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Oesch

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Freut mich, dass die Berichte so gut ankommen und ich scheinbar auch Lust auf ne Tour wecken konnte. Dann will ich hier aber auch Berichte lesen :-p

Hier wie gewünscht noch ein paar Bilder. Ich hatte leider selbst keine Kamera dabei, daher diesmal nur eine abgespeckte Version. Wer bessere sucht, findet diese sicherlich auf den bekannten Seiten im Netz.









Special: Die Tanzkatze "Balisto" samt weiteren Souvenirs (zum Größenvergleich: ist ne 0,66l Flasche)...
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Gude mal wieder,

da der Bericht im Eröffnungsbeitrag doch regen Zuspruch erhielt, gibt's hier mal einen Nachschlag. Ich entschuldige mich im Vorfeld schonmal, aber aufgrund der Konstellation der Reisegruppe und der Spielpläne lag der Fokus diesmal auch eher auf Suff. Die Erlebnisse von Samstag Abend habe ich dann auch mal geschickt ausgeblendet. Wer daran Interesse hat kann den kompletten Bericht eventuell noch später (eher nach Saisonende) an anderer Stelle lesen
Dafür habe ich aber diesmal eine Rechtschreibeprüfung über den Text laufen lassen


Anyway, genug das Vorgeplänkels:


In Zeiten von Pegida, den Anschlägen in Paris, Boko Haram usw, in denen man beim Zappen durch wahlweise TV, Radio oder www aus dem Kotzen nicht mehr raus kommt, lag nichts näher als mal wieder einen Reset durchzuführen und für ein Wochenende die ganze Scheiße zu vergessen. Das Jahr hat dank eines fiesen Hämorrhoidenproblems(Infos, die die Welt nicht braucht :-p) und dem alljährlichen Stress zu Jahresbeginn auf der Maloche eh noch nicht sonderlich gut angefangen, so dass das jetzt gerade mal recht kommt. Da am Freitagabend mein Vater noch Geburtstag feierte, das Derby für gewöhnlich Sonntags 15 Uhr angepfiffen wird und allerspätestens Dienstag wieder auf der Arbeit angetanzt werden musste, war schon im Vorfeld klar, dass für das Rahmenprogramm mal keine weiteren Kicks angedacht waren (war zeitlich eh nix kombinierbar) sondern das Augenmerk auf den Ausbau der zwischenmenschlichen Beziehungen lag.

Samstag morgens sollte uns - war ich bei der letzten Italientour noch alleine unterwegs, sollte die Reisegruppe diesmal aus neun (!) Personen bestehen (8x SGE und ein Quotenlautrer) - der heimatvereinseigene 9er mal wieder zur Airbase Hunsrück führen, immerhin für mich das vierte Mal innerhalb der letzten beiden Monate, herzlichen Glückwunsch.
Vor Abfahrt sagte allerdings der Tourälteste aus gesundheitlichen Gründen ab, kacke, also nur noch zu acht.

(...)

Sicher steuerte ich unser Vehikel durch den idyllischen Hunsrück zum Hahn, von wo aus wir nach ruhigem Flug ohne jegliche Vorkommnisse Rom bei strahlendem Sonnenschein erreichten.
Nach einer Runde Memory und zwei Kannen Tee fielen wir auch recht zetig in einen erholsamen Schlaf, schließlich wollten wir am nächsten Tag auch alle fit sein. So zumindest die Erinnerung

Zum Glück sah die Realität anders aus.

(...)

8:30, der Wecker klingelt.

Sonntag. Derbytag. Kader des Todes.

Der erste Blick des Tages ging dann in die Geldbörse, in der sich die dunklen Erinnerungen mit den größten Befürchtungen zu einer grausigen Wahrheit verbanden. Was in der Nacht noch nicht von Erfolg gekrönt war, war dafür jetzt umso realer: Ein Hauch von Nichts lächelte uns bittersüß an. Dafür hatten wir neben Balisto noch drei blinkende Sonnenbrillen, zwei geräuschgebende Tierschlüsselanhänger und sechs Rastaarmbändchen auf dem Zimmer. Nach kurzem Revue passieren lassen und einer messerscharfen Analyse ("So ne Katze ist auch net teuer, aber es summiert sich") konnten wir jedoch feststellen, dass wir nicht etwa beklaut wurden sondern für das Leck im Geldbeutel selbst verantwortlich sind. Aber besser ein Leck im Geldbeutel, als diesen gar nicht mehr zu besitzen. So erging es nämlich unserem Tour-Opi. Was jetzt folgte, war ein absolutes Drama, aber ich will nicht weiter drauf eingehen um nicht die gerade verheilenden Wunden wieder aufzureißen. Nur kurz ein Gedanke dazu: Scheiß Situation (vor allem in Hinsicht, dass ohne Perso kein Einlass ins Stadion), aber man kann ja wenigstens versuchen das Beste draus machen, zu ändern ist es eh nicht mehr. Man kann aber natürlich auch einfach gar nichts machen und sich den ganzen Tag allein im Zimmer einschließen...

Nun gut, schrumpfte die Gruppe also weiter, was soll's, kommt ja eh nicht so cool, in einer großen Gruppe Touristen bei einem der heißesten Derbys (ja, ist es immer noch) aufzulaufen.

Vom Vatikan ging es dann also per pedes in Richtung Olympiastadion, wo das 143. Derby della Capitale auf uns wartete (wenn man nur Ligaspiel betrachtet, mit Pokalspielen kommt man auf 161). Von den 142 bisher ausgetragenen Duellen gingen 49 an Roma, 37 an Lazio und 56 endeten Remis.

Bei meinem einzigen Besuch hier vor zwei Jahren siegte Lazio in einem unglaublich emotionalen Spiel, das irgendwie alle Erwartungen übertraf (heftige Ausschreitungen vorm Spiel, Choreo zu Ehren Gabriele Sandris sowie Ehrenrunde dessen Familie, Stromausfall, irreguläre Platzbedingungen und verrückter Spielverlauf samt zweimal rot) und das Römer Derby in der Liste meiner Lieblingsspiele ganz weit nach oben katapultierte, so dass klar war, dass ich hier auch mal bei einem Heimspiel der Roma auftischen muss.
Also, mal sehen was uns heute erwartet.


AS Roma - SS Lazio 2:2, Stadio Olimpico, Serie A, 51.252 Zuschauer (15.000 "Gäste")


Diesmal gab es zumindest vor dem Spiel keine Ausschreitungen zu sehen, was aber auch daran gelegen haben könnte, dass uns der Weg diesmal aus Süden zum Stadion führte. Von der Geräuschkulisse her könnte es auf der anderen Seite schon wieder geknallt haben. Aufgrund des Vorabends kam auf dem Weg zum Olimpico allerdings noch keine wirklich Derbystimmung. Das änderte sich jedoch zumindest bei mir spätestens in dem Moment, als der Roma Bus an uns vorbei fuhr und von jeder Mende schalwedelnder Tifosi bejubelt wurde. Da war man auf einmal wach und wollte auch schnell ins Stadion rein, immerhin oftmals die Zeit vor Ort Anpfiff die beste Zeit des Derbys, singen sich doch hier schon beide Kurven gegenseitig nieder und startet der für das Römer Derby typische Spruchbandbattle schon weit vor Kick Off. Auch heute sollten wieder Unmengen Spruchbänder gezeigt werden, auf denen wahlweise der Gegner beleidigt, Bezug auf das letzte Aufeinandertreffen, Spieler/Verein glorifiziert oder an Vincenzo Paparelli erinnert wurde (Lazio Fan, der beim Derby 1979 durch eine Signalrakete starb und für den es seit dem bei jedem Derby Spruchbänder gibt). Die meisten Spruchbänder konnte ich jedoch entweder aufgrund meines Platzes oder wegen mangelnder italienisch Kenntnisse nicht verstehen. Laut Aussage Alteingesessener wären diese aber in der Prä-Raciti-Sandri-Zeit wesentlich tiefsinniger und cleverer gewesen.
Na gut, soviel dazu.

