und die Vorgeschichte zu kennen gekauft hätte, regt man sich heute bestimmt auf. Pacman war zwar aggressiver, aber bis auf in Runde vier völlig ineffektiv. Hat eben nicht mehr die Pace und das unfassbare Schlagvolumen von vor sechs Jahren. Da wäre der Kampf definitiv interessanter und aussagekräftiger gewesen. So wird er nicht in die Geschichte eingehen.
Ich habe jetzt selbst nicht mitgepunktet,  vom Gefühl her Mayweather aber mindestens 7 zu 5 Runden vorne, eher klarer.

Clippers vs Spurs vorher war schon geiler  
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wach schrieb:
Nochmals DANKE, richtig interessant!! mal ne Frage sprichst du irgendwas in die Richtung jugoslawisch, oder hast du dich mit englisch "durchgeschlagen"? Was ja eigentlich die zitierte Antwort des Taxifahrers vermuten lässt...


Mein Wortschatz beschränkt sich hauptsächlich auf "pivo", damit komm ich aber ziemlich gut durch  ,-)

Spaß beiseite,  ich hab es meistens mit englisch probiert, manchmal auch mit Händen und Füßen. Man kommt aber auch teilweise - vor allem in Bosnien - mit deutsch zurecht,  gerade ältere sprechen das ab und an fließend.
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Hm, irgendwie hat es den Beitrag zu früh abgeschickt
Auf jeden Fall danke für die positive Resonanz bislang, einen Beitrag weiter oben gab es dann den zweiten Teil zu lesen.

Hier noch die Bilder vom Spiel:



Ankunft der Gäste














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Pünktlich um neun Uhr setzte sich der Bus in Bewegung um mich und die weiteren Insassen Richtung Herzegowina zu bringen. Anfangs genoss ich noch den Luxus einer von mir allein beanspruchten Sitzreihe, nach dem ersten Halt änderte sich das jedoch ins Gegenteil, da von nun an der wahrscheinlich dickste Mensch in ganz Südosteuropa neben mir Platz nahm. Zu völliger Bewegungsunfähigkeit verdammt durfte ich in der Folgezeit seiner nach Lungenkrebs im Endstadium klingender Atmung lauschen, während ich versuchte etwas Schlaf nachzuholen. Zum Schlafen jedoch war die Landschaft zu spektakulär, zum Betrachten der Landschaft die Augenlider zu schwer. Nach guten 2,5 Stunden erreichten wir das Ziel in Mostar, was keine ganz unwesentliche Info für mich war, da der letzte Bus von Sarajevo nach Belgrad um 22 Uhr gehen sollte. Jetzt hatte ich wenigstens schon mal eine genauere Vorstellung, was die Rückfahrt anbelangen sollte. Blöd halt, wenn der letzte Bus/Zug Mostar um 18:15 Uhr verlassen sollte, obwohl da doch das Spiel noch im Gange ist. Der Taxipreis mit 120 Mark ohne Handeln für die erste Anfrage war aber soweit schonmal ok, für den Notfall wäre das eine Option. Und ja, die Währung in Bosnien heißt wirklich Mark und ist bzw. war an die gute alte Deutsche Mark gekoppelt, also sollte jeder selber in der Lage sein den Taxipreis umzurechnen. Dass ich diesen jedoch nicht entrichten musste, war der überraschend positiven Antwort auf meine Frage nach einer Direktverbindung nach Belgrad geschuldet. Tatsächlich fährt täglich um 19:30 Uhr ein Bus in zügigen 10,5 Stunden nach Belgrad. Geil. Hatte gar nicht mitbekommen, dass ich wohl nachts noch die Glückssau gebumst hatte. Dieser letzten Sorge entledigt, konnte ich mich jetzt ganz auf die Stadtbesichtigung und das nachfolgende Derby konzentrieren. So, und bevor ich jetzt weiter meine Tageseindrücke wiedergebe, muss ich an dieser Stelle mal etwas ausholen:

Das Mostar Derby ist sicherlich nicht so bekannt wie andere große Spiele auf dem Balkan, es ist nicht mit einer solchen Show wie gestern in Belgrad zu rechnen und auch der Zuschauerandrang wird sich in Grenzen halten, aber dadurch ist es nicht weniger brisant, eher im Gegenteil. Das liegt an der besonderen Geschichte der Stadt und der beiden Vereine. Man kann dieses Spiel eigentlich nicht losgelöst vom geschichtlichen Hintergrund betrachten, so dass es sich um mehr als ein reines Stadtderby handelt.

Im 15. Jahrhundert wurde das Gebiet der Herzegowina von den Osmanen erobert. Aufgrund seiner günstigen Lage an einer Handelsroute wurde Mostar als Handels- und Wirtschaftszentrum ausgebaut. Durch dem sich daraus ergebenden Wohlstand wurden in der Folgezeit wichtige Bauwerke wie Moscheen, Bäder und vor allem die weltbekannte Alte Brücke (Stari Most). Die ruhigen Zeiten waren nach der Niederlage der Osmanen bei Wien 1683 jedoch vorbei, es entwickelte sich zunehmend Widerstand in der Bevölkerung und schließlich gründete sich auch die römisch-katholische sowie die neue orthodoxe Kirche von Mostar, wodurch der muslimische Einfluss immer weiter zurück ging. 1878 fiel die Herzegowina dann komplett an Österreich-Ungarn und Mostar erlebte einen erneuten wirtschaftlichen Aufschwung, der nach dem Ende des ersten Weltkrieges jedoch zum Erliegen kam. Durch die wechselhafte Geschichte entwickelt es sich eine multiethnische Bevölkerungsstruktur, die so grob aus einem Drittel aus Bosniaken, Kroaten und Serben bestand. Nach dem zweiten Weltkrieg lebten diese unter dem Regime Titos friedlich miteinander. Die Alte Brücke war nicht nur das Wahrzeichen Mostars (und eigentlich auch des Balkans), sie wurde auch zum Symbol des friedlichen Miteinanders der Religionen.  Dies änderte sich jedoch nach Titos Tod und der danach folgenden Unabhängigkeitserklärung Bosnien-Herzegowinas radikal. Mit Ausbruch des Bosnienkrieges kämpften Bosniaken und Kroaten noch gemeinsam gegen die Serben und vertrieben diese nahezu vollständig aus der Stadt. Daraufhin riefen jedoch die Kroaten ihren eigenen Staat Republik Herceg-Bosna aus und bestimmten Mostar als Hauptstadt, wodurch der Krieg jetzt auch zwischen Kroaten und Bosniaken loderte. Am 9.11.1993 (immer wieder der 9.11.) wurde die Alte Brücke von den Kroaten zerstört, was als weit mehr als nur die Zerstörung eines Bauwerkes angesehen wird. Die Spannungen waren auch nach Ende der Kriegshandlungen noch spürbar. So ist die Stadt noch heute in einen kroatischen West- und einen bosniakischen Ostteil getrennt. Bis zum Jahr 2004 hatten diese beiden Teile jeweils ihre eigene Verwaltung, Schulen, Versorgungseinrichtungen etc, erst seitdem kann man es wieder als eine Stadt ansehen. Im selben Jahr wurde die Alte Brücke wieder aufgebaut und gemeinsam mit der komplett im Ostteil liegenden Altstadt zählt sie heute zum UNESCO-Weltkulturerbe und lockt wieder große Mengen Touristen an. Der Vollständigkeit halber muss noch erwähnt werden, dass außerhalb der Altstadt, besonders im Westteil, auch hier die Kriegsspuren und zerschossenen Häuser noch allgegenwärtig sind.

So, und jetzt gilt es die beiden ortsansässigen Sportvereine in diesen Kontext einzuordnen.

Der HŠK Zrinjski Mostar (Hrvatski Športski Klub = Kroatischer Sportklub) ist wie der Name schon sagt der Verein der kroatischen Bevölkerung. Ursprünglich im Jahr 1902 als ältester Verein Mostars gegründet, zeigte er schon immer seine stark kroatisch nationalistische Ausrichtung, u.a. durch tragen von kroatischen Symbolen wie der Trikolore. Unter Tito wurde der Verein aufgrund dieser Tatsache nach 1945 verboten und fristete von nun an ein Dasein als Amateurverein im Untergrund. Erst 1992 wurde er wieder neu gegründet., spielt aber erst seit 2000 wieder in der gemeinsamen Liga der Förderation, in der sie 2005, 2009 und 2014 die Meisterschaft erringen konnten und somit sportlich mittlerweile die klare Nummer eins der Stadt sind.

