>
Avatar profile square

DonGuillermo

4284

#
Zweite Runde in Lautern wäre mein Wunschlos. Schon krass, dass die mittlerweile sportlich gesehen mit das leichteste Los in Runde 2 sind. Gerade aufgrund der Brisanz bei dem Duell wäre es natürlich alles andere als einfach, aber Lautern war früher immer eine meiner Lieblingsauswärtsfahrten. Und wenn es schon in der Bundesliga immer weniger Spiele gibt, wo richtig Feuer drin ist, wäre die Paarung zumindest im Pokal schön. Außerdem haben wir vom letzten Aufeinandertreffen noch eine Rechnung offen, als die uns in der letzten Minute der Verlängerung rausgekickt haben.

Duisburg wäre aufgrund der alten Fanfreundschaft sicher auch schön. Denke, da könnte man bei denen sogar mal wieder die Bude annähernd vollmachen. Saarbrücken wäre auch nicht weit, allerdings leider nicht mehr im Ludwigspark. Chemnitz ist zum Glück nicht mehr möglich, das wäre denke ich noch übler als Magdeburg vor einigen Jahren geworden. Auf Dresden könnte ich genau wie auf ein Auswärtsspiel bei einem etablierten Bundesligisten auch gut und gerne verzichten.
#
typisches Erstrunden Pokalspiel. Schaut euch die anderen Ergebnisse an. Einfach mal auf dem Boden bleiben.
Vorne fehlt noch einer der Tore macht. Und es fehlt die Eingespieltheit.
Hinten waren Hinti und auch Hasebe weit weg von Normalform.
Ansonsten sehr guter Auftritt mit guter Moral. Kohr und Kostic gefallen mir sehr gut. Kamada ist auf engstem Raum wahnsinn.  wie der sich mit Ball dreht und dabei eine neue Spielsituation erzeugt ist schon klasse. Und Tore macht er auch. Für mich die positive Überraschung.

Was sollte diese blöde Geste von Rebic nach dem dritten Tor?
Wollte er den Eintracht Fans sagen das er besser ist als ihn alle sehen? Oder war das gegen Mannheim gerichtet?
#
EintrachtOssi schrieb:

Was sollte diese blöde Geste von Rebic nach dem dritten Tor?
Wollte er den Eintracht Fans sagen das er besser ist als ihn alle sehen? Oder war das gegen Mannheim gerichtet?        


In der ersten Halbzeit gab es eine Situation, als der Ball in die Zuschauerränge geflogen ist. Einer der Zuschauer hat ihn zurückgeworfen, aber der Ordner am Spielfeldrand hat den Ball nicht richtig gefangen, weshalb er wieder aufs Spielfeld gerollt ist. Das hat sich im Rücken von Ante abgespielt, aber der Ball ist Ante dann vor die Füße gerollt.

Da wir zu dem Zeitpunkt noch zurücklagen, Ante ohnehin maximal genervt war und wohl von Spielverzögerung ausgegangen ist, hat er den Ball mit Vollspann auf die Tribüne zurückgeschossen. Deshalb gab es dann zumindest einige Minuten lang Pfiffe von den Mannheimern für ihn. Da Ante ja schon ein sehr emotionaler Spieler ist, hat er sich das wohl gemerkt und dann die Geste gemacht, als er sich sicher war, dass er das Spiel entschieden hat.
#
Trapp (4) - Hatte an den ersten beiden Gegentoren durchaus seine Aktien. Beim ersten darf ein Schuss aus dem Winkel eigentlich gar nicht mehr gefährlich werden. Dass er viele Bälle prallen lässt, war schon letztes Jahr ein Problem. Beim zweiten Tor war die Distanz zum Schützen zwar kurz, aber es war das kurze Eck. Drittes Gegentor war natürlich unhaltbar, ansonsten hatte er nicht viel zu tun. Positiv ist, dass er ein wirklicher Führungsspieler ist und die Jungs nach dem zweiten Gegentor gleich gepusht hat.

Abraham (4,5) - In der ersten Halbzeit mit einem desolaten Zweikampfverhalten. Ging viel zu stürmisch in die Zweikämpfe und ließ sich quasi immer mit einem Kontakt aus dem Spiel nehmen. Auch am Ball nicht immer sicher und bisweilen hektisch. Er war heute ein Unsicherheitsfaktor, auch wenn er sich in der zweiten Halbzeit etwas stabilisiert hat.

Hasebe (3,5) - War in der ersten Halbzeit genau wie die restliche Abwehr ziemlich schwach. Beim zweiten Gegentor ist er viel zu weit herausgerückt und hat seine beiden Kollegen damit in eine 2v2 Situation geschickt. In der zweiten Halbzeit dann besser mit einigen abgelaufenen Bällen und wie üblich als Ballverteiler in der hintersten Reihe. Der Pass auf Kostic vor dem dritten Gegentor war nicht optimal, aber auch kein gravierender Fehler.

Hinteregger (4,5) - Für ihn gilt dasselbe wie für Abraham, in der ersten Halbzeit eine desolate Zweikampfführung. Ließ sich beim zweiten Gegentor trotz relativ guter Position mit einem Kontakt ausspielen und blieb dann auch nicht stabil genug. Zweite Halbzeit war dann besser, aber auch nicht mehr wirklich viel zu verteidigen. Ein schöner Kopfball, der aber leider zu zentral war.

Da Costa (5) - Hütter hat ihn zurecht zur Pause rausgenommen. Die rechte Seite war in der ersten Halbzeit komplett offen, da hat es in der Rückwärtsbewegung an allem gefehlt. Eine schöne Flanke auf Joveljic, aber das war es dann auch schon.

Kostic (3,5) - Hat sich in der ersten Halbzeit nicht wesentlich besser als der Rest angestellt, aber zumindest ein schönes Tor erzielt. Ich habe bei ihm allgemein das Gefühl, dass er sich mittlerweile fast alles zutraut und jetzt auch eine ordentliche Schussstärke besitzt, nachdem bei ihm früher häufig nur Schüsschen herumgekommen sind. Das dritte Gegentor geht durch den Ballverlust teilweise auch auf seine Kappe, zumal auf der Seite sein direkter Gegenspieler dann komplett blank war und freie Schussbahn hatte.

