>
Avatar profile square

DonGuillermo

4272

#
Ich bin ganz ehrlich: Für das Geld hätte ich Sow auch verkauft. Zum einen, weil ich zwar der Meinung bin, dass er sich mittlerweile sehr gesteigert hat, ich ihn aber immer noch nicht so stark und vor allem so konstant sehe wie einige andere Eintrachtfans, die ihn in meinen Augen ziemlich überbewerten. Zum anderen, weil auch bei Sow in zwei Jahren der Vertrags ausläuft. Und im modernen Fußball ist das der Zeitpunkt, an dem es heißt, entweder verlängern oder verkaufen. Sonst steckt man im nächsten Sommer in derselben Situation wie jetzt mit Kostić, Kamada und N'Dicka, zumal der Trend immer mehr dahingeht, dass Spieler ihre Verträge auslaufen lassen wollen.

Ich bin fest davon überzeugt, dass man für 20 Millionen Euro (oder nur den Teil, der dafür wieder in Transfers reinvestiert wird) einen besseren Spieler als Sow verpflichten könnte. Vor allem auch einen Spieler mit Qualitäten, die uns eher weiterhelfen könnten. Dass Sow einem Wechsel nicht ganz abgeneigt zu sein scheint, zeigen ja auch die Meldungen, dass er offensichtlich länger mit Nottingham verhandelt hat, ehe es die Absage gab.

Ich bin mal gespannt, ob sich in dieser Sache noch bis zum Ende des Transferfensters etwas bewegt. Gerade, falls Sow nicht nur in die Premier League wechseln wollen würde. Möglicherweise meldet ja jetzt sogar Bergamo Interesse an, nachdem sie Freuler an Nottingham abgegeben haben. Der war dort immerhin auch Stammspieler und sogar Kapitän - und ist in der Schweizer Nationalmannschaft übrigens der direkte Konkurrent von Sow. Mit Éderson hat Atalanta zwar für viel Geld schon einen weiteren Spieler im zentralen Mittelfeld geholt, aber wer weiß?

Darüber hinaus wollen wir ja wohl mit Dina Ebimbe vollkommen unabhängig von der Entwicklung bei Sow ohnehin schon diesen Sommer einen weiteren Spieler für die Position verpflichten. Ihn scheint man wohl unbedingt zu wollen und will kein Risiko eingehen, dass er nächstes Jahr ablösefrei woanders hinwechselt. Aber er wäre eben auch eine Versicherung, falls Rode mal wieder verletzt ausfällt oder Sow eben dieses oder nächstes Jahr wechseln sollte.
#
Die Leihe war abzusehen und ist in der aktuellen Situation auch sinnvoll. Ich halte Hauge ebenfalls für einen guten Fußballer, der vom Potential her sogar über einigen seiner Konkurrenten in der Mannschaft anzusiedeln ist. Die Ansätze waren immer mal da. Aber aktuell fehlt ihm jegliches Selbstvertrauen und Spielpraxis. Möglicherweise belastet ihn auch die ganze Situation um seine Ablösesumme, welche die Kritik noch verschärft. Zudem muss er noch einige grundsätzliche Dinge lernen, wenn er dauerhaft in einer der Topligen bestehen will. Beispielsweise, dass man beim Dribbling irgendwann gerne auch mal den Kopf hochnehmen darf.

Eine Leihe in eine kleinere Liga wie Belgien, wo er regelmäßig und auch im Europapokal spielen kann, ist deshalb für beide Seiten erst einmal die beste Lösung. Und Belgien war ja zuletzt bei einigen Leihen nicht die schlechteste Option. Und auch Gent hat in den letzten Jahren mit einigen Spielern von deutschen Vereinen gute Erfahrungen gemacht. Dass Gent wohl sein komplettes Gehalt übernimmt, zeigt schon mal, dass sie dort auch auf ihn setzen wollen. Nachdem man ihm hier mittlerweile selbst Alidou vorgezogen hat, hätte er als achte Option im Offensivbereich hinter Alario, Borré, RKM, Lindstrøm, Kamada, Götze und Alidou keine realistische Aussichten auf Einsatzzeiten gehabt.
#
Das Spiel war mehr oder weniger ein Abbild der bisherigen Leistungen. Nach vorne sieht es schon ganz ordentlich aus, es fehlt jedoch die letzte Konsequenz. Hinten ist es hingegen bisweilen absolut vogelwild und in vereinzelten Situationen eine absolut desolate Arbeitseinstellung. Die Kritikpunkte bleiben dabei konstant dieselben.

Ebenfalls war auch Kolo Muani wieder unser auffälligster und bester Spieler auf dem Platz. Freut mich, dass die bisherigen Leistungen anerkannt wurden und er jetzt erstmals von Anfang an spielen durfte. Man hat aber erneut gesehen, dass er seine Stärken am besten aus einer tieferen Position kommend ausspielen kann. Er sollte jetzt aber auch in den kommenden Wochen der einzige Offensivspieler sein, der mehr oder weniger eine Stammplatzgarantie hat. Mal schauen, ob bei den anderen Punkten auch so schnell reagiert wird.