Der FK Velež Mostar wurde 1922 gegründet und ist nach dem Gebirgszug um die Stadt benannt. In den 70er und 80er Jahren war er das Aushängeschild der Stadt und wurde von der kompletten Bevölkerung unterstützt. In dieser Zeit wurde das Stadion Bijeli Brijeg im Westteil der Stadtteil errichtet und es konnte zweimal der jugoslawische Pokal gewonnen werden. Noch heute schwärmt man von der Europapokalschacht samt 2:1 gegen den BVB 1989, Spieler wie Salihamidzic und Barbarez hatten hier ihre erste Profistation. Nach den Kriegshandlungen änderte sich das jedoch, da das im kroatischen Westteil liegende Stadion von nun an von Zrinjski genutzt und Velež in den ca. 10km außerhalb liegenden Vorort Vrapčići verbannt wurde. Alle Bemühungen in ihr eigenes Stadion zurückzukehren oder es sich gar mit dem Rivalen teilen verliefen bislang im Sande, so dass bis heute auf dem besseren Sportplatz außerhalb der Stadt gespielt werden muss. Aufgrund der multikulturellen Vergangenheit des Vereins hat die Fanszene im Gegensatz zu der Zrinjskis und auch balkanuntypisch eine eher antifaschistische Einstellung. Wegen all dieser Gegebenheiten birgt das Derby ein großes Konfliktpotential und war in der Vergangenheit des Öfteren von Ausschreitungen überschattet.

Soviel zu diesem etwas längeren, aber für das Verständnis notwendigen Exkurs.

Wie gesagt machte ich mich dann zunächst einmal auf den Weg durch die wirklich hübsche, aber leider von Souvenirständen und Touristenmassen überfüllte Altstadt zu flanieren. Neben den Touristen fielen hier auch auch schon viele Leute in Velež Fanartikeln sowie Mobilisationsplakate der Ultragruppe Red Army auf. Nach guten drei Stunden machte ich mich dann mal auf den Weg in Richtung Spielort. Da heute Velež „Heimrecht“ genießen sollte, fand das Spiel wie schon erwähnt im außerhalb gelegenen Vorort Vrapčići statt. Und da dieser quasi nicht an ÖPNV angeschlossen ist, gönnte ich mir in meiner grenzenlosen Dekadenz ein Taxi. Die umgerechnet 2,50€ waren dank interessanter Gespräche über den jugoslawischen Fußball und das heutige Spiel (Zitat Taxifahrer: „Today is no only city derby, it’s also national derby“) allerdings wirklich gut investiert, weshalb mich der gleiche Taxifahrer nach Spielende auch gleich wieder abholen wollte. Da wurden gleich Nägel mit Köpp gemacht und die Rückfahrt war auch schon geklärt. Bei Bier, Cola und einer riesen Portion Cevapcici wartete ich dann bei aufkommender und kaum zu besiegender Müdigkeit auf den Anpfiff der Partie:


FK Velež Mostar - HŠK Zrinjski Mostar 1:1, Stadion Vrapčići, Premier Liga, 3.500 Zuschauer (300 Gäste), So. 26.04.15. 16:30Uhr


Die Eintrittskarte kostete faire 5 Mark (das bosnische Preisniveau wusste absolut zu gefallen) und wurde stilecht aus der Jackentasche eines Rentners verkauft. Mit dieser ausgestattet ließ sich die kurz vorm Zusammenfallen stehende Tribüne problemlos betreten. Und wenn man sich dann mal im Stadion so umschaut, kann man schon verstehen, dass Velež hier wieder raus möchte. Abgesehen davon, dass wir uns eh schon im Nirgendwo befanden, besteht das Teil aus einer neunstufigen Stehterrasse hinter dem einen Tor, eine kleine Sitzplatztribüne hinter dem anderen, eben der großen aber völlig heruntergekommenen Sitzplatztribüne auf einer Längsseite und als absolutes der Gästeblock auf der Gegenseite. Da ist einfach mal im besten Polen-Style irgendwo ein Käfig für vielleicht 2-300 Leute hingestellt worden, der mal so zu gar nichts passt. Zusammenfassend kann man das gesamte Konstrukt mit einer Mischung aus Vollkatastrophe und absolut geil bezeichnen. Entschädigt wird man zumindest mit einem tollen Panorama der umliegenden Berge.

Das Stadion selbst füllte sich dann erst relativ spät, auch die Stehplätze hinter der Red Army Fahne wurden erst kurz vor Anpfiff bevölkert. Insgesamt befanden sich dann auf diesen vielleicht 300 Leute, was optisch schon größere Lücken erkennen ließ. Da es aber Einheitspreise gab und die Stehplätze somit nur von sangesfreudigem Volk und nicht von welchen, die aufgrund der günstigen Preise dort stehen, genutzt wurde, war das mal relativ egal. Kurz vor Anpfiff machte der Vorsänger eine Ansage, woraufhin der ganze Block etwas weiter auseinander ging, wodurch es gleich wesentlich voller aussah und mit Einlauf der Teams ging es in feinster Balkanmanier rund: Laut, geschlossen, ständig am Hüpfen und perfekte Klatscheinlagen. Dazu stieg immer wieder die Tribüne ein. Krass, wie fanatisch und emotional die unterwegs waren. Ebenso krass, die feuchte Aussprache meines sich ständig im Schrei- und Pöbelmodus befindlichen Hintermannes. Der Hass war hier einfach allgegenwärtig und trotz des Tabellenstandes irgendwo im Nirgendwo wollten sowohl Spieler als auch Fans den Derbysieg um jeden Preis und damit dem Konkurrenten gehörig in die Suppe zu spucken, da diese mit einem Sieg die Spitzenposition einnehmen konnten. Auf dem Platz ging es sofort ruppig zur Sache, insgesamt sollte der Schiri zehnmal den gelben Karton in die Höhe strecken, und trotz des allerhöchstens regionalligatauglichen spielerischen Niveaus machte es Spaß zuzuschauen. Ich brauche da keine großartigen technischen und taktischen Finessen und fußballerischen Kunststücke, solange sich auf dem Feld jeder zerreißt und das Spiel gewinnen will. Da wird halt anstatt dem Ball auch öfters mal der Gegenspieler getroffen, aber das gehört eben auch dazu. Wenn dann noch ein emotionales Publikum vor Ort ist – und auch hier eigentlich egal ob 20 Rentner in der Kreisklasse oder 50.000 bei einem Top Derby, umso besser. Und heute war mal wieder beides gegeben.

Bei Spielbeginn selbst waren noch keine Gästefans anwesend, aber nach ca. fünf Minuten begann es um den Gästebereich hektisch zu werden und sowohl Polizei als auch Ordner gingen in Position und kurze Zeit später eröffnete sich ein sensationeller Anblick als hinter der unbebauten Seite mit großer Polizeieskorte vier völlig überfüllte Busse Zrinjski Ultras vorfuhren, die dann sofort den für sie vorgesehenen Sektor betraten und das oben erwähnte Programm abspulten. Astreiner Auftritt. Skurril dann aber irgendwie, als sie wohl eine Pyroshow starten wollten, die ersten Fackeln anrissen und just in diesem Moment der Außenseiter in Führung ging. Jetzt wurden die Fackeln aus Frust auf das Spielfeld entsorgt, aus dem Heimbereich flogen sie aus Freude über den Zaun und von der Tribüne wurden Böller aufs Feld geworfen. Juckte aber alles keinen groß, nach der Jubelarie ging es einfach weiter.

Nächste Skurrile Szene dann, nachdem der Schiri sein Arbeitsgerät für den Halbzeitpfiff eingesetzt hatte. Aus welchen Gründen auch immer redeten die Velež-Spieler und Betreuer jetzt auf diesen ein, wodurch es eine Rudelbildung gab(nicht die erste an diesem Tag), die nur unter Einsatz der Riot-Polizei aufgelöst werden konnte.