Kohr (4) - Leitete das erste Gegentor mit einem schlimmen Ballverlust ein. In der ersten Halbzeit hat die Raumaufteilung mit Fernandes auch überhaupt nicht gestimmt. Da hatten wir regelmäßig ein riesiges Loch zentral vor der Abwehrkette. Hat sich in der zweiten Halbzeit dann gesteigert und teilweise gut in das Spiel eingebracht. Bin trotz einiger guter Auftritte bei ihm aber immer noch nicht überzeugt, ob wir gerade bei der Ablöse einen guten Griff gemacht haben.

Fernandes (4) - Für ihn gilt mehr oder weniger dasselbe wie für Kohr. Das riesige zentrale Loch vor der Abwehrkette geht auch auf seine Kappe, in der zweiten Halbzeit war es dann besser, auch wenn er dort nicht mehr so stark gefordert wurde.

Kamada (2,5) - In der ersten Halbzeit der einzige Lichtblick. Sehr schönes Tor mit der Direktabnahme und einem platzierten Aufsetzer. Setzt den Trend aus den letzten Spielen fort. Immer sehr beweglich, spielt schnell, lässt prallen und bietet sich sofort wieder an, macht die richtigen Wege. Bei ihm hat alles Hand und Fuß. Wenn die Gerüchte stimmen, können wir uns bei Boateng bedanken, dass er nicht gekommen ist. Mir unverständlich, sollte man tatsächlich über einen Verkauf von ihm nachgedacht haben.

Rebic (1,5) - Mit drei Toren natürlich der Matchwinner. Insbesondere das vierte und fünfte Tor waren genau wie die eine Ablage auf Joveljic überragend gemacht. Nicht das erste Mal, dass er ein Spiel mehr oder weniger alleine entschieden hat. Sollte unbedingt gehalten werden. Sonderlob für die eine Aktion in der zweiten Hälfte, als er bis an den eigenen Strafraum zurückgelaufen ist und den Ball in einer gefährlichen Zone gewonnen hat. Den Abzug muss es wegen der ersten Halbzeit trotzdem geben, wo ihm absolut nichts gelungen ist.

Joveljic (3,5) - War sehr bemüht und ist in der ersten Linie konsequent angelaufen. Wie bisher in jedem Spiel auch mit einer gefährlichen Szene. Man merkt, dass der Junge ein absoluter Torjäger ist und ein Gefühl dafür hat, wo der Ball hinkommt. Seine Laufwege bei Flanken sind exzellent. Der Kopfball war schwierig zu nehmen, hätte aber ein Tor verdient gehabt. Ich mag den Bub. Habe da ähnlich wie bei Jovic ein sehr gutes Gefühl.

Durm (2) - Goldrichtige Entscheidung von Hütter, die das Spiel zu unseren Gunsten gedreht hat. Bis auf eine Situation war die rechte Seite komplett dicht, dazu mit viel Offensivdrang. War an zwei Toren maßgeblich beteiligt. Hat mir schon in den wenigen Minuten gegen Tallin sehr gut gefallen. Sehr schnell und technisch versiert. Da muss man in Zukunft keine Angst mehr haben, falls Da Costa oder Kostic mal ausfallen sollte. Könnte nach den bisherigen Eindrücken vielleicht unsere wichtigste Verpflichtung in diesem Sommer gewesen sein.

Paciencia (3,5) - Leistung war okay. Hatte wieder einen schönen Kopfball dabei, der aber leider zu zentral ist. Traue ihm in Zukunft noch deutlich mehr zu, obwohl seine Bilanz bisher schon sehr gut ist.

Gacinovic (4) - Hat das Spiel nicht wirklich beleben können, auch wenn nach seiner Einwechslung das Spiel zu unseren Gunsten gekippt ist. War in gewissen Situationen ein typisches Spiel für Gacinovic. Bei der einen Schusschance hätte er mehr draus machen können.

Hütter (2) - Die Aufstellung hat mich etwas überrascht, da ich eigentlich fest mit N'Dicka und Torro gerechnet habe. Insbesondere nach den starken Vorstellungen von Torro gegen Tallin finde ich es schade, dass er jetzt zwei Spiele raus war. Sollte sich vielleicht auch zukünftig überlegen, ob er Fernandes und Kohr noch einmal zusammen bringt. Sollte sich aber wahrscheinlich eh erledigen, sobald Rode und Sow wieder einsatzfähig sind. Hat offenbar die richtige Ansprache bei der Trinkpause und in der Halbzeit gefunden. Goldrichtige Entscheidung mit der Einwechslung von Durm, für seine Verhältnisse auch früh gewechselt. Bei dem breiteren Kader auch konsequent auf schlechte Leistungen reagiert. Toure war nach seiner Vorstellung gegen Tallin erst mal nicht im Kader und Da Costa wurde zur Halbzeit ausgewechselt. Wird da aber sicher auch die richtigen Worte finden und das ordentlich moderieren.
#
Vorab: Erste Pokalrunde ist immer schwierig, gerade bei einem Drittligisten. Zumal das Spiel bei aller Fanfreundschaft auch schon noch einen gewissen Derbycharakter hat. Ich gehe auch nicht erst seit heute davon aus, dass der Waldhof mindestens den Klassenerhalt schafft.

Die erste Halbzeit war allerdings eine absolute Katastrophe und darf so nicht passieren. Das hat in Teilen an die Partie in Leverkusen erinnert und ich kann mir auch nicht erklären, wie das passieren konnte. Natürlich kann man mal schlecht in ein Spiel kommen, aber da hat einfach jegliche Einstellung gefehlt. Das hat mich wirklich überrascht und auch geärgert, nachdem man die Spiele gegen Tallin und Vaduz voll angenommen hatte. Hütter war da auch zurecht sauer und hat die Mannschaft in der Trinkpause richtig ins Gebet genommen.

Die Gegentore waren natürlich viel zu einfach. Beim ersten Gegentor darf ein Schuss aus dem Winkel eigentlich nicht gefährlich werden, das muss sich Trapp auch ankreiden lassen. Schon letzte Saison hat er viele Bälle in die gefährliche Zone prallen lassen. Beim zweiten Gegentor sind wir natürlich viel zu weit herausgerückt, insbesondere Hasebe, der nicht mehr in den Zweikampf kam. Zwei gegen Zwei ist mit dem Rücken zum Tor dann schwierig zu verteidigen, aber Hinteregger darf sich da auch nicht mit einem Kontakt so verladen lassen. Auch hier sah Trapp trotz der kurze Distanz zumindest unglücklich aus, da es die kurze Ecke war.