Ansonsten war Alidou als Wingback noch ganz interessant, ich sehe ihn dafür aber weiterhin nicht als ernste Option. Alidou ist ein Spieler, der unglaublich gerne den Gegner andribbelt und Risiko im Eins gegen Eins geht. Das hat man auch jetzt in Berlin schon so gesehen. Das ist auch seine große Stärke und für einen Flügelspieler absolut okay. Das Problem als Wingback ist halt, dass du die ganze Seite beackern und eigentlich bis annähernd zur Grundlinie durchgehen solltest. Das hat er auch zweimal gut gemacht und dann mit dem Anspiel auf Kamada in der Mitte beziehungsweise dem eigenen Abschluss aufs lange Eck (wo er zuvor dann erst am Strafraum ins Dribbling gegangen ist) Pech gehabt, dass nichts herumgekommen ist.

Wenn du den Ball aber im Offensivdribbling verlierst, ist die Seite halt erst mal offen. Ich glaube gleich bei seiner ersten Aktion hatte er im Dribbling den Ball verloren und musste direkt das Foul ziehen. Von den grundsätzlichen Defiziten von gelernten Offensivspielern im Defensivverhalten mal ganz abgesehen. Deshalb würde ich Alidou lieber als reine Offensivkraft mit Absicherung sehen, wo man seine Stärken akzentuieren und seine Schwächen verringern kann. Seine bisherigen Einsatzzeiten sind aber ein Zeichen dafür, dass man ihm vertraut.

Ich habe mir mal vier Punkte zur näheren Analyse herausgepickt:

1. System

Glasner hat vor dem Spiel gemeint, dass er selbst auch gespannt darauf ist, wie die neuformierte Mannschaft und das System funktionieren, weil man so noch nie trainiert hat. Nunja, in der ersten Halbzeit sah das dann auch genau so aus. Und das, obwohl man mit der Umstellung auf die Doppelspitze eigentlich nur eine kleine taktische Änderung vorgenommen hat.

Spricht für mich aber auch weiterhin dafür, dass wir das System auf absehbare Zeit nicht effektiv auf eine Viererkette umstellen können werden. Viele Fans stellen sich das in meinen Augen aufgrund ihres eigenen Wunsches nach einer Umstellung zu leicht vor. Und am besten dann noch mit fast ausschließlich offensiven Spielen im System mit Viererkette. Da haben wir ja noch weniger Absicherung und dabei stehen wir schon jetzt defensiv sehr schwach dar.

Oberste Priorität sollte haben, dass die Mannschaft im Defensivverhalten wieder kompakter und sicherer steht. Wir haben die gesamte Vorbereitung das aktuelle System trainiert und gerade in der Abwehr geht es auch viel um Abstimmung und Vertrauen. Jetzt mitten in der Saison eine so gravierende Änderung vorzunehmen, halte ich nicht für zielführend. Wir spielen jetzt abgesehen von einer Länderspielpause quasi zweieinhalb Monate mit drei Spielen die Woche durch, da ist auch kaum Zeit für ordentliches Training und taktische Umstellungen.

Zumal ich immer noch der festen Überzeugung bin, dass der Kader für ein System mit Dreierkette besser geeignet ist. So hatten wir die letzten Jahre auch immer Erfolg. Gerade bei den rechten Außenverteidigern hätten wir bei einer Umstellung ziemliche Probleme. Links gibt sich das mit Pellegrini und Lenz nicht viel. Aber rechts würde Knauff dann ausfallen, der im aktuellen System als Wingback schon defensive Schwächen aufweist. Buta wird voraussichtlich erst zur Rückrunde wieder richtig zur Verfügung stellen und Touré hat mittlerweile bewiesen, dass er ein besserer Innenverteidiger ist, weil ihm auf außen auch das Stellungsspiel fehlt. Das würde aktuell nur noch Chandler als Option offen lassen.

Darüber hinaus würde Knauff dann noch die Konkurrenzsituation im ohnehin schon prall gefüllten Offensivbereich verschärfen, sodass da möglicherweise noch ein weiterer Hochkaräter auf die Bank muss. Damit wäre dann auch der Vorteil, sich den dritten Innenverteidiger für einen weiteren Mittelfeldspieler oder Stürmer in den besser besetzten Mannschaftsteilen zu sparen, direkt wieder aufgehoben. Ja, wir haben in der Offensive jede Menge gute Spieler, von denen leider einige auf der Bank sitzen müssen. Aber der Kader ist nun einmal so aufgestellt, wie er aufgestellt ist und letztendlich muss die Balance stimmen.

Frühestens während der Pause wegen der Weltmeisterschaft könnte man meiner Meinung nach darüber nachdenken. Mit Ausnahme von eventuell Onguéné werden uns dann zwei Monate lang sämtliche Abwehrspieler zur Verfügung stehen. Da könnte man solch eine Umstellung sinnvoll eintrainieren. Spätestens nächste Saison, wenn voraussichtlich Knauff und Pellegrini, wohl auch N'Dicka und eventuell Touré und Hasebe weg sind, könnte in diesem Bereich ohnehin ein massiver Umbruch anstehen, wo sich einige grundsätzliche Fragen stellen.