In der zweiten Hälfte ging es wie in der ersten weiter, bis zehn Minuten vor Schluss die Polizei den Gästeblock räumen wollte. Die gesamte Leerung dessen dauert dann bestimmt weitere  zehn Minuten, letztendlich ging sie aber ohne größere Gegenwehr von statten. Ist hier einfach Usus und wohl der Preis dafür, dass man als Gästeanhänger überhaupt das Spiel sehen darf. Dadurch erlebten die Zrinjski Fans den Ausgleich in der lediglich dreiminütigen Nachspielzeit – so viele Spieler wie hier minutenlang auf dem Boden lagen habe ich noch nicht mal in Italien gesehen – schon wieder in den Bussen. Dadurch ergab sich für mich aber noch ein grandioses Schauspiel, denn da ich wegen der Rückfahrt des Buses ja schnell aus dem Stadion musste, konnte ich die Abfahrt der Gästebusse aus nächster Nähe beobachten, die jetzt natürlich oben auf waren und bengaloschwingend und pöbelnd aus allen Öffnungen hingen. Mein Taxifahrer wartete dann auch wie bestellt brav auf mich und kurze Zeit später befand ich mich auf meinem Sitz im neumodischen Reisebus unter einer nicht-ausschaltbaren Belüftung wieder. Über den Rest der Rückfahrt nach Belgrad schweige ich dann lieber, hätten andere Insassen während der Fahrt vielleicht auch mal machen sollen.

Morgens um sechs mit weiteren zwei Stunden Schlaf (damit erhöht sich die Anzahl an Gesamtstunden Schlaf der letzten beiden Nächte auf knapp 5) wieder in Belgrad aufgeschlagen, kurz das Gepäck im Hostel abgeholt (durfte ich dort dankenswerterweise deponieren) und bis zum Rückflug am späten Nachmittag ins Spa eines 5 Sterne-Hotels eingecheckt und den von den Reisestrapazen geschundenen Körper für den restlichen Tag mit Gym, Sauna, Schwimmen, Jacuzzi und einfach nur liegen reanimiert. Dekadenz rules


Impressionen aus Mostar und Umgebung:











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Partizan:













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Crvena Zvezda:











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Gude mal wieder,

da ich hier lange nichts geschrieben habe, wollte ich mal wieder einen kleinen Bericht zum Besten geben. Erstmals breche ich dann auch mit der mir selbst auferlegten Regel hier nur aus Italien zu berichten. Doch da die Tour eigentlich auch wieder als erweiterte Italientour geplant war und nur aufgrund reihenweiser Absagen in der Planungsphase im Endeffekt hauptsächlich aus finanziellen Gründen nur in arg abgespeckter Form durchgeführt werden konnte, ist das in diesem Falle als Methadon mal ok. Zur angesprochenen Planung will ich auch gar nicht viele Worte verlieren, das allein könnte Bücher füllen. Auf jeden Fall stand ich eine gute Woche vor Abfahrt des ursprünglich mal vollbesetzten Autos alleine dar, so dass ich bevor noch mehr Zeit ins Land streicht und sich nichts bewegt dann einfach mal ganz dekadent den Direktflug Frankfurt- Belgrad und retour gebucht habe (so viel zum Thema „finanzielle Gründe…“). Für den weiteren Tourenverlauf sollte dann die Terminierungen im ehemaligen Jugoslawien sorgen, doch das war mal wieder ein Fall für sich und nachdem unter der Woche quasi täglich die Spielpläne durcheinander gewürfelt wusste ich bei Abflug immer noch nicht so recht, wie das Wochenende verlaufen sollte. Irgendwie mag ich aber diese Lässigkeit und dieses Chaos, ist man halt aus dem durchorganisierten Deutschland so gar nicht mehr gewohnt.

Anyway, nach einer harten Arbeitswoche mit viel zu wenig Schlaf setzte mich der Air Serbia Vogel am späten Freitagabend in der serbischen Hauptstadt ab und nach Bezug des doch arg verranzten Hostelbettes gegenüber des Hauptbahnhofes brachte der Abend außer schlafen nicht mehr viel. Dementsprechend ausgeschlafen war ich dann aber auch morgens und es wurde zum Frühstück erst einmal ein ausgiebiges Freeletics Workout am Save Ufer eingelegt. Spätestens nach diesem morgendlichen Endorphinausstoß war der ganze Stress wieder verflogen und die Vorfreude auf das abendliche Highlight stieg immens an. Im Hostel dann nochmals kurz die Ansetzungen gecheckt, nicht, dass ich wieder Opfer einer kurzfristigen Spielverlegung werde, und dabei festgestellt, dass in Bosnien ausnahmsweise mal zu meinen Gunsten verlegt wurde: Für Sonntag waren dort jetzt das Derby in Mostar sowie das Spitzenspiel zwischen FK Sarajevo und Siroki Brijeg angesetzt. Na das hört sich gut an. Blöd nur, wenn die Internetrecherche keine gescheiten Verbindungen zwischen Belgrad und Bosnien ausweist. Aber wenn ich eines auf dem Balkan gelernt habe, dass in dieser Region die ganze Recherche fürn Bobbes ist und vor Ort eh alles anders aussieht. Also bin ich dann einfach mal zum Busbahnhof gelaufen und schwupps hatte ich mein Hin- und Rückfahrticket im Nachtbus nach Sarajevo in der Tasche. Mein Hauptplan war zwar immer noch nach Mostar zu kommen, aber das lässt sich im Idealfall ja auch von Sarajevo aus regeln und wenn nicht, gibt es mit dem FK Heimspiel ja auch noch eine mehr als gute Alternative. Aber das hatte noch einen guten Tag Zeit, für heute stand ja der eigentliche Grund der Reise an:


FK Crvena Zvezda – FK Partizan 0:0, Stadion Rajko Mitic (aka Marakana), Superliga, 44.120 Zuschauer (10.000 Totengräber), Sa. 25.04.15. 18:00Uhr


Je nachdem wessen Augen gerade diesen Bericht lesen, dürften die Gedanken beim Betrachten der Überschrift irgendwo zwischen „Boah krass, Belgradderby“ und „Nicht schon wieder, lasst euch mal was neues einfallen...“ liegen. Da es für mich persönlich erst bzw. schon (eben je nach Betrachtungsweise) mein drittes Derby sein sollte, lag meine persönliche Erwartungshaltung irgendwo dazwischen. Im Vorfeld habe ich mir ja auch schon so ein paar Gedanken gemacht, was ich hier so schreiben könnte, aber so recht weiter gekommen bin ich nicht. Es wurde ja eigentlich schon so viel über dieses Spiel geschrieben, dass es kaum noch etwas Neues zu berichten gibt. Und da mir bei den verworrenen Strukturen im serbischen Fußball und den beiden Vereinen und Fanszenen die Hintergrundinfos fehlen, will ich auch nicht mit irgendwelchem gefährlichen Halbwissen auftrumpfen und überlasse das lieber den Experten. Von daher habe ich mich entschieden einfach mal ganz nüchtern meine Erfahrungen über den Tag zu beschreiben.

Gegen Mittag machte ich mich dann mal auf den altbekannten Weg Richtung Festung über der Donau-Save-Mündung um die Atmosphäre aufzusaugen. Ich finde das ja faszinierend wie sich im Laufe des Tages das Klientel auf der Straße immer mehr ändert. Ist es hier in den frühen Stunden noch relativ normal, ändert sich das gegen Nachmittag immer mehr und es sind immer mehr Fußball- bzw. eher Krawalltouristen aus aller Herren Länder auszumachen. Allerdings sah das heute irgendwie anders aus, irgendwie herrschte in der Stadt nicht so ein Kribbeln wie sonst. Da jedoch auch unabhängig davon auf den Straßen und in den Cafes und Bars bei bestem Wetter mal wieder die Hölle los war, machte es trotzdem einfach Spaß hier zu flanieren. Dass die einheimische Frauenwelt natürlich auch nicht mit Ihren Reizen geizte, ließ die Stimmung in Kombination mit den Preisen für das leckere Jelen Pivo (0,5l für 1,20€) noch weiter steigen. Meine Herren, was hier wieder für Geschosse unterwegs waren ging auf keine Kuhhaut mehr und untermauerte auf meiner persönlichen Rangliste Belgrads Spitzenposition in dieser Kategorie, auch wenn ich das bei meinem letzten Besuch sogar noch besser in Erinnerung hatte. Aber ich schweife mal wieder ab