Allgemein muss man sagen, dass Abraham und Hinteregger in der ersten Halbzeit ein grauenhaftes Zweikampfverhalten hatten und sich häufig mit einem Kontakt aus dem Spiel nehmen ließen. War auch bei der Schusschance von Doring noch einmal der Fall, als Abraham viel zu stürmisch in den Zweikampf ging. Da Costa war in der Rückwärtsbewegung auch desolat, fast alle Angriffe kamen über die komplett offene rechte Seite.

Fernandes und Kohr zusammen im Mittelfeld ist auch eine Variante, die ich so nicht mehr sehen möchte. Spielerisch zu limitiert und in der ersten Hälfte auch mit schwachem Positionsspiel. Hat mich ehrlich gesagt auch überrascht, weil ich fest mit Einsätzen von Torro und N'Dicka gerechnet habe. Vor der Abwehrkette hatten wir regelmäßig ein riesiges Loch. Die Krönung war aber Rebic, dem in der ersten Halbzeit überhaupt nichts gelungen ist. Ihm ist regelmäßig der Ball versprungen und er ist lieber in eigensinnige Dribblings gegangen, statt den Mitspieler anzuspielen. Im Grunde war bei ihm jeder Ball weg.

Die beiden Tore waren dann neben dem Kopfball von Joveljic auch so ziemlich die einzigen beiden Chancen und resultierten eher aus Zufall und individueller Klasse statt einem guten Spiel. Sie waren natürlich trotzdem sehr wichtig, denn bei einem Zweitorerückstand zur Pause wäre es ungemein schwieriger geworden. Was sehr positiv und auch in den letzten Spielen schon sehr auffällig war: Wir schießen endlich mal aus der zweiten Reihe. Wenn die Schussbahn frei ist, wird der schnelle Abschluss gesucht. Das hat jetzt auch in drei von vier Pflichtspielen zum Torerfolg geführt. Das war eine Komponente, die uns seit dem Abgang von Fabian komplett abgegangen ist und uns letztes Jahr auch gefehlt hat.

Hütter hat dann in der zweiten Halbzeit mit der Einwechslung von Durm eine goldrichtige Entscheidung getroffen. Durm hat nicht nur defensiv - bis auf eine Situation - die Seite zugemacht, sondern auch viele Aktionen nach vorne initiiert und war nicht von ungefähr maßgeblich am dritten und vierten Tor beteiligt. Insgesamt war auch die Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit sehr stark, auch wenn Mannheim die letzten 15, 20 Minuten sichtbar die Kraft ausgegangen ist.

Ein Sonderlob hat sich natürlich Ante verdient. Dafür liebe ich den Bub. Der ist so ein geiler Kicker, aber manchmal spielt er wie in der ersten Halbzeit Kreisklasse, um dann später mit zwei, drei Weltklasseaktionen aufzudrehen. Klar, das war jetzt auch nur ein Drittligist. Aber Ante ist mit seinem Tempo und seiner Körperlichkeit so unfassbar schwer zu verteidigen. Nicht nur das vierte und das fünfte Tor, sondern auch die eine Vorlage auf Joveljic waren überragend gemacht. Rebic muss unbedingt gehalten werden. Er ist der Einzige im Kader, der ein Spiel im Alleingang entscheiden kann und ihn können wir unmöglich gleichwertig ersetzen. Aus finanziellen Gründen sollte ein Verkauf spätestens nach Jovic und Haller ohnehin nicht nötig sein, zumal letztendlich eh nicht allzu viel übrig bleiben dürfte. Und gleich alle drei Stürmer in einer Transferperiode zu verkaufen, wäre meiner Meinung nach sportliches Harakiri.

Und noch eine zusätzliche Anmerkung zu den Standards: Defensiv waren wir da leider so schlecht organisiert wie eh und je, offensiv waren zumindest in der zweiten Halbzeit einige gute Eckbälle dabei. Gerade bei Kopfballspielern wie Paciencia, Torro und Hinteregger sollten wir uns in diesem Bereich tunlichst verbessern.
#
Wir sind auch deshalb gegen Ulm rausgeflogen weil wir damals ein System (442) gespielt haben das die Spieler nicht gewohnt waren. Jetzt spielen wir allerdings weiterhin unser gewohntes System und den gewohnten Fussball, nur das wir jetzt die spielerische Lösung suchen statt den Kopf von Haller.

Wir haben die Europa League nicht verdient wenn wir mit dem vorhandenen Personal nicht durch die Quali kommen und das hat nichts mit Größenwahn zu tun. Unser Kader ist immernoch gut genug um unsere möglichen Gegner schlagen zu MÜSSEN und nicht nur zu können.
#
Das System war sicherlich eines der Probleme. Für die allermeisten Neuzugänge wird dieses Jahr aber umgekehrt dasselbe bieten. Zumal wir abgesehen von unserem System die Spielweise ohnehin ändern müssen. Wie weit Hütter da in der bisher sehr kurzen Vorbereitung - was letztes Jahr angesichts der vielen Nationalspieler bei der WM ebenfalls ein Problem war - ist, kann ich nicht abschätzen. Das werden wir sehen.

Bei zweiterem stimme ich zu. Natürlich müssen wir eigentlich die Gruppenphase erreichen, zumal wir in den Playoffs vermutlich gesetzt sind. Aber es sind schon weitaus bessere Mannschaften in der Quali gescheitert und da kickt eben nicht nur Fallobst rum. Und wie gesagt, besser als Ulm werden fast alle sein. Und auch die hätten wir letztes Jahr schlagen müssen und haben es nicht getan. Kann halt immer passieren, auch wenn uns der Modus mit Hin- und Rückspiel und voller Bude Zuhause sicher entgegenkommen wird.
#
Die Spieler haben auch früher permanent den Verein gewechselt und wer was anderes behauptet leidet unter noch schlimmerer Demenz als ich. Der Unterschied ist nur das die Vereine vor Bosman auch eine Ablöse verlangen und, wie in diesem Video zur Historie der Transfers im Fussball gut erklärt, in Geiselhaft nehmen konnten.

Das Bosmanurteil war für die Vereine blöd aber rechtlich und moralisch vollkommen richtig da man niemanden dazu zwingen kann nach Ablauf eines vertrages weiterhin, und oft zu niedrigeren Bezügen, zu arbeiten.
Bei Fussballern ist es nicht anders als bei Ingenieuren die von Firmen für bestimmte Projekte mehrjährige Verträge bekommen die von beiden Seiten nur gegen einen vorher verhandelten Betrag abgebrochen werden können.