2. Abwehr

Die Abwehr ist diese Saison bislang ein großes Problem. Dort wirken wir wirklich sehr unorganisiert, niemand kann sich auf den anderen verlassen und keiner weiß so recht, was er machen soll. Es hat sich in den letzten Spielen bereits angedeutet, aber Tuta scheint mir mit der Rolle als ZIV und Abwehrchef überfordert zu sein. In dieser Rolle muss er die Kommandos geben, die Nebenmänner dirigieren und Situationen erkennen und lösen.

Auch in der Berlin war das wieder eine ganz schwache, fast schon katastrophale Leistung von Tuta. Immer wieder hat er unnötig seine Position aufgegeben und sich in persönliche Duelle verwickeln lassen und damit Räume und Passwege im zentralen Bereich geöffnet. Beispielhaft war die Riesenchance von Jovetić in der zweiten Halbzeit, wo Tuta in der Entstehung beim Konter an der Mittellinie viel zu aggressiv auf den ballführenden Jovetić draufgeht, um einen Ballgewinn zu erzwingen und sich somit komplett aus dem Spiel nimmt, sodass Jovetić ab 40 Metern vor dem Tor in zentraler Positon freie Bahn hat.

Darüber hinaus hapert es auch noch am Spielaufbau. Die schnelle und praktische Lösung liegt auf der Hand: Hasebe wieder in die Mannschaft einzubauen und Tuta auf die alte RIV Position ziehen, wo er seine Stärken besser ausspielen kann. Hasebe hat im Europa League Finale - übrigens auch nach einem Fehler von Tuta, bei dem er sich verletzt hat - eine Riesenleistung abgeliefert und unter Beweis gestellt, dass er die Rolle weiterhin auf höchstem Niveau ausfüllen kann. Über seine spielerischen Qualitäten müssen wir ohnehin nicht sprechen. Und wenn der Gegner mal ne Kante vorne drin hat, gegen die wir wie ehemals mit Hinti einen direkten Gegenspieler stellen wollen, haben wir dafür immer noch Alternativen im Kader.

3. Defensives Mittelfeld

Wer mich kennt, der weiß, was jetzt kommt. Ich würde immer mit einem klaren Sechser spielen. Erst recht, wenn ich wie in diesem Spiel nur einen Spieler direkt vor der Abwehrkette stehen habe. Es tut mir leid, aber Sow ist für diese Rolle einfach nicht geeignet. Er bekommt die Räume einfach nicht zugelaufen und geschlossen, oft auch, weil er selbst zu weit vorne spielt. Wenn ich dann noch immer sehe, wie er im Mittelfeld im Schneckentempo hinterherläuft, wird mir schlecht. Da haben wir teilweise ein riesiges Loch zwischen Mittelfeld und Abwehr, wo der Gegner unbedrängt rumspazieren kann.

Überhaupt war Sow in Berlin nahezu ein Totalausfall, auch mit dem Ball am Fuß ist ihm wenig gelungen und er hat teils richtig üble Fehlpässe gespielt. Ihm alleine kann man aber auch nicht die Schuld geben. Da muss ich auch den Trainer in die Verantwortung nehmen. Wenn ich mit Sow, Kamada und Götze im Zentrum spiele, also drei eher filigranen und körperlosen Spielern, dann muss ich mich auch nicht wundern, wenn ich dort keinen Zugriff aufs Spiel bekomme.

Aktuell fehlt uns in vielen Bereichen die Giftigkeit und Galligkeit in der Defensivarbeit. Ein klarer Sechser könnte dort Abhilfe schaffen. Weshalb ich auch immer noch ein starker Befürworter dafür bin, dass wir neben Jakić - dem einzigen Sechser in unserem Kader - auf dieser Position auch noch eine Alternative verpflichten sollten, die dann gerne wie ein Mascarell auch spielstärker sein kann. So kann man dann beide Versionen eines Sechsers abdecken und sowohl vor als auch während der Spiele taktisch variieren und situativ reagieren. Hasebe dürfte im Mittelfeld keine große Rolle mehr spielen und wird aktuell auch hinten benötigt.

4. Chancenverwertung und Torgefahr

Die Chancenverwertung ist weiterhin ein großes Manko in unserem Spiel. Das fängt schon mit dem grotesken Fehlschuss von Alario in der Anfangsviertelstunde an. Wenn ich als eher reiner Strafraumstürmer auf meine Spielanteile kommen will, dann müssen solche Chancen sitzen. Das setzt sich dann bei Kamada fort, der zwar ein Tor erzielt hat, aber auch zwei weitere Chancen in aussichtsreicher Position kläglich vergeben hat.