Gut eine Stunde vor Anpfiff ließen wir die Einlasskontrolle nach zweimaligen Perso-Ticket- Abgleich aber ohne Taschenkontrolle hinter uns und nahmen unseren Platz in der Distinti Sud (zwischen Curva Sud und Haupttribüne, 50€ und damit billigste frei verfügbare Kategorie, dafür aber bequem online über listicket.com bestellbar) ein.
Erster Blick zur Roma in die Curva Sud. Noch paar Lücken zu sehen, Choreo aber schon aufgebaut. Blick rüber in den Norden zu den Laziali. Boah, was ist denn hier los? Hingen das letzte Mal hier noch keinerlei Zaunfahnen, sah das diesmal schon ganz anders aus. Besonders dass die Fahne der berüchtigten Irriducibili wieder hing, sorgte für große Augen. Ist hier was an mir vorbei gegangen oder seit wann sind diese wieder aktiv im Stadion? Oder war das eine einmalige Sache zum Derby?
Mittlerweile wurden auch die ersten Spruchbänder gezeigt und ab und an gegeneinander gesungen. Das war dann auch sehr beeindruckend, aber trotzdem nicht in der Intensität wie beim letzten Mal. Richtig laut wurde es jedoch, als eine Gruppe Laziali zum Choreoaufbau die Laufbahn kam und dafür vom kompletten Rest des Stadions niedergepfiffen und -gesungen wurde. Das ist schon geil, wie der Hass hier allgegenwärtig auch beim normalen Stadionbesucher verankert ist.
So konnte man jetzt bis zum Anpfiff dem Treiben der Kurven oder den Spielern beim warmmachen zusehen, man konnte aber seinen Blick auch auf die Anzeigetafel richten, blendete der hierfür verantwortliche Regisseur doch eine Traumfrau nach der anderen aus dem Publikum ein. War schon nicht schlecht und eine gelungene Abwechslung
Ebenfalls nicht schlecht waren die Roma-Hymnen. Ich bin ja eigentlich kein Freund von so möchtegern-melodramatischen Vereinshymnen, die ja in den meisten Fällen nur zum Fremdschämen sind, aber in Rom kommt das einfach gut (und da zähle ich die Lazio Hymne "Lazio Grande Lazio" explizit mit zu). Zum Einlaufen der Mannschaft wird das sensationelle "Roma Roma Roma" gespielt, und genau in dem Moment, in dem der Song einen Break hat und das Publikum singt, geht absolut zeitglich die Choreo hoch. Stark.
Im Hintergrund Pappen in den Vereinsfarben, dazu auf riesigen Doppelhaltern die Porträts der wichtigsten Kapitäne und Spieler der Vereinshistorie, von Attilio Ferraris IV (1927) bis Totti. Zusammen mit dem Spruchband „Söhne Roms, Kapitäne und Flaggen…unser Stolz, den ihr nie haben werdet“ (so oder eher so ähnlich) ergab dies ein sehr stimmungsvolles Bild.
Auf der gegenüberliegenden Seite im Norden wurde wie jedes Jahr ein hellblau-weißes Fähnchenmuster gezeigt, über das eine große Blockfahne gezogen wurde. Vor der Kurve prangerte das Dante-Zitat: „Macht euch keine Hoffnung, jemals den Himmel zu sehen! Ich komme, euch dort an dem andern Ufer, (in die ewige Finsternis, wo Hitze und Kälte wüten) zu führen“. Auf der Fahne selbst war ein Fährmann zu sehen, der mit einer toten Romanisti über das Wasser fuhr, so dass Bild in Kombination mit dem Spruch keiner weiteren Erklärung bedarf.
Mit Anpfiff der Partie begann es dann in beiden Kurven zu brennen, wobei der Punkt hier ganz klar an die gelb-roten ging, die eine für sie typische und eigentlich schon zur Hymne erwartete Pyroshow aus kiloweise Rauch in Vereinsfarben sowie mehreren Fackeln, die größtenteils alle auf der Tartanbahn entsorgt wurden zeigten. Garniert wurde das mit jeder Menge Böller und Papierbomben, die einen jedes Mal auf’s Neue zusammen zucken ließen. Die Anzahl der über das ganze Spiel detonierten Sprengsätze dürfte bestimmt dreistellig gewesen sein, gestört haben sich daran aber weder Zuschauer noch Spieler. Überhaupt dauerte es fast bis zur 10. Minute, bis man letztgenannte mal genauer beobachten konnte, ging das vorher doch aufgrund von Sichtbehinderung im Sinne von Nebel oder fasziniertem Blick auf die Tribüne (Choreo stand immer noch) nicht so wirklich. Machte aber nichts, in der ersten Anfangsphase war das Spiel eh nicht berauschend. Roma wollte zwar, aber leistete sich viel zu viele Fehler, so dass Lazio (bei denen Djordjevic für Klose in der Spitze spielte) besser ins Spiel kam und folgerichtig auch in Führung ging. Nach dem 0:2, das gleichbedeutend mit dem Halbzeitstand war, sah es aufgrund der desolaten Leistung schon so aus, als wäre der Käse hier gegessen.
Die Romanisti waren jetzt natürlich geschockt, gingen sie doch mit großen Erwartungen und einer riesigen Euphorie in die Partie, schließlich liegt man mit nur zwei Punkten Rückstand auf Juve (merda) auf Tabellenplatz zwei und könnte mit einem Sieg zumindest kurzfristig den Platz an der Sonne erobern, da Juve erst am Abend in Napoli spielen musste. Das schienen dann auch die Spieler zu begreifen, nach nur wenigen Minuten kamen diese aus dem Kabinentrakt zurück und nach noch weniger Minuten der zweiten Hälfte hatte Totti (wer sonst) den Ball auch schon zum Anschlusstreffer im gegnerischen Kasten versenkt.
Das war jetzt natürlich die perfekte Ausgangssituation für die verbleibende Spielzeit. Das Publikum war zurück, feierte jeden Einwurf euphorisch, Roma drückte, Lazio nutzte die Konterchancen nicht und in der 64. Minute schlug Jose Holebas einen Ball Richtung langen Pfosten. Und dort lauerte mit Seitfallzieher…Francesco TOTTI! Francescooooo TOTTI! Frrrrancescooo TOTTI! Was hier jetzt los war. Die Bilder, wie Totti in die Kurve rennt, mit Mannschaft und Fans feiert und auf dem Rückweg ein Selbstportrait (um das unsägliche Wort Selfie nicht zu benutzen [scheiße, doch passiert]) dürfte jeder gesehen haben. Zusätzlich war es für ihn persönlich auch ein geschichtsträchtiges Tor, da es sein 11. Derbytreffer war, wodurch er zusammen mit Dino da Costa (1955-60) Rekordtorschütze ist. Im Gegensatz zu da Costa erzielte Totti aber alle seine Tore in Ligaspielen.
Jetzt wurde es mal wieder kurzzeitig so richtig laut im Stadion und der Hauch vom alten Italien wehte durchs weite rund. Die Hoffnung, dass Totti auch noch den Hattrick perfekt macht und dem damit verbundenen Ausnahmezustand wurde leider mit dessen Auswechslung begraben und in der Schlussphase plätscherte das Spiel nur noch vor sich hin, so dass es zum Abpfiff beim letztendlich gerechten Unentschieden blieb.
Beide Mannschaften bedankten sich noch artig in der jeweiligen Kurve, wir bedankten uns bei den Mannschaften, dass sie freundlicherweise alle Tore auf unserer Seite erzielten und dann machten wir uns auch schon recht zufrieden auf dem Weg heraus. War schon gut, kam zwar vom Gesamtpaket her nicht ganz an das letzte gesehene heran, reicht aber auf jeden Fall, um nochmal vorbeikommen zu wollen. Dann investiere ich aber lieber 30€ mehr in die Karte (kann ja zum Ausgleich am Abend vorher weniger Bier trinken, höhöhö und hab dafür wenigstens etwas bessere Sicht, nicht nur deutsche Hopper im Block und vor allem hört man dann auch was von beiden Kurven. Von Lazio kam eigentlich so gar nichts bei uns an, obwohl es von der Bewegung her teilweise schon gut aussah.
Zur Stimmung bei Roma lässt sich sagen, dass diese schon ganz gut war, aber das Fehlen von Megafon und Trommeln schon sehr schwer ins Gewicht fällt. Aber ist auch klar, in so einer riesigen Kurve ist es einfach sehr schwer alle ohne Hilfsmittel zu erreichen und zu koordinieren. Da das aber schon vorher klar war, bin ich trotzdem recht zufrieden.

Nach dem Spiel kam es wohl noch zu Scharmützeln rivalisierender Fangruppen und der Polizei. Mitbekommen davon haben wir nichts, die Zeitungsberichte lesen sich auch nicht sonderlich schlimm, trotzdem wurden beide Vereine für das kommende Heimspiel mit einem Teilausschuss der Zuschauer bestraft bzw. dürfen nur Tessera-Inhaber Karten kaufen.