Stell dir mal vor was los wäre wenn ein Ingenieur nach Ablauf seines Vertrages weiterhin für einen Bruchteil seines Gehalts für den alten Arbeitgeber arbeiten müsste weil der eine unmögliche Ablöse vom möglichen neuen Arbeitgeber fordert.
In dem Fall würde man zu Recht von Sklavenarbeit- und Handel sprechen während Fussballer geldgeile Säcke sind die nur das System zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen. Und das obwohl Ingenieure auf die so ein Szenario zutrifft sehr viel mehr verdienen als die etwas mehr als 60.000€ brutto Durchschnittsgehalt eines Ingenieurs in Deutschland.

Und in anderen Berufszweigen ist das nicht anders. Jemand aus meinem Familienkreis hat sein Medizinstudium bei der Bundeswehr gemacht und nach dem Studium doch keinen Bock mehr darauf, incl Studienzeit, 12 Jahre bei der Bundeswehr abzuhängen.
Also hat derjenige sich einen neuen Arbeitgeber gesucht der die "Ablöse" an die Bundeswehr bezahlt und gut ist. Goodbye Bundeswehr, Welcome to Canada. No Drama.

Das es dieses Drama bei Fussballern gibt hat damit zu tun das Fussball eine Religion ist, nur mit dem Unterschied das man seinen Gott wechseln kann aber niemals den Verein den man liebt. Und Religion hat nunmal wenig mit rationalem Denken zu tun.
#
Da musst du irgendwas verwechselt haben. Im Grunde habe ich nichts anderes in meinem Beitrag geschrieben und das auch an dem Beispiel Eusébio aufgezeigt. In extremen Fällen der Arbeitsverweigerung ist das Verhalten von Spielern aber eben auch nicht in Ordnung.
#
Teure Transfers führen idR dazu das die bisherige Stammkraft oder Backup mit sehr viel weniger Einsatzzeiten zu rechnen hat und deshalb den Verein wechseln will. Oder das der Verein diese Spieler dann abgeben will und muss um zumindest einen Teil der Ablöse zu finanzieren.
In so einem Fall brechen die Preise schnell ein und plötzlich sind manche Spieler für uns doch bezahlbar. Im Normalfall sind die überdurchschnittlich guten Backups oder entwicklungsfähige Spieler von größeren Vereinen von uns nicht zu bezahlen und wir müssen bei kleineren Vereinen nachschauen um einen Haller, N`Dicka oä zu verpflichten.
Wenn jemand wie Kohr nur noch auf der Bank sitzt bekommt man den aber auch mal für unter 10 Mio statt für 15 bis 20 Mio.

Die großen Vereine fangen jetzt erst mit der Saisonvorbereitung und den Transfers an und da wird noch der eine oder andere Transfer über die Bühne gehen.
#
Das mag ja bis auf die Sache mit Kohr - der bis auf 56 Minuten nämlich tatsächlich die komplette Rückrunde auf der Bank saß und trotzdem knapp zehn Millionen gekostet hat - alles so stimmen. Nur haben wir dieses Jahr eine sehr kurze Vorbereitung und in neun Tagen unser erstes Pflichtspiel. Und ich gehe im Gegensatz zu einigen anderen nicht davon aus, dass wir so locker durch die Qualifikation marschieren werden. Schließlich sind wir letztes Jahr zu Beginn der Saison - als auch einiges noch nicht gepasst hat und die Mannschaft nicht eingespielt war - sogar gegen einen Regionalligisten in einem Pflichtspiel rausgeflogen.

Bei den genannten Hinteregger, Trapp und Rode machen ich mir da die wenigsten Sorgen. Die dürften keinen einzigen Tag zur Eingewöhnung benötigen. Aber Schlüsselspieler erst Ende August zu holen, könnte sich dieses Jahr schon eher rächen. Auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass es teilweise nicht anders geht. Gut möglich, dass man sich unter anderem deshalb für Spieler wie Kohr und Durm, welche die Bundesliga bereits kennen, entschieden hat.
#
Das ist alles sicherlich in der jetzigen Zeit richtig....
Trotzdem bin auch ich der Meinung Vertrag ist Vertrag und der ist von BEIDEN Seiten einzuhalten... Nur leider nicht möglich... Geld regiert die Welt... 😞
#
Wie gesagt, wird er doch in der Regel. Klar, in den letzten Jahren gab es den ein oder anderen Spieler, der sich wegstreiken wollte und damit auch einen Transfer erreicht hat. Aber bis auf Icardi kenne ich keinen Spieler, der es wirklich während der laufenden Saison darauf ankommen lassen hat und auch der ist nach zwei Monaten eingeknickt. Ich sehe also nicht, dass Spieler grundsätzlich die Verträge nicht einhalten würden. Die Vereine nehmen halt im Zweifelsfall eher das Geld und wollen einen unzufriedenen Spieler im Kader verhindern.

Es ist sicher richtig, dass im aktuellen Transfersystem Spieler immer mehr Macht bekommen. Vor dem Bosman-Urteil war das aber genau umgekehrt. Da konnten Vereine selbst nach Vertragsablauf Ablösesummen fordern und damit oftmals einen Wechsel verhindern. Sicher gab es damals auch eine höhere Vereinsidentifikation seitens der Spieler, da gerade wegen der Ausländerregel und dem unterentwickelten Scouting vor allem Spieler aus der Region für einen Verein gespielt haben. Aber Eusébio ist ein prominentes Beispiel für einen Spieler, der trotz vergleichsweise mickrigen Gehalts mehr oder weniger zwangsweise bei Benfica bleiben musste. Hatten halt beide Systeme ihre Vor- und Nachteile.
#
Tafelberg schrieb:

den Haller als Heuchler zu bezeichnen, finde ich daneben!

Wieso nicht ? Haller wollte wieder im Internationalen Wettbewerb spielen und West Ham macht in diesen Wettbewerb nicht mit. Ich glaube auch nicht das West Ham sich für den Internationalen Wettbewerb 2020/21 qualifiziert.
Was nutz eigentlich ein Vertrag noch für einen Verein, wenn der Spieler sich nicht mehr daran hält und vorzeitig wechseln möchte bzw. der Spieler setzt auf die Lustlos Karte um den Wechsel zu erzwingen, das sollte man in Zukunft irgendwie korrigieren.
#
niedffm schrieb:

Was nutz eigentlich ein Vertrag noch für einen Verein, wenn der Spieler sich nicht mehr daran hält und vorzeitig wechseln möchte bzw. der Spieler setzt auf die Lustlos Karte um den Wechsel zu erzwingen, das sollte man in Zukunft irgendwie korrigieren.