Trotzdem strahlt Kamada von allen Spielern aus der zweiten Reihe noch die größte Torgefahr aus - weshalb ich ihn auch ungerne ins zentrale Mittelfeld zurückziehen würde. Auch in diesem Spiel hat man wieder gesehen, dass wir oft viel zu umständlich agieren. Da wird am Strafraum immer noch mal die nächste Anspielstation und der nächste Pass gesucht, statt einfach mal aufs Tor zu schießen.

Wenn ich dann sehe wie Endo aus Stuttgart mehrere Fackeln aus 30 Metern aufs Tor schießt und dafür belohnt wird, habe ich für unser Verhalten um den Strafraum herum nicht viel Verständnis. Und ich habe es schon nach dem Spiel gegen Real gesagt: Auch der Torwart reagiert nicht immer optimal. Dortmund und Leipzig haben diesen Spieltag auch jeweils ein Tor erzielt, weil mal einer von außerhalb des Strafraums abgezogen hat und Flecken beziehungsweise Schwäbe die Dinger haben durchrutschen lassen. Wir schießen einfach viel zu selten aufs Tor und bräuchten da im Mittelfeld im besten Fall noch jemanden, der diese Torgefahr mitbringt.
#
OXO86 schrieb:
Ich verstehe deinen Ansatz natürlich, du sagst das sich in einem Marathon, wie die Liga, im Normalfall immer die höhere Qualität durchsetzt.
Vielleicht war, mein Blödsinn, auch etwas zu Hart ausgedrückt, aber für mich hat das immer etwas von der Zementtheorie von Herrn Bruchhagen.
Am Ende wirst du wohl aber Recht haben, ich glaube aber, dass mindestens einer von den Vieren (natürlich nicht Bayern) es nicht schafft.

PS: Schreibe bitte weiter solche interessanten Beiträge, mir fehlt leider dafür das Talent.


Kein Thema, alles gut. Der Vergleich mit dem Marathon passt schon ganz gut. Die Bayern sind auch ein gutes Beispiel. Seit nunmehr zehn Jahren am Stück Meister, oft auch absolut ungefährdet. Da setzt sich die Qualität auf Strecke letztlich durch. Aber im Pokal haben sie in diesem Zeitraum "nur" fünf Titel gewonnen, weil man da in einem Spiel eben immer mal ausscheiden kann.

Die Zementtheorie von Bruchhagen halte ich übrigens tatsächlich für fatalistischen Blödsinn. Hat mich auch immer massiv gestört, wenn man so komplett ohne Ehrgeiz und Ziele unterwegs war. Durch die genannte Kaderstärke der Top 4 und die aktuelle Verfassung der möglichen Konkurrenz sehe ich in dieser Saison aber wirklich nur eine ganz geringe Chance, dass es ein anderer Verein in die Champions League Ränge schafft. Gladbach, Wolfsburg oder Hoffenheim sind allesamt nicht mehr so stark wie vor einigen Jahren, wo sie noch in dem Bereich mitgespielt haben. Wenn bei uns Hinti und Kostić geblieben wären und wir nicht unsere erste CL-Saison spielen würden (auf der zwangsläufig der Fokus liegen wird) hätte ich für uns sogar durchaus realistische Chancen gesehen. So vermutlich eher nicht. Ist aber natürlich auch möglich, dass vorne von denen einer abschmiert und es wieder eine Überraschungsmannschaft wie letztes Jahr Freiburg oder Union geben wird.

U.K. schrieb:
Leipzig hingegen sehe ich nicht konstant auf dem oberen Level. Ja Nkunku wurde gehalten, aber Werner passt mittlerweile nicht mehr in deren Anforderungen. Da Werner für mich ein reiner Konterstürmer ist. Daher auch seine Probleme bei Chelsea und der Nationalmannschaft, welche viel Ballbesitz haben und wenig Raum im Angriff.


Ich würde nicht ausschließen, dass die sich wieder etwas umstellen. Schließlich hat Silva letzte Saison als Kombinations- und Strafraumstürmer auch keine Bäume ausgerissen. Ansonsten wäre eine Verpflichtung von Werner auch ziemlich sinnlos. Ist halt jetzt die Frage, ob man Werner aufgrund der erfolgreichen Vergangenheit Tedesco einfach vor die Nase gesetzt hat oder diese Verpflichtung auch vom Trainer vorangetrieben wurde.

U.K. schrieb:
Was mich bei Leipzig wundert sind die Gehälter, welche inzwischen gezahlt werden. Werner als Topverdiener mit 10 Mio. , noch vor kurzem gab es eine Obergrenze von 3  Mio.


Ich habe gerade mal nachgeschaut. Tatsächlich hatte Leipzig wohl beim Aufstieg in die Bundesliga 2016 noch eine Gehaltsobergrenze von drei Millionen Euro. Da gab es zum damaligen Zeitpunkt mehrere Medienberichte drüber. Schon im November desselben Jahres hatte Rangnick aber angestoßen, die Gehaltsobergrenze aus Wettbewerbsgründen wieder abzuschaffen. Die wurde dann wohl zumindest mal verschoben, weil sie laut einem anderen Medienbericht aus dem Jahr 2018 bereits bei fünf Millionen gelegen haben soll.