Uns führte der Weg zurück zum Petersdom, von wir aus wir den Rückweg zum Hostel am Termini mit einer kleinen Sightseesing Tour unter meiner fachkundigen Führung (das „Wissen“ stammt hauptsächlich aus der HBO Serie „Rom“ – wer sie noch nicht gesehen hat, unbedingt nachholen) vorbei an Engelsburg, Piazza Navona, Pantheon und Forum Augustus verbanden, unterbrochen nur durch kurze Nahrungsaufnahme in einem absoluten Touri-Abzockerladen. Als wären wir das erste Mal unterwegs, aber irgendwie hatte es außer Ede keiner geschnallt…
Trotz allem war dann heute Abend mit uns kein Krieg mehr zu gewinnen. Außer ein paar Bieren konzentrierten wir uns quasi ausschließlich darauf, was wir am besten können: Dummgeschwätz.

Montagmorgen wurde nahtlos daran angeschlossen, sogar unser verlorene Sohn war wieder besser gelaunt und schmiss sein noch nach dem Aufwachen abgelegtes Abstinenzgelübde wieder über den Haufen – zumindest solange, bis er den Schlüssel eines Schließfaches bei der deutschen Botschaft in seiner Hosentasche fand. Und zack, war die Gruppe wieder dezimiert. Bedanken möchte ich noch kurz vor Abflug bei Ede für die Auswahl der Location montags. In so einem abgeranzten Inderimbiss mit acht (später sieben) Leuten auf 2qm ohne Tisch zu sitzen, hat schon Stil…

Heimflug landete dann ausnahmsweise mal pünktlich, noch schnell die zwei Stunden unter weiteren Planungen und Dummgebabbel heimgeschrubbt und schon hatte uns der Alltag wieder.

In diesem Sinne: Bis zum nächsten Mal und nicht vergessen: No Totti, No Party
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Positiv: AleMinator
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reggaetyp schrieb:
frikadelle-mit-bulette schrieb:
Und wie lautet das Fazit?Vergleich mit Deutschland.
Ist das Pille Palle was in deutschen Stadien abgeht?


Wozu?
Er hat beschrieben, wie es dort war. Und das auf allerhöchstem Niveau.
Reicht doch.


Joa.
Bin auch kein Freund von großen Vergleichen. Unterschiedliche Mentalität, Kultur etc.
Trotzdem ganz kurz, da danach gefragt wurde:
Rein auf das Kurvengeschehen bezogen sind nach meinem persönlichen Eindruck - und das ist alles völlig wertfrei - die deutschen Kurven voller, bunter und machen überragende Choreos. Und trotzdem hat das alles was von Original gegenüber Kopie. Oder um es völlig überspitzt zu sagen, ohne jemandem auf die Füße treten zu wollen: In Deutschland stehen kleine Jungs, die einen auf dicke Hose machen. In Italien dicke Hosen, die wieder zu kleinen Jungs mutieren

Mag reichen, könnte zwar wieder drauf los philosophieren, aber in dem Text steht eigentlich genug drin
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stormfather3001 schrieb:
Toller Bericht, interessante Bilder, Danke!
Was ein Irrsinn, da muss man kerngesund sein.

Sag mal, Du scheinst gut italienisch sprechen zu können?
Also ich war Ende der 80er Jahre 10-14 Tage in Salerno. Urlaub!
Mein größtes Problem damals, die Sprachbarriere und die Öffnungszeiten der Banken? Immer von Pistoleros bewacht!
Wenn man kein italienisch konnte, ist man südlich von Rom eigentlich nur mit französisch weiter gekommen. Englisch war nicht. Ist das immer noch so?
Natürlich war da auch Pompeij, Herculaneum, Paestum Pflicht und das bei sengender Hitze.
Nach Neapel habe ich mich mit 2 blonden Kindern jedoch nicht rein getraut. Naja Camorra usw. war ja auch damals bekannt.


Naja, eigentlich spreche ich kein Wort italienisch  
So ein paar ganz rudimentäre Grundkenntnisse eignet man sich mit der Zeit an (ich sag mal so: zum Speisekarte lesen reicht es), zur Verständigung musste aber schon ein Mischmasch aus Englisch, Schulfranzösisch, Hände, Füße und Italienischfetzen herhalten.
Wobei ich es mir schlimmer vorgestellt hätte. In Pisa und Florenz konnte wirklich jeder englisch, im Süden war es da schon schwieriger (teilweise konnten oder wollten Anfang 20jährige kein englisch reden), aber auch da kam dann trotzdem eigentlich gut durch
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Vielen Dank für den Beitrag, wäre sonst an mir vobei gegangen.
Unterstütze ich dann auch gleich mal und drücke die Daumen, dass es für die Jungs noch klappt.
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Savoia - Paganese



Gruppe, die vor kurzem auf die Gegentriebüne gewechselt ist:


(Teil vom) Gästeblock nach Spielende


Curva Sud nach Spielende bei der Diskussion mit der Mannschaft



Bari Ternana

Stadion von außen


Curva Nord beim Einlauf


"Jeder 11.11. ist ein 13.12. - Gabriele lebt". Spruchband zum Todestag von Gabriele Sandri (11.11.2007)


Blick ins Stadion. Gut zu erkennen auch die Grundformation von Ternana (in weiß)...



Und eine kleine Auswahl an Spruchbändern für Stefano Gucchi





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Pisa - Lucca






Salernitana - Catanzaro

Gästeblock und schönes Panorama:


Einlauf. Wenn man etwas zoomt, kann man beim Spielführer Armandino erkennen:


Gästeblock CloseUp:


Siegtor:


Einer von zwei Cateringständen. Kult:
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Danke, dann versuch ich mal, dass ich es bei den nächsten gleich richtig mache.
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Falls das funktioniert, hier wie versprochen auch noch ein paar Bilder, erstmal aus den Stadien.
Los geht's mit Fiorentina - Paok (sind leider nicht so gut geworden)



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WuerzburgerAdler schrieb:
Oesch schrieb:


WuerzburgerAdler schrieb:
Wow. Starker Bericht. Geht eigentlich nicht besser.
PAOK ist klar. Lauter als die Griechen geht einfach nicht. Warst du mal bei Panathinaikos oder Olympiakos?


Habe Panathinaikos nur im Olympiastadion gegen AEK gesehen. Das war schon cool, ging in der Riesenschüssel aber leider auch etwas unter.
Olympiakos habe ich einmal zu Hause gesehen, war zwar extrem laut und anfangs war ich auch begeistert, aber irgendwann ging's mir auf den Sack. War einfach total spielunabhängig und nichtmal bei nem Tor wurden die Gesänge unerbrochen, war nicht meine Welt.
PAOK war da schon geiler


Hatte das Vergnügen im kleinen Apostolos Nikolaidis mitten in der Stadt. Abenteuerlich.  
Im Olympiastadion fand ichs aber auch krass. Gut, es war das Derby gegen Olympiakos. Verrückt war, dass in die Pöbelgesänge gegen Olympiakos (Beruf der Mutter des Olympiakos-Trainers etc.) die ganze Haupttribüne laut brüllend eingestimmt hat...
Auch nett: nach dem Platzverweis für einen Panathinaikos-Spieler hagelte es vom Oberrang auf einen Schlag so viele Plastikflaschen, dass für kurze Zeit das Flutlicht verdunkelte...  

Nochmal Respekt für deinen tollen Bericht!    


Geil, die Griechen sind einfach verrückt  

Das Apostolos Nikolaidis ist allein von außen schon mit das geilste Stadion, das ich kenne. Bin das vorletzte Januar WE mal wieder in Athen, hoffentlich ist dann ein Spiel da (auf den Spielplan, der auf allen einschlägigen Seiten steht, kann man ja nichts geben)
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Danke für die positiven Rpckmeldungen. Das motiviert bei Gelegenheit mal wieder was zu schreiben.

reggaetyp schrieb:
Geile Tour, mördergeiler Bericht. Vielen Dank! Fotos wären natürlich großartig.
Smells like Punkrock.

Ich glaub, ich fahr diese Saison auch mal wieder nach Italien.



Jetzt weiß ich, was ch vergessen habe
Sofern ich das hinkrieg, kommen bald welche nach.


WuerzburgerAdler schrieb:
Wow. Starker Bericht. Geht eigentlich nicht besser.
PAOK ist klar. Lauter als die Griechen geht einfach nicht. Warst du mal bei Panathinaikos oder Olympiakos?