Ist das denn so oder hast du dir das gerade ausgedacht? Mal abgesehen davon, dass der Vertrag zumindest insofern nutzt, dass der abgebende Verein viel Geld erhält: Der Verein kann im Zweifelsfall immer noch hart bleiben. Was ich mir zumindest für dieses Jahr auch im Fall von Jovic gewünscht hätte. Das hätte man ihm natürlich mit einer Gehaltserhöhung und einer Zusage für einen Wechsel im nächsten Jahr schmackhaft machen können.

Letztendlich muss kein Verein dieser Welt trotz gültigem Vertrag verkaufen. Die meisten machen es - aus welchen Gründen auch immer - einfach nur. Wir im Falle von Haller auch, weil die Verantwortlichen das offensichtlich für sinnvoll erachten. Aber es glaubt doch nicht ernsthaft jemand, dass sich ein Spieler ein halbes Jahr oder länger auf die Tribüne setzt und sich so seine Karriere versaut. Selbst Icardi hat das keine zwei Monate durchgehalten und sich damit möglicherweise selbst die Chance Real verbaut. Bei Payet hätte es vor zwei Jahren wohl ähnlich ausgesehen, wenn West Ham wirklich auf Vertragserfüllung bestanden hätte. Jovic hatte hier beispielsweise noch vier Jahre Vertrag. Der hätte den Teufel getan, absichtlich schlechter zu spielen, um dann eben kein Angebot mehr von einem Topverein wie Real zu erhalten.
#
fussballott schrieb:

Shostakovich schrieb:

Trotzdem sind die zu billig verkauft worden

Nur mal so zur Einordnung:

Mit den Transfers von Jovic nach Madrid (60 Mio) und Haller zu West Ham (50 Mio) erzielt die Eintracht mehr Ablöse als mit ALLEN bisherigen Transfers der letzten 120 Jahre ZUSAMMEN!!!

Auch wenn der Abgang natürlich sportlich eine echte Schwächung ist muss man festhalten, dass hier in den letzten 2 Jahren extreme Werte geschaffen wurden, die uns finanziell in eine andere Umlaufbahn bringen und es auch ermöglichen sollten, die Mannschaft adäquat zu verstärken, wenn auch vielleicht mit anderen Qualitäten als in der vergangenen Saison.

Danke Fredi!


Die Frage ist doch, was Du heute für diese Summe kaufen kannst (wobei die Höhe falsch ist).
Jetzt wird es aber zu kompliziert....
#
Korrekt. Viele wollen halt nicht einsehen, dass der gesamte Markt in den letzten Jahren eine unglaubliche Inflation erfahren hat. Neymar hat auch mehr gekostet als die Transfers von Zidane und Cristiano Ronaldo zu Real zusammengerechnet. Oder anders ausgedrückt: Von den fünfzig teuersten Transfers in der Geschichte sind nur drei vor 2009 über die Bühne gegangen. Mit 23 Transfers fanden fast die Hälfte davon in den letzten beiden Jahren statt.

Und wenn ich mir die kolportierte Ablösesumme von Kohr (9 Mios) und die kolportierten Forderungen für Hinteregger (15 Mios), Trapp (10 Mios) und Rode (5 Mios) so anschaue, dann ist die Frage berechtigt, welche Spieler man für diese Summe bekommt. Es sind eben alle teurer geworden. Und so gut unsere Scouting Abteilung bisher gearbeitet hat, jedes Jahr einen wie Jovic oder Haller zu holen, ist eben keine Gegebenheit.

Ich hatte gehofft, dass wir dieses Jahr schon so weit sein bei bestimmten Spielern die sportliche Qualität höher als die hohe Ablösesumme zu priorisieren. Bobic hat das offensichtlich bei Jovic und Haller anders bewertet. Bei Haller kann ich das angesichts von nur noch zwei Vertragsjahren und geringen Aussichten auf eine Verlängerung auch verstehen. Ich hoffe nur, dass es sich mittelfristig ändert und es nicht tatsächlich unsere Ausrichtung ist, jedes Jahr die besten Spieler zu verkaufen.
#
Mal ganz abgesehen davon, dass Amiri weder dieselbe Position wie Haller spielt noch auch nur ansatzweise dieselbe Spielweise hat: Amiri wäre genau die Art von Spieler, die uns im Kader fehlt. Im Mittelfeld brauchen wir dringend noch mindestens einen Spieler wie ihn, der schnell und kreativ ist, gut mit dem Ball umgehen kann und zumindest eine gewisse Torgefährlichkeit besitzt. 15 Millionen wären grundsätzlich auch ein guter Deal, auch wenn er nur noch ein Jahr Vertrag hat.

Leider hatte er die letzten zwei Jahre einige kleinere und größere Wehwehchen, andererseits wäre er bei einer noch besseren Entwicklung wahrscheinlich nicht mehr realistisch für uns. Grundsätzlich sehe ich noch sehr viel Potential in ihm, zumal er bei uns deutlich mehr Einsatzzeiten bekommen sollte als in Hoffenheim, wo er kein unumstrittener Stammspieler war. Dass er auch noch aus der erweiterten Region kommt und früher wohl Eintrachtfan war, ist ein zusätzlicher Bonus.
#
Ich finde es ehrlich gesagt auch ziemlich unerträglich, wie sich einige hier äußern. Vor allem, weil es wirklich bei jedem Wechsel dasselbe ist. Bei den ersten Gerüchten und Berichten können es viele Fans nicht glauben, dass jemand die glorreiche Eintracht verlassen will. Dann wird erst mal auf die böse Presse eingeschlagen, denn es kann nicht sein, was nicht sein darf. Und ja, mir ist durchaus bewusst, dass es glaubwürdige und eher fragliche Quellen gibt. Die L'Equipe zählt im Fall von Haller aber doch eher in erstere Kategorie.

Wenn der Wechsel dann durch ist, wird gegen den Spieler nachgetreten. Entweder sei der Wechsel ja so unverständlich oder sei der Spieler überhaupt nur halb so gut wie er laut denselben Personen in der Zeit war, als er bei der Eintracht gespielt hat. Dasselbe war schon bei Jovic - wo einige meinten, er hätte "nur eine gute Saison" gespielt - und so vielen anderen der Fall. Lasst den Scheiß doch einfach.