Es gehört aber auch zur Medienstrategie von Leipzig die Mär vom kleinen und jungen Verein zu erzählen, der ja erst kürzlich aufgestiegen ist, aber schon so vieles aus eigener Kraft erreicht hat. Leider ist da die deutsche Sportpresse sehr kritiklos unterwegs. Selbst bei dem groben und leicht widerlegbaren Unfug, den gerade Oliver Mintzlaff immer wieder verbreitet (oft auch ziemlich offensichtlich, um bewusst zu provozieren), gibt es da kaum mal Gegenwehr. Und das mit der Gehaltsobergrenze hat sich dann wohl leider genau wie das angeblich so gute Wirtschaften oder die angeblich so gute Jugendarbeit in den Köpfen vieler Leute festgesetzt, weil Leipzig selbst das immer wieder unwidersprochen verbreitet hat, obwohl es nicht wirklich der Wahrheit entspricht.

Das hatte ich auch schon mehrfach hier im Forum angesprochen. Leipzig hatte beispielsweise bereits als Zweitligist in zwei Jahren ein Transferminus von 50 Millionen Euro, im ersten Bundesligajahr allein dann weitere knapp 100 Millionen Euro Transferminus, also eine Bilanz, die sich selbst die meisten Europapokalteilnehmer nicht leisten können. Und dann sind sie eben trotzdem erst im zweiten Jahr aufgestiegen. Jeder normale Verein wäre bereits zu diesem Zeitpunkt hoffnungslos überschuldet und insolvent gewesen und hätte die Folgen für dieses Vabanquespiel tragen müssen. So wie das eben bei einigen Traditionsvereinen der Fall war. Aber wenn man einen Sugardaddy im Rücken hat, der das ganze Geld reinpumpt und die Schulden erlässt, kann man das so machen. Hat dann aber halt bei allem Erfolg nichts mit gutem Wirtschaften zu tun.

Noch heute besitzt Leipzig über die gesamte Existenz ein Transferminus von 200 Millionen Euro. Und das, obwohl man mehrere Spieler wie Werner (53), Keita (60), Upamecano (42) und Konaté (40) sündhaft teuer verkauft hat. Hoffenheim hat über diesen Zeitraum übrigens ein Transferplus von über 100 Millionen Euro. Die haben tatsächlich irgendwann angefangen, sich größtenteils selbst zu tragen.

Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die vor einigen Monaten veröffentlichten Finanzkennzahlen für die Saison 20/21, also die erste unter Coronabetrieb. Da lag Leipzig mit einem Gesamtetat von knapp 170 Millionen Euro schon deutlich auf Platz 3 in der Liga. Selbst andere gepamperte Mannschaften wie Leverkusen mit 135 Millionen Euro und Wolfsburg mit knapp 125 Millionen Euro lagen da deutlich drunter. Zum Vergleich: Wir lagen bei 97,6 Millionen Euro, bilanzieren aber auch nach Kalenderjahr (2021) und nicht nach der Saison.

Mit fast 300 Millionen Euro Verbindlichkeiten war Leipzig übrigens in dieser Hinsicht sogar Spitzenreiter der Liga. Und da fehlen sogar noch die 100 Millionen Euro Verbindlichkeiten, die ihnen von Red Bull in der Vergangenheit bereits erlassen wurden. Ich schätze mal die aufgeführten Verbindlichkeiten werden sich hauptsächlich in noch ausstehende Transferzahlungen und vorgestrecktes Kapital durch Darlehen von Red Bull aufteilen. Letzteres wird man aber vermutlich auch weiterhin nicht zurückzahlen müssen, obwohl man das ja in der Vergangenheit medial hoch und heilig versprochen und von "völlig normalen Vorgängen" gesprochen hatte.
#
Ich bin echt erstaunt, welche Einschätzungen von verschiedenen Personen (damit sind ausdrücklich nicht nur Posts aus dem Forum gemeint) teilweise getroffen werden. Für mich ist beispielsweise klar, dass auf jeden Fall noch etwas auf außen gemacht werden muss. Und zwar unabhängig davon, ob wir das System ändern oder nicht. Im aktuellen System fehlt links jemand. Denn Hauge, Alidou und Kolo Muani können meiner Einschätzung nach keinen Wingback spielen beziehungsweise würde man sie auf der Position auch jeweils ihrer größten Stärken berauben. Einzig und allein Lindstrøm könnte ich mir von den aktuellen Offensivspielern tatsächlich mal als Wingback vorstellen. Dann würde vielleicht auch seine Abschlussschwäche nicht so sehr ins Gewicht fallen.