Habe Panathinaikos nur im Olympiastadion gegen AEK gesehen. Das war schon cool, ging in der Riesenschüssel aber leider auch etwas unter.
Olympiakos habe ich einmal zu Hause gesehen, war zwar extrem laut und anfangs war ich auch begeistert, aber irgendwann ging's mir auf den Sack. War einfach total spielunabhängig und nichtmal bei nem Tor wurden die Gesänge unerbrochen, war nicht meine Welt.
PAOK war da schon geiler
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Gude,
die meiste Zeit bin ich ja nur stiller Mitleser, da hier aber auch Berichte von Spielen abseits der magischen SGE gern gelesen werden, wollte ich mich auch mal versuchen

Kurzes Vorwort:
Alles hier sind persönliche Erfahrungen/Meinungen und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Wenn irgendwo Falschinformationen stehen, bitte um Nachsicht und gerne auch korrigieren, bin sicherlich kein Experte.
Ebenfalls sorry, wenn ich irgendwo abgedriftet bin oder sich der Fehlerteufel eingeschlichen hat, irgendwie ist das alles viel länger geworden als gedacht, und ich hab mich schon kurz gefasst
So, genug dazu , der Text ist lange genug:

Da es im Kalenderjahr 2014 ein paar Uralsubstage zu verschwenden galt, stand relativ frühzeitig der Plan, mal wieder in Italien nach dem Rechten zu sehen. Und welcher Termin eignete sich dazu besser als der des unwichtigsten Spieles des Jahres gegen den Bayern. Gut, an dieser Stelle könnte man jetzt gegenargumentieren, dass das Länderspeilwochende die Woche drauf vielleicht noch besser wäre, aber da haben mich die Spiele auch nicht so gereizt.
Kurz zur Planung:
Mit dem Eurapacup Spiel Fiorentina-PAOK war schnell ein Auftakt gefunden. Passenderweise hate Ryanair am Spieltag Flüge für 19€ nach Pisa im Angebot, also Stand der Startpunkt fest. Klar war, dass ich auf jeden Fall das Heimspiel von Salernitana und/oder Bari besuchen wollte, also mal auf gut Glück für Dienstag einen Rückflug von Rom gebucht. Der Rest mussten dann die Spieltagsterminierungs-Götter erledigen. Unglaublicherweise terminiert Italien seit dieser Saison sehr sehr früh. Während man letzte Saison teilweise eine Woche vor Spiel (oder im Extremfall des Genua-Derbys zwei Tager vor Spiel...) noch nicht wusste, wer wann spielt, ist z.B. dieses Jahr die Hinrunde der Serie A schon seit Wochen komplett terminiert. Auch die unteren Ligen sind relativ frühzeitig dran, was die Planung doch erleichterte:
Als erstes kamen dann die Ansetzungen für Lega Pro (ehemals Serie C - aufgeteilt in drei regionale Staffeln) raus. Und die Götter waren wirklich Götter:
Das einzige Fteitagsspiel fiel auf Pisa gegen Lucchese, von Florenz ja bekanntlich nur einen Katzensprung. Salernitana - Catanzaro wurde auf Samstag gelegt, passenderweise gibt es einen direkten Nachtzug von Pisa nach Salerno. Für Sonntag hat man dann im Speckgürtel Neapel eh die freie Wahl der Waffen und das Montagsspiel in Foggia wäre auch gut mit dem Heimflug kombinierbar. Soviel Glück kann man ja eigentlich gar nicht haben, aber als dann Serie B raus kam, Bari auf Montag terminiert und Ryanair nen Flug Bari nach Rom für 17€ anbot, musste das Glück eigentlich aufgebraucht sein

Soviel zur Vorgeschichte (jaja...kurz), am Donnerstag 6.11. ging es dann dann nach dem Hessenpokal"kracher" SV Wiesbaden - OFX (kurze Anm.: Was ein erbärmliches Pack, dass die selbst bei so einem Spiel gegen die Heimseite pöbeln müssen und (wenn ich es richtig geört hab) Judenschweine Rufe auspacken...) los.
Nach problemloser Flug-Bus Kombi kam ich mittags bei regnerischem Wetter in Florenz an. Erste Aufgabe bestsnd darin, die gebuchte Unterkunft zu finden und die Ticketfrage zu klären. Letzteres ist in Italien ja mittlerweile ein höchst bürokratischer Akt, z.B. werden Tickets generell nur noch gegen Perso ausgegeben und die Daten beim Einlass auch abgeglichen, falscher Name bedeutet keinen Einlass. Am Stadion selbst haben auch nicht überall Kassenhäuschen geöffnet (und selbst wenn, dann schließen die auch gerne Mal etwas früher). Meistens werden aber die Vorverkaufsinfos auf den jeweiligen Homepages veröffentlicht, so dass man doch zurecht kommt, trotzdem find ich es immer besser, schnellstmöglich Tickets zu organisieren. Also vorher schlau gemacht, wo es diese gibt (im Fiorentina Shop am Stadion), also die Beine in die Hand genommen und die gut vier km vom Bahnhof zum Stadion abgeschrubbt. Da meine Unterkunft eh in der Nähe vom Stadion war, passte das ganz gut. Weniger gut hingegen passte, dass der Regen auf dem Weg immer stärker wurde und ich trotz zwischenzeitlichem Schirmkaufs irgendwann komplett durchnässt im Ticketladen ankam. Tja, und was soll ich sagen, als ob die Nässe nicht schon schlimm genug war, eröffnete mir der nette Herr, dass es für dieses Spiel eine Auflage der Polizei gibt, keine Karten an Griechen und Deutsche (wohl weil so viele Deutschgriechin angekündigt und auch da waren) außerhalb des Gästebereichs zu verkaufen. Abgesehen davon, dass dieser eh ausverkauft war, hätte ich mir auch besseres vorstellen zu können als im PAOK Block zu landen
Soviel also zum Thema Kartenbeschaffung in Italien im Jahre 2014...
Der Mann im Ticketshop hat dann zwar noch paar Mal hin und her telefoniert, aber im Endeffekt konnte er nichts machen.
Naja, lamentieren hilft ja alles nix, noch waren gut fünf Stunden bis zum Anpfiff. Also mal in den nächsten Ticketladen, die haben aber gar keine verkauft...Check ich halt erstmal im B&B ein und seh dann weiter. Gesagt, getan, dabei festgestellt, dass nicht nur ich, sondern auch quasi alle Klamotten im Rucksack durchnass sind...aber das muss jetzt halt mal warten, gibt wichtigeres: Kurz ins Wlan eingeloggt, alle weiteren Vorverkaufsstellen auf dem Stadtplan markiert (waren eh fast alle in Stadionnähe) und wieder auf den Weg gemacht um diese nach und nach abzuklappern. War aber gar nicht nötig, beim ersten Versuch bekam ich ohne Problem meine Zugangsberechtigung ausgestellt. Wäre ich hier als erstes reingegangen, hätte ich gar nichts von dieser Beschränkung mitbekommen...naja, Italien halt
Jetzt ging's mir auch gleich besser und nach einer Stärkung in Form von Panini und Birra Moretti ging es dann auch relativ zeitig ins Stadion, zu

Fiorentina - PAOK Saloniki 1:1, Europa League, Stadio Artemio Franchi, 25.000 Zuschauer (2.500 Gäste)