Haller hat hier immer mit offenen Karten gespielt. Bei ihm war es von Anfang an sehr wahrscheinlich, dass er seinen Vertrag weder erfüllen noch verlängern wird. Es war klar, dass Eintracht Frankfurt für ihn nur eine Zwischenstation ist, genau wie das auch bei West Ham der Fall sein wird. Sein Ziel war es immer, in der Premier League zu spielen. Er hätte schon aus Utrecht in die Premier League wechseln können - gab damals Gerüchte, dass er der Backup von Kane bei Tottenham werden soll - hat sich aber für uns entschieden, weil er spielen und nicht irgendwo auf der Bank sitzen wollte.

Jetzt wechselt er halt in die Premier League, um wöchentlich im Blick der englischen Topteams zu sein. Das muss nicht jedem gefallen, aber es ist eben bei weitem nicht so unverständlich, wie einige hier behaupten. Klar, wir kennen die Qualitäten von Seb. Aber er ist weder Nationalspieler noch hat er bisher eine Minute Champions League gespielt. Wenn du international nicht den großen Ruf hast oder als Riesentalent giltst, bist du halt automatisch etwas außerhalb des Blickfelds.

Wer sich über den Wechsel von Haller beschwert, sollte sich mal den Werdegang von Virgil van Dijk anschauen. Der hat genau wie Haller seine Profikarriere bei einem Mittelfeldklub in den Niederlanden so richtig in Tritt gebracht. Anschließend ist er zu Celtic gewechselt, die im Gegensatz zu uns sogar regelmäßig international vertreten sind. Bereits damals wurde er, genau wie Haller bei uns, von Experten sehr hoch eingeschätzt. Trotzdem musste er noch einen Zwischenschritt bei einem englischen Mittelfeldklub wie Southampton machen, um bei einem Spitzenverein wie Liverpool zu landen. Und genau denselben Weg wird Haller jetzt auch gehen. Sofern West Ham nicht komplett untergeht, bin ich mir sicher, dass er in zwei, drei Jahren bei einem Top 6 Klub in der Premier League spielen wird.
#
Mir ist bewusst, dass es in einem Forum nicht unbedingt zum guten Ton gehört, gleich mit dem ersten Post einen neuen Thread zu erstellen. Ich nehme mir diese Freiheit trotzdem mal heraus. Darüber hinaus weiß ich als langjähriger stiller Mitleser des Forums - so kann ich mich beispielsweise noch an den berühmt-berüchtigten NadW Thread erinnern - dass eigentlich Werner der Experte für Statistiken ist.

Da wir mit dem Beginn des Julis jetzt aber offiziell die alte Saison abgeschlossen und die neue Saison begonnen haben, wollte ich hier im Forum noch eine Recherche teilen, die ich vor einigen Wochen erstellt habe. Leider hat sie damals auf Twitter keine wirkliche Resonanz bekommen, obwohl ich sie gerade als Fan sehr interessant fand. Darüber hinaus ist es nach der Feier zum Vereinsjubiläum auch eine schöne Übersicht über die Bundesligahistorie der Eintracht, da fast alle besonderen Saisons Erwähnung finden.

Konkret geht es dabei um den Mythos der schlechten Rückrunde. Ich denke jeder Fan der Eintracht kennt ihn. Wenn man eine vereinsinterne Umfrage in Auftrag gäbe, würden wohl die wenigsten Fans aussagen, dass wir eine Rückrundenmannschaft sind. Auch dieses Jahr ist das Thema durch den erneuten Absturz im Saisonendspurt wieder aufgekommen. Schließlich war es jetzt schon die dritte Saison in Folge, in der wir kurz vor Ende der Saison in der Liga abgeschmiert sind.

Blick auf die vergangenen drei Saisons

In der Saison 2016/17 waren wir tatsächlich sogar die schlechteste Rückrundenmannschaft mit lediglich 13 Punkten und haben damit die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb verspielt, um die wir lange mitgespielt haben. Dem stand jedoch der Finaleinzug im DFB-Pokal gegenüber.

In der Saison 2017/18 haben wir mit lediglich vier Punkten aus den letzten sieben Spielen nur den Saisonendspurt in den Sand gesetzt. Auch das hat uns aber in der Liga die Qualifikation für den Europapokal gekostet. Am Ende haben sogar nur sechs Punkte auf die Ränge für die Champions League gefehlt. Tatsächlich war aber damals der Punktunterschied zwischen Hinrunde (26) und Rückrunde (23) nicht sehr groß. Und ich muss hier sicher niemandem erzählen, dass wir die Saison mit dem Pokalsieg und damit dem größten Vereinserfolg seit 30 Jahren beendet haben. Mache ich natürlich trotzdem gerne. Als netter Zusatzeffekt kam die Europapokalqualifikation dann noch on top.

Kommen wir nun zur abgelaufenen Saison. Auch dieses Mal gab es nach lediglich zwei Punkten aus den letzten sechs Spielen in der Liga viele enttäuschte Gesichter. Zumal eine etwaige Qualifikation für die Champions League dieses Mal nur vier Punkte entfernt lag. Nüchtern betrachtet haben wir rein punktemäßig mit jeweils 27 Punkten jedoch zwei gleichstarke Halbserien absolviert. Und auch in dieser Saison gab es neben der Liga mit dem Halbfinaleinzug in der Europa League und damit dem größten internationalen Vereinserfolg seit knapp 40 Jahren ein absolutes Highlight.

Die Saison hatte aber natürlich trotzdem einen ziemlichen Wellenverlauf. Axel Hellmann hatte es in einer der ersten Analysen nach dem Saisonende ganz gut beschrieben: Zu Saisonbeginn (fünf Punkte aus fünf Spielen plus Pokalaus) und zu Saisonende (zwei Punkte aus sechs Spielen) haben wir wie ein Absteiger gepunktet. Zwischendurch (19 Punkte aus sieben Spielen in der Hinrunde und 25 Punkten aus elf Spielen in der Rückrunde) haben wir aber auch jeweils auf dem Niveau einem Champions League Vereins beziehungsweise besser gesagt sogar eines Meisterschaftskandidats gepunktet. Wie so oft bleibt aber der letzte Eindruck hängen und zumindest das Abschneiden in der Bundesliga hatte dann für viele Fans einen bitteren Beigeschmack und erweckte eben teilweise wieder den alten Mythos der schlechten Rückrunde.