Ich habe Alidou mehrmals als reinen Offensivspieler in der zweiten Liga gesehen und die Rückwärtsbewegung und das Defensivverhalten gehören definitiv nicht zu seinen Stärken. Und Hauge war bei den Tests in der Vorbereitung auf der Position geradezu katastrophal, auch wenn sich einige das schönreden wollten. Zudem weist schon ein Knauff auf rechts einige Schwächen in der Defensive auf, bringt aber grundsätzlich zumindest alles für die Position mit und hat deshalb ziemlich schnell die Umstellung geschafft. Aber jetzt auf der anderen Seite noch jemand mit eklatanten Schwächen auf dieser Position einzubauen, wäre ziemlich Harakiri. Wir hatten zuletzt schon immer mal wieder massive Probleme mit der Rückwärtsbewegung auf außen.

Bei einer Umstellung auf Viererkette wären wir noch dünner besetzt. Da Buta noch einen Großteil der Hinrunde ausfallen wird und Knauff in einer Viererkette dann auch nicht mehr den RV geben kann, hätten wir da aktuell nur Lenz als LV und Chandler als RV. Sehr dünn für eine Saison mit Dreifachbelastung. Touré hat auf außen einfach ein katastrophales Stellungsspiel, das hat er jetzt schon mehrfach unter Beweis gestellt. Und mit N'Dicka unseren besten IV ohne Not auf LV zu ziehen, würde uns auch nur auf zwei Positionen schwächen.

Die ständigen Vergleiche zwischen Knauff und Alidou, um zu argumentieren, dass Alidou auch den sofortigen Sprung zum Wingback auf dem Niveau schaffen kann, sind in meinen Augen auch etwas hanebüchen. Alidou hat bisher beim nominell absoluten Ligaprimus eine halbe Zweitligasaison mit enormen Schwankungen gespielt. Knauff mag zum Zeitpunkt der Verpflichtung zwar weniger Profiminuten auf dem Tacho gehabt haben, hatte unter Terzić aber schon sein Potential auf höchstem Niveau angedeutet und unter anderem in der Champions League in beiden Viertelfinalspielen gegen Manchester City von Beginn an gespielt. Da wird zwar gerne so getan, dass wir den direkt aus der dritten Liga geholt haben, aber das entspricht nicht ganz den Tatsachen. Er hat da lediglich Spielpraxis gesammelt, weil Rose oft lieber ohne klare Außenbahnspieler spielen lassen hat und deshalb mit Knauff nichts anfangen konnte.

Genau so schwachsinnig war die Idee, Kolo Muani auf diese Position zu stellen (auch wenn Stuttgart das gerade in ähnlicher Situation bei einem vergleichbaren Spieler mit Silas versucht), worüber ja einige nachgedacht haben und sogar der Journalist Christopher Michel bei Glasner nachgefragt hat. Der hat das glücklicherweise sofort mit einem leicht amüsierten Lächeln ausgeschlossen. Ich meine gut, vor paar Monaten haben auch einige Leute (inklusive ihm selbst) N'Dicka auf der Sechs gesehen, was Glasner ebenso schnell ausgeschlossen und sich über die Selbsteinschätzung von Evan gewundert hat.

Der Vorschlag mit Draxler schießt aber absolut den Vogel ab. Grundsätzlich wäre ich bei den passenden Parametern einer Verpflichtung von Draxler nicht mal abgeneigt. Ich könnte mir schon vorstellen, dass das eine Erfolgsgeschichte sein könnte - auch wenn ich eine Verpflichtung zum jetzigen Zeitpunkt für absolut unrealistisch erachte. Zumindest waren Spieler mit ähnlichem Werdegang bei uns zuletzt mehrheitlich erfolgreich. Aber zu behaupten, dass Draxler die Position eins zu eins von Kostić übernehmen könnte, ist doch schon ein bisschen wahnsinnig. Auf welcher Basis wird denn diese Aussage getroffen? Draxler hat die Position meines Wissens nie gespielt, ist - wenn er offensiv auf außen gespielt hat - bevorzugt für Dribblings und Abschlüsse in die Mitte gezogen und nicht gerade für seine Laufstärke und körperliche Konstitution bekannt, sondern eher für seine technischen Fähigkeiten und kreativen Lösungen. Sieht für mich nicht nach den Voraussetzungen für einen Wingback aus. Ein Draxler ist viel näher an einem Götze oder Havertz denn an einem Kostić. Das ist ungefähr so, als wenn Real zu Zeiten der Galacticos gesagt hätte: "Wir hatten mit Roberto Carlos jetzt jahrelang einen wunderbaren Wingback auf links, aber glücklicherweise haben wir mit Guti schon den perfekten Ersatz im Kader."
#
Ich habe mal den Artikel vom FR gelesen bzgl. Herrn Hellmann.

Meine Meinung ist, dass der Verein um jeden Preis eine Verkeilung zwischen Verein und Ultras vermeiden will.

Außerdem ist die Rede, dass die Ultra Führung, ich denke mal damit sind Dino , Martin usw. gemeint nicht alles gut heißen. Aber wieso verbannen diese dann nicht die Chaoten aus ihren Reihen ? Befürchtet man dass sich alles auseinander teilt ( wie bei Werder : die haben 30 Gruppierungen die sich Ultras und Szene nennen ) ? Des Weiteren stellt sich die Frage wenn die Ultras Führung nicht alles gut heißt, wie kann es dann sein dass deren Autorität untergraben wird ?