Also machte ich mich so ca. zwei Stunden vor Anstoß auf den Weg Richtung Stadion. Auf den erstem Metern fragte ich mich dann auch erstmal ob ich wieder etwas mit der Anstoßzeit verrafft hatte, da erstaunlich wenige Leute denselben Weg einschlugen wie ich und selbst am Kreisel des Slavija Platzes – für mich eigentlich der Punkt, an dem die normale Welt vom Fußballpöbel getrennt wird – war relativ wenig Polizeipräsenz und ebenso wenige Leute unterwegs. Im weiteren Verlauf des Weges änderte sich das glücklicherweise, so dass ich mit einem besseren Gefühl in einer Kneipe in Stadionnähe einkehren konnte und mich mit Pivo und zu Partizan-Gesängen auf das Spiel einstimmen konnte. Problem hierbei war, dass es außer mir hauptsächlich Partizanfans aus England anwesend waren. Und wenn der Inselbewohner eins gerne macht, dann ist das im Pub Bier trinken und erst kurz vor knapp ins Stadion gehen. Dementsprechend überrascht war ich dann auch als der Zeiger auf der Armbanduhr keine Stunde mehr bis Spielbeginn auswies. Das war dann auch das Zeichen für mich langsam (oder eher schnell) mal aufzubrechen, schließlich wollte ich doch eigentlich frühzeitig im Stadion sein und das Spektakel vor Spielbeginn begutachten. Nach kurzem Fußmarsch und einem noch kürzerem Abgleich des Blockeingangs mit dem auf meiner Eintrittskarte (Print@home, 8€) für mich vorgesehenen Block passierte ich auch recht zügig die Stadiontore. Im Gegensatz zum letzten Mal waren heute sogar elektronische Drehkreuze mit Kartenscannern im Einsatz (vor zwei Jahren hätte man theoretisch ein print@home Ticket kopieren können und damit jedem anderen Zugang verschafft). Diese bringen halt nichts, wenn sie wie in meinem Falle rot leuchten, sich das Drehkreuz nicht bewegt, der Ordner mich dann aber einfach außen rum vorbei winkt. Der Grund für das rote Licht bei meinem Ticket konnte ich dann auch gleich im Stadion erkennen: Ich befand mich mitten in der Heimkurve (Sever) wieder. Da war wohl meine professionelle Überprüfung des Blockeingangs doch nicht so erfolgreich wie erhofft. Irgendwie nur so semigeil, aber rauskommen war auch nicht so einfach. Zum Glück gab es oberhalb der Kurve einen bewachten Durchgang zur Tribüne und nach kurzer Zeit saß ich dann wirklich auf meinem korrekten Platz.

Jetzt konnte das 148. Veciti derbi auch endlich beginnen. Tabellarisch war die Konstellation auch noch relativ vielversprechend. Die heute Heimrecht genießenden Jungs vom roten Stern lagen vor dem Spiel mit fünf Punkte hinter Partizan, so dass heute ein Sieg her musste um die letzte Chance auf die Meisterschaft und damit die Titelverteidigung zu wahren. Andernfalls könnte Partizan den Sekt schon kalt stellen und nach dem letztjährigen Intermezzo quasi schon den Titel eintüten, was die siebte Meisterschaft in den letzten acht Jahren bedeuten würde.

Laut offiziellen Angaben wohnten dem Spiel 45.000 Zuschauer bei, wobei gut und gerne 10.000 Gästefans vor Ort gewesen sein dürften, denen neben der Südtribüne auch noch ein Großteil der Haupttribüne zugeteilt war. Für die Grobari (=Totengräber, Bezeichnung der Partizananhängerschaft) sollte es heute das erste Auswärtsderby sein, seitdem der interne Konflikt in der Kurve beigelegt ist und alle Gruppen wieder zusammenstehen und supporten, während in den letzten Jahren die sich selbst als Zabranjeni (die Verbotenen) bezeichnenden Fans in einem separaten Block untergebracht wurden, wobei es zwischen diesen und den restlichen Grobari heftiger knallte als zwischen Partizan und Zvezda. Von daher war ich gespannt, wie sie sich präsentieren sollten, aber auch im Stadion war es ähnlich wie in der Stadt für mein Empfinden relativ ruhig. Diesmal machte sich sogar ein Team (Partizan) auf dem Rasen warm

Als ich gerade schon fast etwas enttäuscht aufgrund der ruhigen Atmosphäre war und es auch nur noch gute drei Minuten bis zum Einlauf der Mannschaften war, setzte sich auf einmal ein Mob Partizani in Bewegung und stürmte über die Haupttribüne in Richtung Sever. Sofort stellten sich diesem einige Delije (=Helden, Bezeichnung der Roter Stern Anhängerschaft) entgegen und es kam zu einem kurzen Schlagab- und Bengaloaustausch auf der Tribüne. Soweit eigentlich nichts Besonderes, aber damit fing dann das Chaos an. Die Polizei ging dazwischen, Partizan zurück in ihre Kurve, wo sie auch erstmal von einer massiven Reihe Robocops bewacht wurde, und Delije auf die Polizei. Im Übergang zwischen Sever und Tribüne wurde diese jetzt minutenlang mit allem was fliegen konnte eingedeckt. Unterdessen liefen beide Mannschaften in einer nahezu gespenstischen Atmosphäre ein. Die Intros der Kurven gingen wegen des Chaos völlig in die Hose bzw. waren nicht existent, Gesänge hallten auch keine durch das Stadion, alle Augen waren nur auf die immer heftiger werdenden Ausschreitungen gerichtet. Irgendwann wurde es dann sowohl dem Schiedsrichter, der die Mannschaften zurück in die Kabinen schickte, als auch der Staatsmacht, die in voller Stärke den Block stürmte zu bunt, was aber für die Verrückten in der Kurve kein Grund war aufzustecken, es wurde weiterhin kräftig dagegengehalten. Interessant war natürlich das gellende Pfeifkonzert, als die Polizei den Block stürmte, wohlgemerkt vom ganzen Stadion.

Die ganze Action ging gut und gerne 30 Minuten, und erst als sich die Gemüter etwas beruhigt hatten und die Polizei den Block vorsichtig verließ, liefen mit 45minütiger Verspätung die Mannschaft doch tatsächlich wieder ein. Und was machen diese als erstes? Gehen natürlich vor die Kurve und machen die Fans nochmal so richtig heiß. Auf die Idee muss man auch erstmal kommen.

Naja, die werden schon gewusst haben, dass da nichts mehr großartig anbrennt, schon als Mannschaften wieder in die Kabine geschickt wurden, hab ich mir gedacht, dass falls sie noch mal rauskommen, sich schön auf ein 0:0 geeinigt wird. Ich wage die Behauptung aufzustellen, dass das Spiel meiner Vermutung Recht gibt. Zwar war in den ersten Minuten wirklich Feuer drin (auf dem Platz, nicht auf den Rängen) und als es nach vier Minuten schon zwei gelbe Karten gab sah das schon aus wie ein Spiel nach meinem Gusto, aber mit zunehmender Spieldauer verflachte es zusehends. Ganz besonders skurril wurde es in der zweiten Hälfte als Partizan auf einmal zweimal alleine vor dem gegnerischen Kasten auftauchte und wohl selbst nicht wusste, wie sie die Dinger noch versemmeln sollten, geschafft haben sie es trotzdem (und wie…einmal wird allein vorm Tormann der Ball auf einmal hoch auf die gegenüberliegende Seite des 16ers gelupft, weil da ja gerade ein Mitspieler ankam, das andere Mal hab ich selbst nicht so richtig gesehen, sah aus als hätten sie selbst auf der Linie geklärt…).

In diesen Momenten musste ich an die Worte des Wettbewerbskommissar Vladimir Bulatovic denken, der nach dem Derby im November 2013 sinngemäß sagte: „Wir müssen davon wegkommen, dass 80% der Zuschauer das Geschehen auf den Rängen und nicht auf dem Platz beobachten“. Meine Meinung dazu ist, wenn ihr das wollt, dann sorgt in erster Linie dafür, dass die Korruption aufhört und nicht ständig solche verschobenen Spiele vorkommen, dann kann man den Fußball vielleicht auch mal wieder ernst nehmen. Und bis dahin bleibt eben nur der Blick auf die Ränge, da wird einem nämlich was geboten (und um gleich mal vorzubeugen: Damit meine ich nicht den Gewaltausbruch, sondern die allgemeine Atmosphäre die hier herrscht).

Ich will jetzt auch nicht jede einzelne Aktion auf den Rängen im Einzelnen beschreiben, daher nur ganz kurz. Auf jeden hatte ich das Gefühl, dass sich Delije endlich mal auch optisch für das Derby ins Zeug legten, während sie sonst gefühlt bei jedem Bumskick die derbsten Aktionen zeigen und sich im Derby nur aufs Zündeln beschränken. Nach ein paar Minuten gab es die Choreo bestehend aus roten und weißen Fahnen und einer sehr schönen Blockfahne, die das Konterfei des Namensgeber des Stadions Rajko Mitic (Roter Stern Legende und ehemaliger Nationaltrainer Jugoslawiens) zeigte. Als diese heruntergelassen wurde, kam dann das eigentlich Highlight mit einer phänomenalen Rauchshow aus tonnenweise roten Rauch. Dazu stellten sie auch endlich mal gesanglich unter Beweis, wieso sie als eine der besten Kurven weltweit gelten.