Historischer Überblick

Historisch gesehen lässt es sich nicht wirklich deutlich belegen, dass wir eine bessere Hin- als Rückrundenmannschaft sind. In 50 Bundesligasaisons haben wir 22 Mal eine bessere Hinrunde und 18 Mal eine bessere Rückrunde gespielt. Dementsprechend haben wie zehnmal in Hin- und Rückrunde dieselbe Punktzahl erreicht. Wir haben also in 44 Prozent unserer Bundesligasaisons eine bessere Hinrunde, in 36 Prozent unserer Bundesligasaisons eine bessere Rückrunde und in 20 Prozent unserer Bundesligasaisons eine gleichwertige Hin- und Rückrunde gespielt. So groß ist der Unterschied statistisch gesehen also nicht. Zumindest nicht, dass er so einen bleibenden Eindruck einer schlechten Rückrundenmannschaft prägen könnte.

Hier noch die komplette Auflistung der Saisons:

Bessere Hinrunde: 1964/65, 1966/67, 1973/74, 1978/79, 1979/80, 1981/82, 1984/85, 1986/87, 1987/88, 1989/90, 1992/93, 1993/94, 1995/96, 2000/01, 2005/06, 2008/09, 2009/10, 2010/11, 2012/13, 2014/15, 2016/17, 2017/18 / 22

Bessere Rückrunde: 1963/64, 1967/68, 1968/69, 1969/70, 1970/71, 1971/72, 1974/75, 1975/76, 1976/77, 1982/83, 1983/84, 1988/89, 1994/95, 1998/99, 1999/00, 2003/04, 2013/14, 2015/16 / 18

Punktgleiche Halbserien: 1965/66, 1972/73, 1977/78, 1980/81, 1985/86, 1990/91, 1991/92, 2006/07, 2007/08, 2018/19 / 10

Wenn man sich mit der Historie der Eintracht ein bisschen auskennt und tiefer in die Analyse geht, fallen mehrere Punkte ins Auge. Die will ich jetzt noch einmal einzeln aufschlüsseln.

Punkt 1: Der schlechte letzte Eindruck

Seit der Jahrtausendwende (also der Saison 2000/01) haben wir lediglich drei bessere Rückrunden in der Bundesliga gespielt. Dem stehen jedoch gleich neun bessere Hinrunden gegenüber. Der Eindruck, dass die Eintracht eine bessere Hinrundenmannschaft beziehungsweise eine schlechte Rückrundenmannschaft ist, könnte also maßgeblich mit den tatsächlichen Ergebnissen der letzten zwei Jahrzehnte zusammenhängen. Da haben wir statistisch gesehen in der Rückrunde tatsächlich deutlich schlechter abgeschnitten und wie weiter oben schon mal erwähnt, der letzte Eindruck bleibt meistens eben haften.

Prominente Beispiele in diesem Zeitraum sind zuallererst natürlich die Abstiegssaison unter Skibbe und Daum mit der Rückrunde der Schande. Weiterhin kann man auch die erste Bundesligasaison unter Veh aufzählen, wo wir in der Rückrunde beinahe noch die Europapokalqualifikation verspielt hätten und natürlich die beiden vollen Saisons unter Kovac, wobei in der zweiten Saison, wie oben bereits aufgeführt, nur der Endspurt wirklich schlecht war.

Was mich persönlich sehr überrascht hat: Die vorletzte Saison unter Funkel (07/08) - die durch die Zerreißprobe Caio seinen Abschied bei uns maßgeblich vorangetrieben hat und wahrscheinlich auch der Ursprung dafür war - gehörte nicht zu diesen Saisons. In dieser Saison haben wir tatsächlich in Hin- und Rückrunde jeweils 23 Punkte geholt. Allerdings hatten wir damals nach 26 Spieltagen bereits 42 Punkte. In den restlichen acht Spielen haben wir nur noch vier Punkte geholt. Deshalb dürfte auch diese Saison für die Denkweise verantwortlich sein, dass die Eintracht immer dann am Ende der Saison einbricht, wenn man in den oberen Tabellenregionen etwas erreichen kann.

Punkt 2: Starke Endspurts durch Extramotivation Abstiegskampf

Was nämlich im Gegenzug auffällig ist: So gut wie immer, wenn wir gegen den Abstieg spielen, wachsen wir in der Rückrunde und vor allem zum Saisonende über uns hinaus. Die prominentesten Beispiele für diese Beobachtung sind sowohl die drei Relegationssaisons (83/84, 88/89, 15/16) als auch die beiden Nichtabstiegswunder von 1999 und 2000.

In den Saison 1998/99 und 2015/16 war der Punkteunterschied zwischen Hin- und Rückrunde zwar nicht so groß wie in den anderen Saisons, aber dafür war jeweils der Endspurt (vier Siege aus den letzten vier Spielen 1999 und drei Siege aus den letzten vier Spielen 2016) entscheidend für den Klassenerhalt. In der Berger/Magath Saison 1999/2000 war der Unterschied am größten, als wir nach 11 Punkten in der Hinrunde unter Berger mit 30 Punkten in der Rückrunde unter Magath das drittbeste Rückrundenteam der Liga gestellt haben.

Auch die Saison 1970/71, wo wir uns mit einem Sieg in Offenbach am vorletzten Spieltag gerettet haben, ist in dieser Hinsicht nennenswert. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass das in unseren ersten knapp 20 Jahren Bundesligazugehörigkeit die einzige Saison war, an dessen Ende wir in der zweiten Tabellenhälfte standen.

Punkt 3: Spitzenmannschaft Eintracht in den ersten Jahrzehnten

Das führt auch gleich zum nächsten Punkt. In den durchaus sehr erfolgreichen 60er- und 70er-Jahren hat die Eintracht eher bessere Rück- als Hinrunden gespielt. Bis 1980 stehen neun bessere Rückrunden nur fünf besseren Hinrunden gegenüber, während drei Saisons mit gleicher Punkteausbeute in Hin- und Rückrunde notiert sind. Wie bereits erwähnt, standen wir von 1963 bis 1980 nur ein einziges Mal schlechter als Platz 9 in der Gesamtabrechnung dar und belegten in diesem Zeitraum gleich siebenmal (63/64, 66/67, 71/72, 73/74, 74/75, 76/77, 78/79) eine Top 5 Platzierung. In diesen sieben Saisons waren wir viermal in der Rück- und zweimal in der Hinrunde besser bei einer punktgleichen Saison.

Bemerkenswert ist in diesem Zeitraum auch, dass wir von 1967/68 bis 1970/71 gleich vier Saisons in Folge nach der Hinrunde in der zweiten Tabellenhälfte standen (und zwar auf den Plätzen 14, 15, 12 und 18) und am Ende nur in besagter Saison 70/71 in der unteren Hälfte landeten. Für diesen Zeitraum kann man definitiv sagen, dass die Eintracht eine Rückrundenmannschaft war.