Ich denke das Problem kann nicht nur der Verein lösen. Man muss eine Diskussion IN der Szene entfachen und dafür sorgen dass diese die Chaoten verbannen. Denn nicht die komplette UF97 sind Chaoten.
#
mc1998 schrieb:
Außerdem ist die Rede, dass die Ultra Führung, ich denke mal damit sind Dino , Martin usw. gemeint nicht alles gut heißen. Aber wieso verbannen diese dann nicht die Chaoten aus ihren Reihen ? Befürchtet man dass sich alles auseinander teilt ( wie bei Werder : die haben 30 Gruppierungen die sich Ultras und Szene nennen ) ? Des Weiteren stellt sich die Frage wenn die Ultras Führung nicht alles gut heißt, wie kann es dann sein dass deren Autorität untergraben wird ?


Ich bin jetzt beileibe kein Intimkenner der UF. Aber es ist jetzt schon öfter durchgeklungen, dass es da seit einigen Jahren eine gewisse Spaltung zwischen den alteingesessenen Ultras und den "jungen Wilden" gibt. Das ist ja auch keine komplett homogene Gruppierung, gerade bei der vergleichsweise großen Szene in FFM. Da gibt es schon unterschiedliche Ausrichtungen, Interessen, Strömungen. Das war auch schon Thema nach dem letzten größeren Ausfall damals bei Inter. Die UF sind auch keine streng hierarchische Gruppe, denn das würde gegen das eigene Selbstverständnis gehen. Dino und Maddin mögen beispielsweise die Capos während der Spiele sein, aber das heißt ja nicht, dass sie auch die allesbestimmende Führung stellen und Dinge im Alleingang entscheiden können.

Gleichzeitig gibt es aber wohl intern die Maxime, dass eben alle dazugehören und man nicht gegen die eigenen Leute vorgeht. Das hat man ja auch so ein bisschen am Verhalten während der Coronabeschränkungen gemerkt. Ich schätze mal, auch die allermeisten Ultras werden geimpft gewesen sein. Aber da man eben als Teil des Kollektivs auftritt, heißt es dann bei solch grundlegenden Dingen eben wohl doch geschlossenes Auftreten und "alle oder keiner". Da stehen die Interessen der eigenen Gruppierung dann über dem Verein. Es werden sicher auch vereinzelt Ultras während dieser Zeit Spiele besucht haben, aber eben nicht organisiert als Teil der Gruppe.

Ansonsten gehört gerade Pyro ja nach dem Selbstverständnis der meisten Ultras dazu. Und auch die "erlebnisorientierten" Jungs lässt man bei deren Aktivitäten gewähren, auch wenn sich da sicher ebenfalls nicht alle beteiligen. Natürlich wird es bei denen auch mal intern eine Ansage geben, aber für weitreichende Konsequenzen müsste es dann wohl schon ein deutlich schwerwiegenderes Fehlverhalten geben. Beim Verein und erst recht nicht bei der Polizei schwärzt man die eigenen Leute sowieso nicht an. Auch das wäre komplett gegen das eigene Selbstverständnis.

Aktuell kann ich mir halt gut vorstellen, dass ein Teil der Gruppe nach zwei Jahren Coronabeschränkungen im Stadion und der damit verbundenen Abstinenz als organisierte Fanszene etwas nachholen und so richtig die Sau rauslassen will. Ist ja jetzt auch nicht nur bei uns so, dass es die letzte Zeit sehr oft brennt. Und die lässt man dann eben auch wieder gewähren, auch wenn damit intern nicht jeder einverstanden ist.

Man muss ja auch sagen, dass der Verein bisher bei Verfehlungen sehr nachsichtig mit den Ultras war. Man musste ja also auch abseits der Verbandsstrafen nie wirklich etwas befürchten, dass der Verein beispielsweise gewisse Privilegien entzieht. Der Verein hat bisher immer auf Dialog und nicht auf Strafen gesetzt. Was ja auch irgendwo verständlich ist, weil die positiven Effekte die negativen Effekte weitaus überwogen haben. Zudem sind wir ja auch ein mitgliederbasierter Verein. Gerade vor dem Mitgliedsboom der letzten Jahre hatte die organisierte Fanszene einen starken Einfluss auf die Vereinspolitik. Peter Fischer wird nicht umsonst seit zwei Jahrzehnten mit Rekordwerten zum Präsidenten gewählt, obwohl er nicht immer unumstritten war.