Die Grobari beschränkten sich im ersten Durchgang „nur“ auf Pöbeln, Singen, Hüpfen und Klatschen, aber auch auf allerhöchstem Niveau. Hervorzuheben der bekannte Wechselgesang „crno beli – sampioni“ zur Melodie von „Just can’t get enough“, immer wieder geil. Zur zweiten Halbzeit erwartete ich dann eigentlich das obligatorische Pyroinferno auf Seiten Partizans, doch war es erstmal im Sever, wo es lichterloh brannte. Das ging jetzt mindestens auch bis zur 60. Minute, in der es keine Sekunde ohne pyrotechnische Erzeugnisse – mal größere Menge, mal auch nur eine Fackel – gab. Dazu wurde sich in einen Rausch gesungen, dass es ein wahrer O(h)rgasmus war. Und als es dann wieder etwas ruhiger wurde, zischte es im Gästeblock, von wo aus uns das erwartete Spektakel anlachte. Alter, das war mal die allerschönste Pyroshow, die ich e gesehen habe. Besser hätte das kein professioneller Pyrotechniker an Silvester hinbekommen. Ich muss mir dringend mal ein Video anschauen, ob das dort auch so rüberkommt live.

Irgendwann war das Spiel dann auch mal vorbei – an den nicht vorhandenen Reaktionen der Spieler bei Abpfiff kann man auch nochmal deren Ernsthaftigkeit sehen – und völlig geplättet trat ich den Rückweg in die Stadt an. Selbst erfahrene Derbybesucher wurden heute von den Ereignissen überrascht und ich erkenne an der Länge des Textes, der eigentlich mal für eine halbe Seite konzipiert war, dass das kein gewöhnliches Derby war.

Zu Fuß ging es dann zurück in Richtung Bahnhof und nach kurzem Provianteinkauf für den nächsten Tag machte ich mich bewaffnet mit einem Laib Brot und einer Flasche Multivitamin auf den Weg nach Sarajevo. Das Reisegefährt erinnerte vom Zustand zwar eher an den Auswärtsbus der Geiselgangster, aber da ich zu diesem Zeitpunkt ja noch dachte, dass ich nicht aus Watte bin, kommentierte ich diesen Anblick zu mir selbst mit einem süffisanten Kichern. Das Kichern verging mir jedoch, als ich - eingequetscht zwischen Polizisten in voller Montur, die gerade auf dem Heimweg von ihrem Stadioneinsatz waren und sich die ganze Zeit Bilder und Berichte zu den Ausschreitungen anschauten um dann irgendwo in der tiefsten serbischen Provinz auszusteigen -  bis nach zur serbisch-bosnischen trotz großer Müdigkeit keinen Schlaf finden konnte. Scheinbar bin ich dann aber doch irgendwann eingeschlafen, denn meine nächste Erinnerung ist der Blick aus dem Fenster hinaus in die Morgendämmerung auf eine unfassbare Landschaft. Von diesem Moment war ich wieder hellwach. Der Bus fährt um eine Kurve und es eröffnet sich ein phänomenaler Blick auf das im Talkessel liegende beleuchtete Sarajevo. Ein eindeutiger Fall von „wow“. Kurze Zeit später spuckte das Gefährt seine Insassen am Busbahnhof in Ost Sarajevo, dem serbischen Teil der Stadt, aus und da stand ich dann erstmal total orientierungslos und ohne Geld. Sowohl Orientierung als auch Geld waren kurze Zeit später vorhanden und mit dem Linienbus wurde die letzte halbe Stunde ins Zentrum zurückgelegt. Auf dem Weg entwickelte sich bei mir dann ein ganz schöner Kloß im Hals beim Anblick der zerschossenen Häuserwände und allgegenwärtigen Kriegsschäden. Im Zentrum sah es dann besser aus und mein einstündiger Spaziergang durch die um sieben Uhr morgens noch ausgestorbene Altstadt machte definitiv Lust auf eine längere Stippvisite (die glücklicherweise schon in Planung ist). Am nationalen Busbahnhof habe ich mich dann spontan für die Weiterfahrt nach Mostar entschieden, ohne einen wirklichen Plan zu haben ob und wie ich von dort wieder zurück nach Belgrad kommen sollte, von wo aus mein Rückflug am nächsten Tag gehen sollte. Aber wir sind ja auf dem Balkan, da denkt man halt nicht so weit im Voraus

2. Teil mit dem Derby in Mostar folgt…


Bilder der Ausschreitungen vor dem Spiel:
























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Positiv: katusha

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Positiv: Lars1899
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anno-nym schrieb:
Ich bin in der letzten Aprilwoche dort und habe folgende Spiele zur Auswahl: Millwall-Derby County
Arsenal-Chelsea (nein danke)
QPR-West Ham
Crystal-Hull City
Fulham-Middlesbrough

Empfehlungen von eurer Seite? Die Liga neigt sich da leider dem Ende entgegen, sodass auf allen Portalen für alle Spiele der gleiche Tag und Uhrzeit angesetzt sind. Kann das überhaupt sein? Die zerstückeln da ihre Spieltage doch bis zum geht nicht mehr.


Fulham. Aber nur wegen dem Stadion (Top 5 bei mir)
Ansonsten QPR. Das aber nur, wenn deine Beine nicht zu lang sind

Aber auch hier nochmal: Dass die Tommies die Spieltage so extrem zerstückeln, ist eindeutig ein Irrglaube.
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Geil. Obwohl noch nicht alles gelesen, sag ich jetzt schonmal Danke
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reggaetyp schrieb:
propain schrieb:
friseurin schrieb:

Achja, ob dort drüben alles mit Geld versaut ist oder nicht, juckt einen Zuschauer nicht. Der Zuschauer will schönen, spannenden Fußball sehen und den gibts halt auf der Insel eher zu sehen als hier.


Was ein Geschwätz. Ich kann dir genug Leute auf der Insel zeigen die das juckt, da sind sehr viele die heute in den Kneipen gucken müssen weil sie sich die Eintrittskarten nicht mehr leisten können. Dann gibt es viele die mittlerweile ihre eigenen Vereine gegründet haben weil sie diese geldgeile Scheiße nicht mehr mitmachen wollen.


Ergänzend: Die Pubs sind inzwischen die Terraces.
Ich fahre ja nächstes Wochenende mal wieder rüber.

Bin gespannt, ob es so geblieben ist wie beim letzten Mal. Schön sind die immer noch zu ihrem Verein stehenden Leute. Leider können es sich immer weniger leisten. Aber vorher und nachher bei einem Pint ist es immer noch gut.

Du glaubst gar nicht, wie viele Fans ich in England und Schottland traf, die neidisch auf die Bundesliga sind.


So sieht's aus.
Es kommen nicht umsonst jedes Wochenende etliche Leute von der Insel nach Deutschland, um hier NOCH bezahlbaren Fußball mit Stehplätzen und Bier zu schauen.

Desweiteren halte ich eine weitere Zerstückelung der Spieltage auch nicht für zielführend. Die Mär von den tausenden unterschiedlichen Anstoßzeiten in England kann ja mal getrost begraben werden, der Großteil der Spiele wird wie eh und je samstags um 15Uhr angepfiffen. Ich glaube, in der Bundesliga (von der 2. ganz zu schweigen) gibt es jetzt schon mehr unterschiedliche Anstoßzeiten bei weniger Spielen als in England.
Wie in einem vorherigen Beitrag beschrieben kommt das Interesse an der Premier League nicht durch die verschiedenen Spieltermine sondern dadurch, dass es an jedem Spieltag vom Klang der Vereine spannende Paarungen gibt.

Oder anders gesagt: In Spanien fängt zwar jedes Spiel zu einer anderen Zeit an. Ich kenne jedoch kaum jemanden aus der Zielgruppe der TV-Zuschauer, der sich Spiele ohne Beteiligung von Real und Barca anschaut. Ich denke, dass das in Deutschland genauso wäre, halt mit Dortmund und Bayern.
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Und weiter geht’s in meinem kleinen Italien“blog“.