Die bemerkenswerteste Saison in diesem Zeitraum dürfte aber natürlich jene unter Gyula Lorant sein, der die Eintracht nach dem 12. Spieltag der Saison 1976/77 auf einem Abstiegsplatz übernahm und den Rest der Saison lediglich sein ersten Spiel verlor. Am Ende schloss die Eintracht die Saison nur zwei Punkte hinter dem Meister Gladbach ab.

Punkt 4: Fehlende Steigerung im Fußball 2000

Wenn man auf die erfolgreichsten Saison in der Bundesligageschichte von Eintracht Frankfurt blickt, lässt sich diesbezüglich erst in den letzten Jahrzehnten feststellen, dass wir in den Rückrunden schlechter punkten. Besonders auffällig ist dabei natürlich die Epoche des Fußball 2000, in der wir kein einziges Mal in der Rückrunde besser gepunktet haben.

Fairerweise muss man sagen, dass wir sowohl 1990/91 als auch in der berühmt-berüchtigten Saison 1991/92 punktemäßig jeweils gleichstarke Hin- und Rückrunden gespielt haben. Wobei natürlich jedem bewusst ist, dass wir die Meisterschaft 1992 mit lediglich einem Punkt aus zwei Spielen gegen besoffene Bremer und schon so gut wie sicher abgestiegene Rostocker eben im Endspurt verspielt haben.

Erwähnenswert ist auch der Absturz in der Saison 1993/94 unter Toppmöller (Bye Bye Bayern), als wir mit neun Siegen und zwei Unentschieden aus den ersten elf Spielen einen Startrekord für die Bundesliga aufgestellt haben und Herbstmeister wurden. Oft wird der spätere Absturz ja an der Verletzung von Tony Yeboah festgemacht und tatsächlich haben wir während seiner Auszeit mal vier Spiele am Stück verloren. Yeboah hat aber ab dem 22. Spieltag wieder alle Spiele bis auf eines komplett durchgespielt und in der Rückrunde immerhin noch neun Treffer erzielt - genau so viele wie in der Hinrunde. Nur darauf ließ sich der damalige Einbruch also nicht reduzieren.

Punkt 5: Bei erfolgreicher Hinrunde bleibt eine bessere Rückrunde aus

Das lässt mich zur letzten und meiner Meinung nach auch interessantesten und schwerwiegendsten Beobachtung kommen. In den 50 Bundesligasaisons von Eintracht Frankfurt standen wir nach der Hinrunde 25 Mal in der oberen und 25 Mal in der unteren Tabellenhälfte. In den 25 Saisons, in denen wir nach der Hinrunde in der oberen Tabellenhälfte standen, haben wir lediglich drei Mal (!) in der Rückrunde besser gepunktet als in der Hinrunde. Noch erschreckender: Es war zuletzt 1975 der Fall. Die besagten drei Saisons waren nämlich 1963/64, 1971/72 und 1974/75.

Und in vielen Saisons hätte bereits ein Punkt mehr in der Rückrunde große Auswirkungen gehabt. 1992 hätte beispielsweise ein Punkt mehr in der Rückrunde wahrscheinlich für die Meisterschaft gereicht, weil wir dann am letzten Spieltag in Rostock nur ein Unentschieden benötigt hätten. Das zweite Gegentor bei dem Spiel fiel ja erst kurz vor Schluss, als wir total aufgemacht haben, um noch den Siegtreffer zu erzielen. Auch in dieser Saison hätte ein Punkt mehr beispielsweise Platz 5 statt Platz 7 und damit die direkte Qualifikation für die Euro League bedeutet.

Es lässt sich also durchaus sagen, dass die Eintracht gerade dann keine gute (oder zumindest bessere) Rückrunde spielt, wenn man über einen langen Zeitraum in der Saison relativ weit oben mitgespielt hat. Und wie gesagt, es mag vielleicht nicht nach viel aussehen, aber ein Punkt hätte genau dann häufig den Unterschied gemacht. Da bestätigt sich das Stichwort, dass die Ente am Ende kackt. Und da fällt eben brutal ins Gewicht, dass die Eintracht in all ihren erfolgreichen Saisons seit 1975 nie eine punktemäßig bessere Rückrunde gespielt hat. Dazu kommen seit 1990 nur sechs bessere Rück- bei zwölf besseren Hinrunden und wie oben schon erwähnt seit 2000 sogar nur drei bessere Rück- bei neun besseren Hinrunden. Dadurch dürfte sich eben der Eindruck von der Eintracht als schlechter Rückrundenmannschaft verfestigt haben.

Zusammenfassung

Wie die Analyse zeigt, war der Eindruck von der Eintracht als schlechter Rückrundenmannschaft nicht immer gegeben und wird gerade in den Saisons, in denen es gegen den Abstieg geht, widerlegt. In den guten Saisons, in denen die Eintracht jedoch Erfolge erreichen kann (und es ja teilweise auch getan hat), täuscht der Eindruck hingegen nicht. Zumindest wenn man nach den absoluten Zahlen geht.

Mir ist klar, dass man hier noch viel mehr ins Detail gehen könnte. Nur ein Punkt Unterschied führt in dieser Analyse eben zu einem harten Cut. So wäre die abgelaufene Saison mit nur einem Punkt mehr in der Rückrunde als Saison mit besserer Rückrunde eingeflossen, obwohl immer noch viele Fans aufgrund des insgesamt schlechten Saisonendspurts kritisch darauf geblickt und womöglich den Eindruck einer schlechten Rückrunde gehabt hätten. Darüber hinaus sind hier natürlich keine Umstände wie Verletzungen, Formschwächen, Trainerwechseln, Spielplanansetzungen, Formstärken beim Gegner und Schiedsrichterentscheidungen (Alfons B. aus K. lässt grüßen) berücksichtigt.

Insgesamt liefert die Analyse aber denke ich einen guten und aussagekräftigen Gesamtüberblick sowie einige interessante Erkenntnisse. Gesamthistorisch kann man wie gesagt nicht (zumindest nicht deutlich) sagen, dass die Eintracht eine schlechtere Rückrundenmannschaft ist. Der Mythos lässt sich aber insofern begründen, dass er eben in den letzten 30 und vor allem in den letzten 20 Jahren durchaus zutreffend ist. Und er verstärkt sich dadurch, dass die Eintracht in ihren insgesamt erfolgreichen Saisons eben sehr häufig am Saisonende schwächelt.