Ein Grund der Tour war ja auch zu sehen, wie sich die Kurven in Italien aktuell so darstellen. Auf Bildern und bei vorherigen Kurzbesuchen auf dem Stiefel habe ich so den Eindruck erhalten, dass sich nach den ganz schlimmen Jahren seit den Ereignissen 2007 mit Einführung der Tessera del Tifosi und den ganzen Repressialien und Gruppenauflösungen (näher möchte ich darauf nicht eingehen, da dass a) wenn überhaupt nur gefährliches Halbwissen wäre und b) den Rahmen sprengen würde) mittlerweile doch wieder so einiges bewegt. Allerdings traf das für dieses Spiel nur bedingt zu, hier war ich vor allem auf den Auftritt der Gäste aus Griechenland gespannt. Und was soll man dazu dann groß sagen? Hier wurde heute eben mal die Messlatte für einen Auswärtssupport mal sowas von in die Höhe geschraubt. Da wurde mal so eben über 90 Minuten in einer unfassbaren Lautstärke gesungen, geschrien und gehüpft, dass einem die Kinnlade runtergefallen ist...und das ganze ohne Dach, Trommel oder Megafon. Das war schon erste Sahne, und egal was jetzt noch kommt, das war schon alles wert.
Curva Fiesole war nicht ganz gefüllt, ständig in Bewegung und Fahnenschwenken, aufgrund meines Sitzplatzes gegenüber vom Gästeblock kam aber nicht viel an. Ab und an war's dann aber doch brachial, so dass ich mal ganz wohlwollend einen gute Auftritt bescheinige.
Sehr unterhaltsam war auch das Spiel. Fiorentina vor allem in der ersten Halbzeit mit schönem Offensivspiel (der Cuadrado ist schon ein feiner Fußballer, auch wenn er mich so oft wie der sich fest rennt dann am end doch an Inui erinnert ) und Riesenchancen, die aber alle mehr oder weniger kläglich vergeben wurden. Hierbei trat vor allem auch Mario Gomez desöfteren in Erscheinung.
In der zweiten Halbzeit kam Paok dann aggressiver raus, so dass das Spiel offener wurde. Gomez gergab weiter Chance um Chance, folgerichtig ging PAOK 10 Minuten vor Schluß nach schöner Kombination 1:0 in Führung. Wenn bis dahin der Gästepöbel außer Rand und Band war, weiß ich nicht, wie man das dann beschreiben soll. Ich hätte ja auch gern gesehen, wie die bei einem Sieg ausgerastet werden, doch kurz vor Schluß konnte Kapitän Manuel Pasqual mit einem wunderschönen direktem Freistoß ausgleichen.
Kurz erwähnt werden muss noch, dass mit Tzavellas in der Nachspielzeit ein alter Bekannter eingewechselt wurde, der allerdings nicht mehr in Erscheinung treten konnte.
Was ich noch sehr interessant fand, dass hier bei einem Europacup Spiel um Stadion Büchsenbier und Borghetti (Kaffeelikör) verkauft wird. Wobei, letzteres gehört in Italien wohl zu den Grundnahrungsmitteln...

Hochzufrieden mit dem Spiel ging es dann zurück in die Unterkunft, schlafen und am nächsten Tag, nachdem ich die Hauptsehenswürdigkeiten in Florenz abgehakt hatte, mit dem Zug zurück nach Pisa. Hier bestand die erste Aufgabe auch wieder, ein Ticket für das abendliche Spiel zu beschaffen. Da sich das Stadion nur den berühmten Steinwurf vom Piazza del Miracolo mit Schiefem Turm, Dom und Baptisterium entfernt befindet, ließ sich das wunderbar mit Sightseeing verbinden. Vom Bahnhof zu besagtem Piazza del Miracolo muss man einfach ca. eine halbe Stunde geradeaus durch die wunderschöne und gepflegt Altstadt laufen. Wenn man jedoch so wie ich den Stadtplan flasch interpretiert und den Schildern für Autos folgt, wird der Weg auch locker mal mehr als doppelt so lang und führt anstatt durch enge Gassen an einer vielbefahrenen Straße entlang. Egal, irgendwann war ich da, der Weg hatte sich dann auch gelohnt, absolut beeindruckend. Vor allem war mir von meinem Besuch im als kleiner Bub im Familienurlaub nicht mehr bewusst, wie verdammt schief dieser Turm ist...
Nichts schief hingegen lief diesmal bei der Kartenbeschaffung: Im Fanshop in der Straße neben dem Stadion gab es das unkompliziert zu kaufen. Wer wollte, hätte sich hier auch gleich noch mit Bengalos eindecken können.
Die Zeit bis zum Anpfiff wurde dann mit Dolce Vita in Reinkultur in der wie schon erwähnt sehr schönen Altstadt verbracht: Hier ne Pizza, da ein Bier, hier ein Eis, dann mal ein Käffchen und wieder Bier...das Leben ist schön
Irgendwann rief dann aber doch wieder König Fußball:

Pisa - Lucchese 0:0, Lega Pro B, Arena Garibaldi, 7.000 Zuschauer (ca 50 Gäste)

Das Stadionumfeld wusste schonmal sehr zu überzeugen: Rund ums Stadion dunkle, enge Gassen, alte Häuser, diverse Bars und jede Menge Gewusel. Gefällt schonmal sehr gut.
Anonsten wusste ich im Vorfeld nichts so recht mit diesem Spiel anzufangen. Klar, Pisa ist bekannt, aber Lucca war mir auf der fußballerischen Landkarte noch nciht begegnet. Mit Lucca verbinde ich bis heute eigentlich nur ein Trauma aus meiner Kindheit, als wir damals als kleine Buben vom Vater durch die Altstadtgassen getrieben wurden. Was hab ich es gehasst, heute würde mir dort wahrscheinlich bei meinem Faible für alte italienische Städte einer abgehen. Nach diesem Schwank in meine Kindheit kommen wir aber mal wieder zum Wesehntlichen: Pisa und Lucca trennen nur 20 km, so dass man hier schon von einem Derby sprechen muss. Inwieweit das aber als Derby gelebt wird? Ich hatte keine Ahnung und ließ mich einfach überraschen.
Zusätzlich zu den 20km trennen Pisa und Lucca auch 8 Punkte, so dass hier heute der 2. auf den 17. traf, so dass man schon erahnen konnte, wie das Spiel ablaufen wird:
Lucchese mit einem astreinen Catenaccio, ließ kaum was zu, versuchte aber noch weniger nach vorne. Die wenigen Chancen von Pisa wurden mehr oder weniger kläglich vergeben. Und wenn man kein Kopfball Duell gewinnt, sollte man vielleicht irgendwann auch mal auf die Idee kommen, nicht nur Hohe Bälle zu bringen - vor allem wenn eh jeder zweite im Aus landet. Wen dann noch der Schiedsrichter nicht gerade wohlwollend pfeift, kann ja auch kein Tor fallen.
Auf den Rängen hingegen war schon etwas mehr los. Stadion an sich auch gut gefüllt (Pisa hat neben Ascoli den höchsten Zuschauerschnitt in Lega Pro Gruppe B), wenn auch aus Lucca nur rund 50 stille Beobachter angereist waren. Trotzdem scheint es schon eine recht ausgeprägte Rivalität zu geben, wurden doch jeder Menge Pöbelgesänge gen Lucca geschmettert, an denen sich teilweise auch die Zuschauer auf der Tribüne beteiligten.
Curva Nord Pisa war recht gut gefüllt, zeigte zu Spielbeginn eine Choreo (große Curva Nord Blockfahne), div. Spruchbänder, hatte Trommeln und Megafon drin (was weiß Gott keine Selbstverständlichkeit ist heutzutage), zündete übers ganze Spiel immer wieder Pyro, wobei hier auffällig ist, dass jedes Bengalo sofort auf den Boden oder in den Innenraum geworfen wird und hatte viele (auch alte) Fahnen in der Luft. Gesanglich war das auch voll ok, zwar konnte nur selten das ganze Stadion animiert werden - wenn, war's aber geil - aber war schon gut, vor allem auch sehr schöne Melodien dabei. Und es ist einfach geil zu sehen, mit welcher Freude und Enthusiasmus die Leute dabei. Auffallend auch der recht hohe Altersschnitt in der Kurve.
Alles in allem war das schon gut, zwar nichts was die Welt verändert, aber auch weit davon entfernt tot zu sein - eher im Gegenteil.
Noch ein Wort zum Stadion: Ich hab ja schon das Umfeld etwas beschrieben, im Inneren geht es nahtlos weiter: Der Putz bröckelt, die Brüstung ist in langsam verblassenden Vereinsfarben gestrichen, man sitzt stilecht auf Beton, unter der Tribüne gibt es sowas wie Licht nicht und auf dem Klo muss man aufpassen, nicht zu tief in die Pisse zu treten...zusammengefasst: richtig geiles Teil
Und als besonderes Gimmick hat man nen super Blick auf den direkt dahinter auftürmenden schiefen Turm.