Auswärtsspiel sonntags in Augsburg. Was bietet sich da mehr an als mal wieder ein Abstecher auf den Stiefel. Dieses Augsburg liegt aber auch einfach verdammt verkehrsgünstig. Ich glaube langsam, dass alle Wege nach Augsburg und nicht nach Rom führen. Vor zwei Jahren führte der Weg über das Prager Derby, beim Pokalspiel über das Amateurderby in München, jetzt halt Italien, man muss sich das Spiel ja auch irgendwie interessant machen.

Die Autobesatzung war auch schnell gefunden, aber wieder das immer so ist, wird diese in der Woche vor Abfahrt nochmals kräftig durchgemischt, so dass von der ursprünglichen Crew nur noch zwei Bordmitglieder übrig blieben. Da sich jedoch kurzfristig zwei weitere Verwegene, darunter mit dem Duke auch der Fahrer und Autosponsor – auch nochmals vielen Dank an dieser Stelle dafür -, für die Tour begeistern konnte, stand dem Ausflug dennoch nichts im Wege.

Samstagmorgen sollte mich der Wecker um 3:01Uhr nach einer anstrengenden Woche aus meinem wohlverdienten Schlaf zurück in die Realität holen. 3:01Uhr deshalb, damit ich den psychologischen Effekt hatte, dass ich bis nach drei Uhr geschlafen hatte. Ins Gegenteil wird dieser Effekt halt geführt, wenn man des nachts aufwacht, auf die Uhr schaut und diese 2:59Uhr anzeigt (kein Scheiß). Da ist die Erholung der Massage und Sauna vom Abend vorher doch gleich wieder verpufft. Normalerweise ein Grund für mich mich jetzt erstmal richtig aufzuregen, aber hey, es geht nach Italien, da fällt das Aufstehen doch gleich viel leichter. Nichtsdestotrotz habe ich die ersten zwei Stunden Fahrt verschlafen. Der Schlaf wurde nur unterbrochen, wenn das Fenster auf der Fahrerseite zum Rauchen geöffnet wurde und ich dadurch aufgrund meines Sitzplatzes hinten links im eiskalten Fahrtwind saß…

Als ich dann komplett wach wurde, standen wir bereits im Stau um München. Wie in den Verkehrsmeldungen angekündigt, war wohl halb Bayern und Sachsen auf dem Weg um über das Wochenende Ski zu fahren. Ich habe mich dann zwar gefragt, wieso die sich das antun, erst den halben Tag im Stau um später ein paar Stunden auf Skiern zu stehen, und am nächsten Tag dasselbe wieder in umgekehrter Reihenfolge zu machen, aber eigentlich ist es ja noch viel unlogischer, die ganze Tortur auf sich zu nehmen nur um etwas Fußball zu schauen. Die viel größere Frage in diesem Moment war eh, wie wir am schnellsten wieder aus dem Stau herauskommen sollten, immerhin hatte der Puffer gemäß Navi bis zum mittaglichen Anpfiff im noch fünf Stunden entfernten Vicenza die Grenze von einer Stunde schon unterschritten. Glücklicherweise lief der Verkehr ab Innsbruck wieder besser und bei der weiteren Fahrt durch traumhafte Winterlandschaften und bei Gesprächen, die erstaunlicherweise nahezu allesamt oberhalb der Gürtellinie angesiedelt waren, verging die Zeit recht flink. Erstaunlich übrigens, was man auf so einer Fahrt alles lernt. Wusstet ihr z.B., dass den Schilderungen zu Folge Echzell wohl eine der höchsten Kneipe/Kopf-Dichte deutschlandweit hat (Notiz an mich selbst: Das muss demnächst mal überprüft werden)?

Nach dem Brenner überquert war, wir so durch Südtirol rollten (nächste Notiz: Hier muss ich dringend auch mal wieder hin, ich konnte mich an der Landschaft ja gar nicht satt sehen), der Schnee immer weniger wurde und das Quecksilber immer weiter stieg, zeichnete sich langsam ab, dass wir die Alternativpläne ad acta legen konnten und wir Vicenza rechtzeitig erreichen werden. Gute 45 Minuten vor Kick Off standen wir dann auch wirklich in der Schlange vorm Kassenhäuschen, an welchem es problemlos Karten für die Gegentribüne zu kaufen gab. Ohne Namensabgleich beim Einlass (Premiere für mich) konnten wir unsere Plätze rechtzeitig einnehmen.


Vicenza Calcio – AC Perugia 3:1, Stadio Romeo Menti, Serie B, 7.000 Zuschauer (300 Gäste)


Bevor ich jetzt etwas zum Spiel an sich schreibe, lohnt es sich erstmal einen Blick auf die Tabelle zu werfen. Die Serie B besteht bekanntlich aus 22 Mannschaften. Die ersten beiden steigen direkt in die Serie A auf, die letzten drei steigen ab. Zwischen Platz drei und Platz acht wird nach Ende der Saison in einer Playoff Runde der dritte Aufsteiger ausgespielt, analog dazu erspielen Platz 18 und 19 den letzten Absteiger. Vor diesem Spieltag sah es nun so aus, dass an der Tabellenspitze Carpi einsam seine Runden dreht und sich anschickt, zum ersten Mal in die Serie A aufzusteigen. Danach kommt mit etwas Abstand Bologna, zwischen Platz drei und dem letzten Platz liegen dann jedoch gerade einmal 13 Punkte. Die zur Auftstiegs- bzw. Abstiegsrelegation berechtugten Plätzen acht und 18 trennen gerade mal acht Punkte, was in Anbetracht von noch 17 ausstehenden Spielen quasi nichts ist. Eben jenen achten Platz – und damit komme ich auch wieder zurück zur heutigen Spielpaarung – belegt aktuell das Team aus Vicenza, jedoch gerade einmal vier Punkte vor den Gästen aus Umbrien, so dass es heute für beide (wie eigentlich jede Woche) ein richtungsweisendes Spiel werden sollte.

So wirklich eine Vorstellung, was uns hier heute erwarten sollte, konnte ich mir nicht machen. Klar sind von Vicenza ein paar Bilder bekannt, aber wie das dann in der Realität aussieht und vor allem anhört, konnte ich mir kein Bild machen, da auch bewusst auf z.B. Videostudium im Vorfeld verzichtet wurde. Einzig von Perugia erwartete ich auf der Tribüne einiges, fahren diese doch mit allen Gruppen auswärts (u.a. mit 1.500 Leuten in Bologna Anfang Januar) und die Heimkurve lässt optisch kaum Änderungen zur guten alten Zeit erkennen. Ich nehme es vorweg, vom Gästeauftritt war ich etwas enttäuscht. Zwar sah der Block optisch erste Sahne aus, es wurde eigentlich auch ständig gesungen und Fahnen geschwenkt, aber irgendwie kam mir das alles bis auf manche Phasen recht lustlos vor. Ist aber wohl eine subjektive Einschätzung. Italienneuling Nino bemängelte zwar die gedruckten Fahnen, war aber sonst recht angetan vom Gästesupport.

Einstimmig hingegen fiel die Beurteilung des restlichen Geschehens aus. In dem sehr geilen Stadion (in der Stadt, eng, typisch italienisch verranzt, schöne Flutlichtmasten) entwickelte sich von Beginn an ein sehr flottes Spiel. Es hätte eigentlich noch viel flotter sein können, wenn zum einen der Unparteiische nicht von Anfang an für jeden Körperkontakt den gelben Karton ausgepackt hätte und zum anderen die Spielweise der Akteure nicht so extrem italienisch gewesen wäre. Wundert mich, dass es keine schwereren Verletzte gab, so oft und lange wie die Leute da auf dem Boden lagen. Auch der Schiri war sehr konsequent in seiner Spielleitung. Während er wie gesagt im Mittelfeld jeden Furz ahndete, zogen Rudelbildungen samt Faustschlägen keinerlei Konsequenzen nach sich. Abgesehen davon ging es sportlich aber wirklich hin und her. Bei den Abwehrleistungen, die einem da geboten wurden, konnte man fast denken, dass ein hessischer Bundesligist auf dem Rasen steht. Trotzdem wurde die Kugel bis zum Pausentee nur einmal in die Maschen gesetzt: Einen schönen Konter schloss Gästestürmer Davide Lanzafame mit sattem Flachschuss ins lange ab.
Nach der Pause war es dann jedoch Vicenza-Stürmer Andrea Cocco, der mit einem lupenreinen Hattrick innerhalb von 25 Minuten seine Farben zum Sieg schoss. Bemerkenswert, dass er je einen Treffer mit rechts, links und dem Kopf erzielte. Jedes Tor wurde mit einem Sprung auf die Werbebande und anschließendem Urschrei in Richtung Fankurve gefeiert. Geiler Typ, wär was für die Eintracht.