Nach dem Spiel begann dann der Spießroutenlauf gegen den Hunger. Durch die Altstadt ging es vorbei an Bars, Ristorantes, Trattorias, Osterias und Pizzerien (wo ist hier der Unterschied?) zurück zum Bahnhof, und aus jeder der Lokalitäten roch es besser. Überhaupt sehr geil, was hier Anfang November gegen 23Uhr auf der Straße los war.
Am Bahnhof angekommen ließ sich die Wartezeit bis zur Abfahrt des Zuges dank Game of Thrones recht gut überbrücken, als dieser um 2:38 endlich eintraf war ich trotzdem übermüdet und freute mich auf ein bißchen Schlaf. Gut, der wurde mir dann nicht vergönnt, mein reservierter Platz war mehrfach belegt, selbst der Schaffner konnte nichts machen, also galt es auf einem Notsitz auf dem Gang Platz nehmen. Wenn man sich jetzt noch vorstellt, dass im gegenüberliegenden Abteil (gegenüber heißt in diesem Fall, dass ich meinen Kopf gegen die Tür lehnen konnte...wenn diese geschlossen gewesen wäre) die ganze Zeit Licht brannte, die Insassen sich alle paar Minuten die Füße vertreten mussten und von hinten eiskalter Fahrtwind wehte, kann man vielleicht nachfühlen, dass hier an Schlaf nicht zu denken war. Und wenn man eh schon mit den Nerven fertig ist und denkt, es kann nicht mehr schlimmer werden, setzt sich irgendwann ein Typ Marke Alkoholiker im Endstadium auf den Notsitz neben einen und fängt an in einer unfassbaren Laustärke zu telefonieren. Glücklicherweise wurde gegen 5:30 dann doch ein Abteil leer, so dass ich bis Salerno doch noch 3-4 Stunden Schlaf fand.
Trotzdem kam ich dann natürlich völlig gerädert in Salerno an und wusste erstmal nciht so recht was ich tun sollte. Bahnhof hatte keine Gepäckaufbewahrng, Orientierung hatte ich auch nicht, Nerven auch nicht mehr. Also das in dieser Situation einzig sinnvolle gemacht und mit dem Zug die 30 Minuten nach Pompei zum gebuchten Hotel zu fahren und erstmal Gepäck ablegen und klarkommen. Das war dann auch die beste Entscheidung und nachdem ich mich kurz frisch gemacht hatte, sah die Welt schon wieder ganz anders aus.
Zurück in Salerno hatte ich trotzdem keine Lust auf Stadtbesichtigung, außerdem galt es noch die Ticketfrage zu klären und bis zum Anpfiff waren ja auch nur noch zwei Stunden, also mal auf zum Stadion.
Das Stadion Arechi liegt etwas außerhalb, hat aber direkt eine Metrohaltestelle vor der Tür. Das Stadion selbst ist natürlich ein endgeiler Bau, das Stadionumfeld hingegen recht trostlos, da gab es mal so gar nichts. Als ich ankam, war ih nciht al sicher, ob es hier heute ein Spiel gibt, keine Polizei, kein Ordner, keine Stände...nix. Hatte aber auch den Vorteil, dass am Ticketschalter (der glücklicherweise schon offen war) nichts los, so dass dieser Punkt problemlos abgehakt wurde.
Nach und nach kamen dann auch immer mehr Leute, kurz dem Treiben vor dem Stadion zugeschaut (hier laufen schon paar Kaliber rum) und dann nix wie rein in Bude zu

Salernitana - Catanzaro 2:1, Lega Pro Gruppe C, Stadio Arechi, 6.547 Zuschauer (ca. 250 Gäste)

Von Innen konnte das Stadion noch vel mehr überzeugen. Enges, reines Fußballstadion mit kleinem Unter- und großem Oberrang und schönem Blick auf die Bege im Hintergrund. Nach und nach füllte sich das Staion auch immer mehr, ich hätte die Zuschauerzahl auch auf höher als 6500 geschätzt. Der Italiener durfte auch nochmal seine Macho-Gene zeigen, da ein Linienrichter eine recht ansehnliche Frau mit sehr eigenwilligem Laufstil war. Die Geräuschkulisse, als diese das Feld betrat war schon geil
Curva Sud Siberiano war sehr gut gefüllt und sang sich schon gut warm. Und vor Anpfiif wurde es dann so richtig bewegend:
Gerade als ich dachte, was ist das denn für ein schlechter Trommler, klärte mich der ca. 65jährige Getränkeverkäufer auf, dass es sich dabei um den kleinen Armandino handelt. Bevor ich hier jetzt groß aushaole, zitiere ich einfach mal den sehr empfehlenswerten Blog altravita.com:
"Armandino ist 6 Jahre alt, hat Krebs und erhält für seinen Kampf gegen die Krankheit Anteilnahme aus ganz Italien. Trainer Menichini hatte ihm den Sieg in Ischia gewidmet. Zuspruch und Mut kommt auch aus vielen Fanlagern wie Bari, Reggio oder Brescia; aber auch ein Rivale wie Caserta hat ein Solidaritätsessen organisiert, um die Familie des Kleinen zu unterstützen."
https://www.facebook.com/video.php?v=856801761033381 (mal gucken ob der Link funktioniert).
Armandino führte dann auch die Mannschaften unter "Armandino" Gesängen des Stadions aufs Feld. Das war schon groß.
Zum Einlaufen gab es auf Seite Salernitanas ein Fahnenmeer (Frage an die Experten: Ist es eigentlcih normal, dass mittlerweile in Italien fast alle Fahnen gedruckt und nicht selbst bemalt sind?) und ein Spruchband für Stefano Gucchi.
Stefano Gucchi starb vor fünf Jahren unter mysteriösen Umständen in Polizeigewahrsam (auch hier kurz ein Link zu: http://www.berliner-zeitung.de/archiv/stefano-cucchi-starb-unter-mysterioesen-umstaenden-in-einem-roemischen-gefaengnis--seine-familie-verlangt-auskunft-ueber-seinen-tod--vollzugsbeamte-und-aerzte-stehen-unter-verdacht-entkraeftet,10810590,10683592.html). In der letzten Woche wurden die Verfahren gegen alle beteiligten Beamte und Ärzte eingestellt und diese freigesprochen. Eigentlich hat fast jede Kurve, die ich an diesem Wochenende gesehen habe, ein Spruchband oder Gesänge für Stefano Gucchi gezeigt.
Mit Anpfiff folgte dann ein donnerndes, von der gesamten Kurve (und nicht nur einem kleinen Teil) vorgetragenes "Diffidati con noi" (Ausgesperrte mit uns) - krass beeindruckend. Und danach wurde ein Auftritt aufs Parkett gelegt, dass ich mich fast im Italien der 90er wähnte. Ohne das jemals miterlebt zu haben, aber ich frag mich, wie das früher noch besser gewesen sein soll. Angetrieben von mehreren Trommeln, die ich vom Sound her eher auf einer Sklavengaleere erwartet hätte, und eine Mikroanlage wurde hier unter ständigem Fahneneinsatz ein schönerer Gesang nach dem anderen zum besten gegeben. Beigetragen dazu hat sicherlich auch das begeisternde Spiel:
Hier spielte heute der 3. gegen den 7. und man merkte beiden an, dass sie oben an den Aufstiegs- bzw, Playoffplätzen dran bleiben wollten. Chancen hüben wie drüben, leider ging es mit 0:0 in die Pause. Nach Wiederanpfiff das selbe Bild, irgendwann gingen die Gäste in Führung, wodurch Salernitana noch mehr Druck machen musste, das Ding wollte aber einfach nicht reingehen. Irgendwie war der Spielverlauf eine Parallele zum Florenzspiel, und so fiel auch hier der Ausgleich kurz vor Schluß durch einen direkt verwandelten Freistoß. Und was darauf auf den Rängen folgte war einer dieser Momente, für den man die ganze Scheiße auf sich nimmt: Zur Melodie von "La Copa Libertadores es mi obsesion" sprang hier jetzt alles auf und ab, so dass man sich schon nicht mehr in Italien sondern schon fast bei San Lorenzo wähnte. Das kann man gar nicht beschreiben, da hätte ich am liebsten geheult, und selbst jetzt wo ich das hier schreibe kriege ich schon wieder Gänsehaut. Ich weiß nicht ob ich da jetzt übertreibe, aber manchmal überkommt es da einen einfach und man ist völlig überwältigend. Ich habe jetzt ja auch schon so einiges an Spielen gesehen, aber an so Momente kann ich mich (Eintracht Spiele mal außen vor) eigentlich nur bei River Plate und Aris Saloniki erinnern.
Und als ob das des Wahnsinns noch nicht genug gewesen wäre, gelingt Salerno durch das weite Tor von Calil (übrigens der einzige Nichtitaliener) in der 95. Minute noch der Sirgtreffer. Jetzt gab es hier mal sowas ovn kein Halten mehr, einfach auch geil, wenn nach dem Tor alles im Ausnahmeustand Richtung Zaun rennt, springt, fällt, die komplette Auswechselbank auf das Spielfeld rennt, ach, ich könnte Schwärmen, gibt doch nichts Schöneres als wenn sich Menschen freuen.
Nun ist es beim Fußball nunmal so, dass wenn sch jemand freut, zwangsläufig jemand anderes ärgert, dementsprechend niedergeschlagen war dann auch das Team und die Fans von Catanzaro. Auf letztere war ich auch gespannt, gibt es doch mit den Ultras Catanzaro eine über 40jährige Gruppe, die die Tessera akzeptiert hat und dementsprechend auch auswärts fährt. Ich würde die Anzahl hier und heute auf 2-300 schätzen, lässt sich schwer sagen, da der Gästeblock von einem engmaschigem Netz umschlossen war, so dass man nicht alles einsehen konnte. Auf jeden fall waren diese auch hinter zwei Bannern größtenteils oberkörperfrei in Bewegung und auch ab und an mal zu vernehmen, so dass man auch hier von einem recht guten Auftritt sprechen kann. Und einen Bonuspunkt gibt es ebenfalls für den genialen Torjubel