Apropos Fankurve, die gab es ja auch noch. Und wie. Ich geh mal soweit und sage, dass war hier heute die größte Überraschung, die ich bisher in Italien gesehen habe. Das Spiel eingeleitet wurde mit einer sehr schönen Rauchshow in den Vereinsfarben, danach wurde relativ durchgängig supportet. Zwar auch hier ohne irgendwelche akkustische Hilfsmittel und auch nur die eher typischen italienischen Kurvengassenhauer, aber das Ganze in sehr guter Lautstärke und Intensität. Hat auf jeden Fall richtig Spaß gemacht und war in dieser Form nicht zu erwarten.

Leider mussten wir die Wettkampfstätte zehn Minuten bevor der Mann in gelb zum finalen Pfiff ansetzte verlassen, wollten wir doch nicht riskieren, zum Abendspiel in Verona zu spät aufzuschlagen. Da die Hopperpolizei jedoch nicht gesichtet wurde, drücken wir da mal ein Auge zu. Kleines „Highlight“ noch beim Toilettengang auf dem Weg nach draußen: Da war doch am Pissoir tatsächlich das Abflussrohr abgeschraubt. Ergo hat man sich, wenn man das erst während des Geschäftes merkte,  direkt auf die Füße gepinkelt, oh mann…

Jetzt hieß es aber „Auf nach Verona“. 16:45 verließen wir den Parkplatz, 18:00 Uhr ist Anpfiff, Strecke gute 40km. Sollte eigentlich reichen, wenn, ja wenn, nicht die falsche Adresse ins Navi eingegeben wird. Das ist aber auch tückisch. Das Navi lotste uns exakt so, wie die Verkehrsschilder, nur als wir laut Navi am Ziel angekommen waren, war da alles, nur kein Fußballstadion (gut, um ehrlich zu sein war da eigentlich gar nichts). Herzlichen Glückwunsch. Also Zielangabe korrigiert, noch fünf Kilometer angezeigt bekommen und gedanklich das rechtzeige Erscheinen schon abgehakt, zumal Der Weg mal gepflegt durch das Stadtzentrum gehen sollte. Manchmal muss man aber auch einfach Glück. Das ging dann alles schneller als gedacht, und da wir schnell einen kostenfreien Parkplatz fanden und die Tickets schon im Vorfeld via Print@home (ein richtiges Ticket für die Sammlung lässt sich immer auftreiben – war dann auch kein Problem) gekauft wurden, waren wir tatsächlich drei Minuten vor Spielbeginn auf unseren Plätzen. Einziger Nachteil war, dass wieder keine Zeit blieb feste Nahrung aufzunehmen und der Hunger mittlerweile Überhand gewann. Aber egal, da muss man durch.


Hellas Verona – Torino, Stadio Marc Antonio Bentegodi, Serie A, 17.000 Zuschauer (400 Gäste)


Als wir dann unsere Plätze in der ersten Reihe des Oberrangs einnahmen, war der Hunger auch schon wieder vergessen. Trotz Laufbahn absolut geiles Teil hier. Ich behaupte auch, dass man in der Höhe, in der wir gesessen haben, im Waldstadion weiter vom Spielfeld entfernt ist. Sofort ins Auge ist auch die einheitliche Bestuhlung gestochen. Ich glaube es gab keine zwei identischen Sitzschalen hier. Man merkt einfach auch hier, dass seit der WM 1990 nichts mehr am Stadion gemacht wurde.

Kommen wir aber mal zu Hellas Verona bzw. dem Publikum hier vor Ort, wobei mir die Einschätzung echt schwer fällt. Irgendwie ist das ja ein faszinierender Haufen. Vom Stil her ganz anders als sonst in Italien üblich sehr britisch angehaucht, was sich sowohl im Klamotten- (sehr casual),Zaunfahnen- (sehr viele kleine) und Supportstil (z.B. „Oh when the saints“ oder „Amazing Grace“) zeigt. Dazu eilt der Ruf voraus extrem gewaltbereit zu sein. Trotz dass die Tessera schon seit längerem akzeptiert wird und man dadurch auch in größeren Zahlen auswärts fährt, kommt es immer wieder zu größeren Ausschreitungen. Man macht einfach sein Ding und scheißt auf alles andere. Dazu gehört dann leider auch die ultrafaschistische Einstellung der Kurve. Das ist zum einem historisch begründet, da Mussolini einst sein Manifest der faschistischen Bewegung in Verona verkündete, zum anderen darin, dass im Norden Italiens im Allgemeinen und in Verona als Wirtschaftszentrum im Besonderen ein großer Hass auf Süditalien besteht und somit z.B. auch die rechtspopulistische Partei Lega Nord in Verona relativ hohe Werte erzielt und als letzter Punkt ist es dennoch einfach scheiße. Wer erinnert sich z.B. nicht an die (Nicht-)Verpflichtung des dunkelhäutigen Kameruners Patrick Mboma im Jahre 2001, von der aufgrund massiver Proteste aus Reihen der Fans abgesehen wurde. Der damalige Präsident kommentierte das mit den Worten: „Die Fangemeinde von Verona ist schlimm, jedenfalls was farbige Spieler betrifft.“ Das Zeigen von Haken- und Keltenkreuzen, Solidarisierungen mit rechtsextremen Terroristen und beleidigende Spruchbänder in der Vergangenheit machen zusätzlich noch einmal deutlich, mit wem man es hier zu tun hat.

Alles nicht schön (im Gegenteil…), aber man weiß wenigstens auf was man sich einlässt. Heute gab es solche Auswüchse glücklicherweise nicht zu sehen und hören. Dafür war das Publikum emotional bei der Sache und gut am ausrasten. Überhaupt ist die Zuschauerstruktur hier eine ganz andere als in Deutschland. Sowas wie Picknickpublikum sucht man hier vergeblich. Jeder war mit war mit Herzblut dabei, besonders beim pöbeln gegen Gegner und Schiri. Dementsprechend konnte auch öfters eine beachtliche Lautstärke erzielt werden und in die Gesänge stieg oftmals das ganze Stadion ein. Wie oben beschrieben ist das vom ganzen Stil her sehr eigen. Kaum lange Gesänge mit ich nenn es mal Durchdrehmelodien, eher kurze Schlachtrufe oder britische Melodien. Das ganze immer mal wieder unterlegt von Pyrotechnik war aber auf jeden Fall sehr sehr geil. In der zweiten Hälfte wurde es aufgrund des Spielverlaufs etwas leiser, in der Schlussphase gab es dann aber nochmal Gänsehautmomente, als das ganze Stadion zur Melodie von „Amazing Grace“ am Singen war.

Zu diesem Zeitpunkt führte der einzig wahre Verein aus Turin in diesem Mittelfeldduell bereits mit 2:0. Das Spiel ähnelte etwas dem Kick mittags in Vicenza. Recht schnelles Spiel, allerdings auch viele Schauspieleinlagen und durch ein Konter des vor der Saison aus Bern gekommenen Venezuelaners Martinez führte Toro beim Halbzeitpfiff. Zu Beginn des zweiten Durchgangs lagen dann zwei Bälle im Spielfeld und die Ersatzspieler stellten ihre Hütchen auf der Seitenauslinie auf, was hier jedoch keinen störte. Die mit den Altstars Rafael Marquez, Javier Saviola und Luca Toni gepickten Veronesi drängten gleich auf den Ausgleich, doch die Bemühungen wurden bereits nach fünf Minuten je unterbunden, da der ehemalige Nationalspieler und vor der Saison vom Stadtrivalen Juve zurückgekehrte Fabio Quagliarella per Foulelfmeter auf 2:0 erhöhte. Erst zehn Minuten vor Ultimo konnte Luca Toni, der bis dahin hauptsächlich durch ständiges Lamentieren oder dem Versuch schön auszusehen glänzte, verkürzen, doch in der Nachspielzeit stellte Toro den Zwei-Tore-Abstand wieder her und sicherte sich so die drei Punkte und damit den vierten Sieg in Folge, was die mitgereisten Tifosi nochmal zu einer Jubelarie ermunterte.

Diese wurden in den zweiten Oberrang verfrachtet und standen hinter dem Banner der 1969 gegründeten Ultras Granata, das seit dem Derby bei Juve Ende November wieder regelmäßig hängt. Ansonsten fällt eine Beurteilung schwer, da sie aufgrund des Platzes nur schwer zu hören waren, aber allgemein sah es auch nicht nach sonderlich viel Bewegung Block aus.

Nach Spielende gab es dann endlich etwas zu essen (laut Stand Betreiber „das beste Sandwich in Veronas“ – ich glaub es sogar) bevor wir unser Nachtdomizil in Innsbruck ansteuerten. Dass wir uns noch für die Weiterfahrt entschieden hatten, erwies sich am nächsten Tag als Glücksgriff, als wir die Meldungen über einen Wintereinbruch in Südtürol mit vier Todesfällen hörten. Wahrscheinlich hätten wir es bei einer Übernachtung in Verona nicht rechtzeitig nach Augsburg geschafft. Selbst zwischen Innsbruck und München war es ob des Schnees, der da vom Himmel fiel, nicht wirklich gut zu fahren. Davon bekam ich glücklicherweise nicht viel mit, außer eines Essenstopps im wunderschön eingeschneiten Kufstein verschlief ich die meiste Zeit der Fahrt. An dieser Stelle möchte ich nicht verzichten Werbung für das eigentlich eh schon bekannte Restaurant „Auracher Löchl“ in Kufstein zu machen. Zwar nicht billig, aber dafür ein Gaumenschmaus allererster Güter. Nach einstimmiger Meinung meiner Mitfahrer hätte e auch den besten Kaiserschmarrn aller Zeiten gegeben, den konnte ich jedoch nicht probieren, da ich von den Käsespätzle überfressen war

Dementsprechend schlief ich auf der Weiterfahrt auch gleich wieder ein und als ich die Augen öffnete, war der Schnee größtenteils verschwunden und wir befanden uns bereits eine Stunde vor Augsburg.

Aber das ist eine andere Geschichte…


Vicenza - Perugia:





Verona - Torino











Kufstein und Essen






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Auch ich wünsche viel Kraft und alles Gute.
Auf dass Du wieder ganz gesund wirst.
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LeuchteEnkheim schrieb:
Habe diesen Thread erst eben entdeckt, da ich nur noch selten auf dieser Seite bin. Aber da dieses Thema für mich schon vor über 10 Jahren das wichtigste in Sachen Bundesliga überhaupt war, will ich mich nochmal an der Diskussion beteiligen.

Als Ralf Falkenmayer seine ersten Spiele für die Eintracht machte, strahlte ich und malte mir die Zukunft der Eintracht in rosaroten Farben aus.

Als Sebastian Rode hier anfing, war das ganz anders.  Wow, der ist gut, also bald wieder weg. Keine Emotionen, keine wirkliche Freude, nur nüchterne Realität.

2012 hab ich dann endgültig meine DK zurückgegeben. Und heute schau ich nur noch gelegentlich Bundesliga.  Ein bisschen Sportschau, wenn ich Zeit habe. Und konzentriert und interessiert nur dann, wenn die Eintracht spielt.

2013 habe ich immerhin noch 7 Heim- und ein Auswärtsspiel live gesehen. In dieser Saison wars nur noch das 4:5 gegen den VFB.

Bei der Entwicklung, die die Bundesliga genommen hat, ist es für Clubs wie die Eintracht nahezu unmöglich eine Mannschaft über Jahre aufzubauen.  Es ist unmöglich geworden, eine Philosophie mittelfristig umzusetzen.

Bayern qualifiziert sich dank seiner marktbeherrschenden Stellung bis ans Ende meiner Tage jährlich für die CL und schwächt aufkommende Konkurrenten nach Belieben ohne jemals finanzielle Probleme befürchten zu müssen.
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Eine Firmenmannschaft nach der anderen begrüsst die Bundesliga als "Bereicherung".
Und von denen ist -oh Wunder- noch nie eine auch nur für 12 Monate wieder abgestiegen.

Die Firmenkolonnen findet man in anderen Tabellenregionen.

Leverkusen belegt Jahr für Jahr einen Europacup Platz, dank der Finanzspritzen vom Konzern.

Wolfsburg legt innerhalb von 9 Monaten mal locker 80 Millionen für Gustavo, De Bruyne und Schürrle auf den Tisch und wird nicht mal verpflichtet, die Zuwendungen des Werks offenzulegen, wobei sich diese Summen mittlerweile der dreistelligen Millionengrenze p.a. nähern dürften. Und Hopp stellt seinem Dorfclub halt ein frisches Stadion hin, während Eintracht Frankfurt den Gegenwert von 5 Spielergehältern als Miete hinblättert.  

Hinzu kommen Investitionen dieser Clubs ins weltweite Scouting und in die Jugendarbeit, die den Rahmen von Clubs wie der Eintracht auch bei weitem sprengen.


Und die Kids??  Jedes, absolut jedes Kind, das über Fussball spricht, labert über die Bayern. Egal ob positiv oder negativ, ein Fussballgespräch ohne das irgendwann Bayern München erwähnt wird, ist nicht möglich.

Nee, eine Bundesliga, die sich eine Vielzahl von Vereinen nur noch als Esel und Ausbildungsknechte hält ist nicht mehr meine Welt.  Die für mich wünschenswerte Abspaltung der Traditionsvereine ist illusorisch. Und eine Liga nach dem Paritätsprinzip, wie es die finanziell erfolgreiche NFL vormacht ist es wohl auch.
Ein Trauerspiel ist es auch, dass die Vereine, die sich ausbeuten lassen, es nicht einmal schaffen, einen Solidarpakt zu schließen. Ein denkbarer erster Schritt wäre beispielsweise, wenn Clubs wie die SGE, Köln, HSV, VFB und 15 andere beschließen würden, in allen Spielerverträgen auf Ausstiegsklauseln zu verzichten. Aber nicht mal das kriegen die hin.

Ohne mich, das ist mir viel zu langweilig geworden


Top Beitrag.
Gehe ich eigentlich in allen Punkten mit konform und das Beschriebene sorgt auch bei mir dafür, dass das Interesse an dem ganzen Zirkus immer weniger wird. Noch hat die Eintracht zwar absolute Priorität und solange ich es noch mit meinem Gewissen vereinbaren, werde ich auch weiterhin fahren, aber ich merke auch, wie ich mich emotional von dem ganzen Rotz immer weiter entferne.
Ein paar subjektive Punkte an denen ich das fest mache:

- Früher gab es doch nichts größeres an einem Spieltag, als wenn die Bayern verloren haben. Heute sag ich ganz emotionslos: Sollen sie halt jedes Spiel gewinnen, dann ist es wenigstens kene Wettbewerbsverzerrung
- Außer unseren Spielen verfolge ich eigentlich kaum noch andere Bundesligaspiele. Die Male, die ich diese Saison Sportschau, Sportstudio oder Sport1 geschaut habe, kann ich wahrscheinlich an einer Hand abzählen
- Auswärtsfahrten bestehen sind meistens nur noch eine "Pflichterfüllung". Es kribbelt nur noch bei wenigen Spielen und im Endeffekt bin ich froh, wenn ich wieder daheim bin
- seit kurzem erhöhter Alkolkonsum bei Heimspielen, um das erträglich zu gestalten

Auf der Heimfahrt von Augsburg haben wir auch lange über dieses Thema diskutiert und überlegt was man dagegen machen kann. Quintessenz war: Realistisch betrachtet nichts.
Es kamen zwar Gedankenspiele auf, wie z.B. bei einem eventuellen Spiel gegen RB nächstes nur eine Reservemannschaft ohne Betreuer hinzuschicken und zeitgleich ein Freundschaftsspiel vor möglichst großer Kulisse gegen einen renommierten Gegner zu machen, aber dass das Utopie und nicht durchführbar ist, ist uns auch klar...

Das einzige, dass meiner Meinung nach helfen würde, wäre, wenn das System in sich selbst zusammenfällt. Wenn in naher Zukunft bei den Topsspielen VW-RB oder Audi-Hopp kaum Zuschauer im Stadion und noch weniger vor dem Fernseher sind, macht man sich vielleicht auch an anderer Stelle Gedanken.

Alle anderen Gedankenspiele (Boykott auf offizieller Ebene, Abspaltung oder auch nur eine neue Verteilung der Fernsehgelder oder eine Reform der CL, die ich für mit den Grund allen Übels halte)  sind zwar schön, aber nicht durchsetzbar.