Mit jeder Menge Eindrücke und neuer Ohrwürmer ging es dann nach dem Spiel wieder zurück ins Hotel wo es erstmal galt, etwas Schlaf nachzuholen. Das Hotel selbst war übrigens super geil gelegen. Vom Eingang (und sicherlich noch viel besser von den Balkonen in den oberen Stockwerken) konnte man schon die Ruinen von Pompei und den Vesuv im Hintergrund überblicken. Überhaupt gehören besagte Ruinen zusammen mit denen von Herculaneum zum absoluten Pflichtprogramm, wenn man sich in dieser Gegend befindet (und eigentlich auch, wenn man sich nicht in dieser Gegend befindet, sollte man definitiv mal gesehen haben). Gehört sicherlich zum beeindruckendsten, was ich bisher gesehen habe und ich finde es immer wieder faszinierend, wie modern die römischen Städte zu dieser Zeit waren. Aber gut, ich drifte schon wieder ab, Bericht ist eh schon lang genug
Am nächsten morgen wurde sich erstmal ausgibig am Frühstücksbuffet bedient und schon musste ich schon wieder los, das runde Leder wartete. Da ich mich ja auch mal sportlich betätigen musste, bin ich die 6km zum Staion kurzerhand gejoggt. Durch die nicht gerade gepflegten, aber authentischen Gassen Torre Annunziatas ging es zu

Savoia - Paganese 0:1, Lega Pro Gruppe C, Stadio Alfredo Giraud, 1.760 Zuschauer (300 Gäste)

Sonntags hat man rund um Neapal ja die Qual der Wahl was interessante Spiele betrifft. Ich entschied mich für heute für o.g. Partie, da mich a) irgendwann mal ein Video von Savoia anlachte, b) die beiden Städte Torre Annunziate oder Pagani nur wenige Kilometer trennen, c) die gerade für Italiener unmenschlicher Anstoßzeit von Sonntag 12:30, so dass man eventuell noch ein Spiel danach schauen kann und d) ganz einfach die Bequemlichkeit, ließ sich eben einfach zu Fuß erreichen
Karten gab es auch hier problemlos im Wettshop vorm Stadion. Selbiges liegt wieder schön im Wohngebiet und ist von außen mit schönen Bildern für Verein und Kurve bemalt, macht einiges her. Vorm Stadion lungerten auch allerhand düstere Gestalten rum, könnte mir schon vorstellen, dass hier im Dunkeln ein gewisses Kribbeln in der Luft liegt.
Im Stadion selbst dann erstmal ein kurzer Schock, spielen die hier doch tatsächlich auf Kunstrasen. Das passt ja mal so gar nicht zum ganzen Umfeld hier.
Zusätzlich etwas schade war, dass sich die Fanszene von Savoia vor kurzem aufgespalten hat und jetzt je eine Gruppe auf der Gegengerade und eine in der Kurve steht, die allerdings außer Gesängen für Stefano Gucchi (s.o.) nichts gemeinsam machten, wenn auch beide Gruppen für sich sicherlich gut waren. Mit fortlaufender Spieldauer wurde das aber immer schwächer, aber wer will es Ihnen verdenken. Ganze 8 Punkte hat Savoia bisher geholt und wenn man sich das Spiel so angesehen hat kam schon die Frage auf, wie die das überhaupt geschafft haben. Paganese war selbst nicht besser, konnte aber wenigstens einmal das Runde ins Eckige bringen. Das Tor des Tages fiel natürlich nach einem Standard (Ecke), der nach einem Standard (Freistoß) erstand. So viel dazu...
Beste Szene des Spiels war noch, als je ein Spieler beider Mannschaften halbtot auf dem Boden lag, niemand den Ball ins aus schießen wollte (oder konnte?) und der Schiedsrichter daraufhin eben selbst das Spiel unterbrach, in dem er mit einer astreinen Grätsche (wenn auch unbeabsichtigt) einen weiteren Paganesen fällte. Da mussten selbst die leidgeplagten Heimfans mal lachen.
Interessant wurde es dann nochmal nach dem Spiel. Während bei Paganese Mannschaft und Fans zusammen feierten, musste sich bei Savoia das Team dem pöbelnden Mob in der Kurve stellen. Als dann der Diskussionsführer mit der Nummer 10 sein Trikot auszog, vor die Kurve legte und unter abweisenden Gesten in die Kabine verschwand, konnte man froh sein, vor der Kurve eine relativ hohe Plexiglas Wand war.
Nach dem Spiel versammelte sich dann noch ein stattlicher Mob vor dem Stadion und marschierte Richtung Tribüne, von etwaigen Blockaden/Vorkommnissen habe ich aber nichts mehr mitbekommen.
Kurzes Wort noch zu den Gästen: ca. 300 waren da, die Hälste auch durchgehend am singen, besondere Rivalität scheint trotz der Nähe nicht zu bestehen (vom Gefühl her eher das Gegenteil), aber gut, bei der Auswahl an Vereinen kannman auch nicht jeden hassen. Ging alles in allem in Ordnung.
Nach dem Spiel (bzw. schon vor) habe ich mch dann gegen Stress und ein weiteres Spiel entschieden und bin wieder zurück zum Hotel gejoggt um nochmal auszuspannen. Hier konnte ich dann auch schon bequem online die Zugangsberechtigung für das Montagsspiel in Bari bestellen.
Montagmorgen um 7Uhr ging es dann per Zug über Napoli und Caserta nach Bari. Hier schnell ins bahnhofnahe Hostel eingecheckt, begeistert festgestellt, dass ich anstatt ins gebuchte 6er Zimmer in ein Doppelzimmer gesteckt wurde und mal raus in die Stadt.
Bari also. Irgendwie hat Bari ja schon ein schlechten Ruf. Gefährlich, dreckig, Drogenumschlagsplatz, Süditalien eben. Zumindest in der Altstadt und am Adria-Ufer kann ich das aber nicht bestätigen. Der Weg vom Bahnhof in die Altstadt führt durch gepflegte, palmengesäumte Einkaufstraßen, die Altstat selbst ist zwar klein, aber genau nach meinem Geschmack. Rund um die Kathedale und die Basilika San Nicola (in der die Gebeine des Nikolaus liegen) ertrecken sich ultraenge Gassen, über die stilecht die Wäscheleinen gespannt sind. Und wenn man sich dann noch in der Abenddämmerung ans Ufer setzt, die Meerluft einatmet und seinen Blick über die beleuchtete Altstadt und das Meer schweifen lässt, merkt man erstmal wieder, was man für ein verdammtes Glück im Leben hat, dass man einfach mal so mir nichts dir nichts von seinen Alltagssorgen (die ja auch keine wirklichen Sorgen sind) fliehen kann, nur um ein paar Fußballspiele zu sehen. Naja, bevor es jetzt zu sentimental wird, auf ins Stadion.
Das Stadion San Nicola wurde für die WM 1990 errichtet, liegt sehr weit uaußerhalb und is quasi nicht an den ÖPNV angeschlossen. Glücklicherweise fahren an Spieltagen einige wenige Shuttlebusse vom Bahnhof zum Stadion. Einen solchen erwischte ich dann auch, die Fahrt war auch ein kleines Highlight:
Alter, verranzter Bus, außer mir nur spätpubertierende Jugendliche drin, die die Joints nur so kreisen ließen und einen Gesang nach dem anderen zum besten gegeben haben. Zu Hause hätte ich mich wohl fremd geschämt, hier fand ich es irgendwie geil, wohl auch, weil die Gesänge einfach verdammt geil waren und Luat auf mehr gemacht haben.
Nach langer Fahrt kam der Bus dann auch endlich am Stadion an. Man liest ja öfters, dass dieses von außen an ein Ufo erinnern sollte, und ja, genau so kann man es beschreiben, beeindruckender Anblick.
Bari also. Da war ich endlich. Wenn ich in den letzten Jahren Bildern von Bari gesehen habe, war das für mich irgendwie das Sinnbild für den Niedergang der italienischen Fankultur. Keine Ahnung wie das hier war, aber die Bilder von einem kleinen Haufen in diesem ansonsten leeren, riesigen Stadion strotzten nur so von Traurigkeit. In der letzten Sasion waren Zuschauerzahlen um die 2.000 dann auch eher die Regel, die Mannschaft spielte sich dem Abstieg entgegen, die Vereinsführung mehr als unbeliebt und der Verein pleite und kurz vor dem Konkurs. Erst kurz vor knapp konnte auch durch Unterstützung der Spieler und Fußballfans aus ganz Italien die Insolvenz abgewendet werden und ein neuer Investor einsteigen. Dadurch brach auch irgendwie eine Euphoriewelle sondersgleichen auf: Die Zuschauerzahlen stiegen in den fünfstelligen Bereich und die Mannschaft legte eine Siegesserie hin, so dass sie es noch in die Aufstiegsplayoffs schafften. Hier war erst im Halbfinale nach zwei unentschieden gegen Latina schluss, das Heimspiel besuchten 50.000 Zuschauer.
Die neue Sasison ging ähnlich gut los, Zuschauerzahlen weiter hoch und sportlich lief es auch gut. Leider wurden aus den letzten drei Spielen nur ein Punkt geholt, die Aufstiegsplayoffplätze sind dennoch in Reichweite, dazu müsste es aber zu einem Sieg im Spiel in folgendem Spiel kommen:

Bari - Ternana 0:1, Serie B, Stadio San Nicola, 18.600 Zuschauer (3 Gäste)

Vorm Spiel nochmal ne Runde ums Stadion gedreht und die Atmosphäre aufgesagt. Hier war schon allerhand los, vor allem vor der Curva Nord (auch hier wieder ein Stefano Gucchi Spruchband am Eingangszaun) kamen Fans und Ultras aller Altersschichten. Das ließ sich schon mal gut an.
Stadion selbst dann von innen auch überzeugend, schon irgendwie ein geiles Teil, gibt's irgendwie von der Architektur auch nur einmal. Man sieht aber auch, dass hier seit der WM nichts mehr gemacht wurde.
Bis zum Anpfiff füllte es sich dann auch recht gut, wobei selbst fast 20.000 Zuschauer hier wenig wirken (sind halt fast 60.000 Plätze). Curva Nord war komplett gefüllt, aber auch der Gästeblock platzte aus allen Nähten. Immerhin drei Leute hatten den Weg aus dem nördlich von Rom gelegenen Terni auf sich genommen. Da die älteren Ultras rund um die Freak Brothers die Tessera jedoch ablehnen, habe ich auch nicht mit mehr gerechnet.
Zum Einlaufen der Mannschaften zur Vereinshymne gab es dann erstmal eine gepflegte Gänsehaut: Alle am mitsingen und Schal wedeln, zig Schwenkfahnen in der Luft und an allen Ecken und Enden Pyrotechnik (auch af der Tribüne). Auffällig hierbei, dass im Gegensatz zu allen anderen Spielen hier die Bengalos noch in der Hand gehalten werden. Auch während dem Spiel wurde viel Pyrotechnik eingesetzt, und auch hier waren wieder Trommeln und Megafon im Stadion.
Von Anpfiff weg wurden dann auch unter guter Mitmachquote durchgehend Gesänge ins weite rund geschickt. Leider ist das Stadion doch sehr weitläufig, so dass nur selten eine beeindruckende Lautstärke erreicht werden konnte, aber gesanglich und auch optisch (durchgehend bestimmt mindestens 15-20 große Fahnen in der Luft) konnte das durchaus überzeugen. Ich sag mal, diese Menge an Leuten im Stadion von Pisa wäre der absolute Knüller gewesen.
Zusätzlich für die Stimmung nicht förderlich war der frühe Führungstreffer für die Gäste aus Terni. Und was dann folgte, gehörte zum übelsten, was ich in meiner langen Laufbahn als Mensch bisher gesehen habe: Wenn ich zu Pisa - Lucchese geschrieben habe, dass Luchese einen Catenaccio ein Reinkultur gespielt hat, dann will ich nicht wissen, wie man das nennen soll, was Ternana hier abgezogen hat. Die standen ja wirklich die meiste Zeit mit fast allen Mann im eigenen 16er...Und Bari ist einfach nichts eingefallen. Hier, da waren Fehler dabei, das war nicht zum aushalten. Die einfachsten Pässe, Ballannahmen, 0 Einsatz...ich glaube, so oft wie bei dem Spiel habe ich bei noch keinem Eintrachtspiel die Händer über dem Kopf zusammen geschlagen, und das will was heißen. Und wenn Bari dann mal eine Chance hatte, hat man halt selbst geklärt: Ecke Bari, Kopfball auf den langen Pfosten, würde reingehen, aber der andere Barispieler will die Bude machen und schießt aus einem Meter gegen die Latte...
Selbst als Ternana in der zweiten Halbzeit einen Platzverweis gegen sich bekam, änderte sich nichts am Spiel. Aber ok, ob man jetzt einen Stürmer hat, der eh keinen Ball hält oder einfach gar keinen Stürmer mehr, macht auch keinen Unterschied. Hier war klar, dass Bari nie ein Tor schießen wird, ergo blieb es beim 0:1. Jetzt glichen sich die Szenen denen nach Abpfiff bei Savoia: Gellendes Pfeifkonzert, das ganze Stadion am schimpfen und pöbeln. Mit dieser Leistung und dem derzeitigen Lauf muss Bari aufpassen, dass sie nicht unten rein geraten. Wäre sehr schade, denn obwohl das Spiele und die Akkustik die Stimmung etwas gedrückt haben, war das doch schon sehr geil, man konnte förmlich spüren, was hier für ein Potential herrscht.
Der Rückweg wurde auch wieder problemlos mit dem Shuttlebus zurückgelegt und im Hostel konnte ich noch vier Stunden (wirklich tiefen und erholsamen) Schlaf genießen, ehe es um fünf Uhr morgens zum Flughafen und über Rom und Hahn zurück nach Ffm ging.

Fazit: Sehr geile Tour. Meine Eindrücke, dass sich in Italien wieder ganz schön was bewegt, wurden mehr als bestätigt. Eigentlich war keine Enttäuschung dabei, und wenn man nicht den Fehler macht, alles mit früher zu vergleichen kann man auch heute noch das ein oder andere Highlight mitnehmen. Und vor allem PAOK und Salerno haben die nicht gerade geringen Erwartungen nuch dicke übertroffen.

Arrivederci Italia - bis zum Derby della Capitale im Januar
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Positiv: adlerjunge23FFM
Netter Kontakt, unkompliziert - jederzeit wieder
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Coast schrieb:
Italien ist nicht so tot wie jeder sich das denkt, alles etwas kleiner geworden vielleicht. Aber immer noch reizvoll.



Word!

War letztes Wochenende selber in Italien und kann das so bestätigen.
Bei beiden Spielen (Ascoli - L'Aquila und Ternana - Pescara) volle Kurven, gute Stimmung und jeweils eine gute Gästeanzahl. In Ascoli auch mit Megafon, Trommel, Banner...hatte schon was

Beim Ticketkauf würde ich allerdings wo möglich auf Nummer sicher gehen und im Vorverkauf/online holen, da nicht immer sichergestellt ist, dass die Tageskassen geöffnet sind. Die Vorverkaufsinfos werden aber i.d.R. immer auf der jeweiligen Homepage veröffentlicht,
Erfahrung vom Wochenende: In Ascoli hat der Tageskartenverkauf eine Stunde vor Spielbeginn angefangen, bis dahin konnte keiner so wirklich sagen, ob es überhaupt freien Verkauf gibt. Laut Aussage eines Einheimischen wäre es auch das erste Mal seit langem, dass am Spieltag selbst Karten verkauft wurden.
In Terni Tageskasse nur bis 12Uhr (Anstoß 15Uhr), danach nichts mehr zu machen.

Auf Schwarzmarkt würde ich auch nicht zurückgreifen. Letztes Jahr bei Milan habe ich mal am Eingang beobachtet, wie viele Leute nicht ins Stadion kamen, weil der Name auf dem Ticket nicht mit dem Ausweis übereinstimmte - da gab es dann auch keine Diskussion.
Von daher - wie schon gesagt - sowohl bei Ticketkauf als auch beim Spielbesuch immer Ausweis dabeihaben.
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Positiv: nordwestkurve89

Alles super geklappt
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positiv: dickie