Jetzt kommt aber wohl so langsam der Punkt, an dem sich der Verein fragt, ob er bestimmten Gruppierungen vollkommene Narrenfreiheit einräumt oder eben auch mal gezielt konsequent dagegen vorgeht. Ich denke da geht es im aktuellen Fall vor allem um die Vorkommnisse während der Halbzeitpause gegen die Bayern. Das war einfach untragbar. Zuschauer dürfen nicht einfach nach eigenem Gutdünken den Innenraum betreten und Anweisungen an die Security geben. Das sendet auch in jeglicher Hinsicht ein fatales Signal, nämlich, dass der Verein nicht mehr der Herr im eigenen Haus ist. Und da wird sich der Verein jetzt entscheiden und daran messen lassen müssen, ob diesen klaren Worten auch Taten folgen.
#
Paar Anmerkungen zum Spiel:

- Insgesamt haben wir uns gut verkauft. Klar, wenn Real mal richtig angezogen hat, wurde der Qualitätsunterschied schon deutlich, aber es ist halt Real. Dafür hatten sie das Spiel aber auch erst nach eigener Führung im Griff. Abgesehen von Liverpool werden wir ein solches Kaliber aber dank der Position in Topf 1 die ganze Champions League Gruppenphase nicht bekommen.

- Mit der Chance von Kamada hätten wir gut und gerne in Führung gehen können. War aber wie das gesamte Spiel im letzten Drittel ohne die nötige Durchschlagskraft. In der Situation hat Kamada zu lange verzögert, um den Abschluss mit dem schwachen Fuß zu timen. Später gab es Situationen von Lindstrøm und Sow an der Strafraumkante, wo wieder auf ganz engem Raum der Doppelpass für eine Kombination gesucht wird, statt wie Benzema beim zweiten Tor einfach mal abzuziehen. Ohne Abschlüsse kann man keine Tore erzielen. Und man kann immer mal bisschen Glück haben, dass der gegnerische Towart nicht so stark reagiert wie auch Trapp in diesem Fall. Die fehlende Zielstrebigkeit ist und bleibt ein Kritikpunkt.

- Das Ballbesitzspiel sah dagegen genau wie beim Pokal in Magdeburg schon wieder richtig gut aus. Da haben wir uns im Vergleich zur letztes Saison wirklich deutlich gesteigert. Gerade wenn wir auch mal die Tempo gekommen sind, konnten wir das Mittelfeld von Real eigentlich gut überspielen.

- Beim ersten Gegentor leider wie schon beim zweiten Gegentor gegen München nicht konsequent genug im Kopfballduell und dann beim zweiten Ball gepennt. Das müssen wir dringend verbessern. Hier macht mir auch etwas Sorge, dass wir nach dem Karriereende von Hinti eigentlich nur noch N'Dicka als wirklich guten und Tuta als passablen Kopfballspieler haben. Offensiv dann halt noch Alario. Eigentlich auch noch Chandler, aber der wird eher selten auf dem Feld stehen. Das ist dann insgesamt schon ziemlich dünn und könnte zu einem dauerhaften Problem bei Defensivstandards werden.

- Beim zweiten Gegentor haben wir natürlich katastrophal verteidigt, so darfst du einen so starken Gegner nicht einladen. Wie schon gegen Bayern viel zu große Abstände zwischen Mittelfeld und Abwehr, sodass Benzema im Rückraum vollkommen frei stand. Da hat Sow - der nach den Wechseln den einzigen Sechser geben sollte - mal wieder gepennt und ein gelernter Sechser schlichtweg gefehlt. Auch die Abwehr muss ich hier in die Pflicht nehmen, da sich Benzema schon sehr früh abgesetzt hat und sekundenlang frei stand, wir aber trotzdem mit allen drei Innenverteidigern in den Strafraum gezogen sind. Ein Hasebe hätte die Situation glaube ich antizipiert und den Passweg zugestellt. Da muss man die Entwicklung im Auge behalten, ob Tuta als Abwehrchef wirklich die Organisation einer Dreierkette gelingt. Denn das gehört jetzt zu seinen Aufgaben.

- Auf der linken Seite müssen wir dringend etwas machen. Lenz ist ein solider Bundesligaspieler und bei einer defensiveren Ausichtung auch eine gute Option. Für unsere Ansprüche wird das aber als Stammspieler nicht reichen. Dafür fehlt ihm auch das Tempo. In der ersten Halbzeit gab es zwei Situationen, wo Kamada den Ball schon wie gewohnt links rauslegen wollte, Lenz aber noch etwa 20 Meter tiefer stand als es Kostić in diesen Situationen üblicherweise tun würde. Gleichzeitig sehe ich aber kurzfristig auch keine Umstellung auf eine Viererkette, weil dann Lenz als LV und Chandler als RV aktuell unsere einzigen ernsthaften Optionen wären. Auch das wäre arg dünn. Bei Knauff hat man nach der Umstellung auf die Viererkette deutlich gemerkt, dass er im Defensivverhalten große Probleme hat, auch wenn er mit Vini Jr. natürlich einen starken Gegenspieler hatte.

- RKM wieder ein Lichtblick. Bin gespannt, wie lange es noch dauert, bis er mal von Anfang an ran darf. Borré mal wieder viel geackert, aber unglücklich als alleinige Spitze. Aber auch das ist ja vor allem gegen diese Art von Gegner nichts Neues, sondern ein altbekanntes Problem. Dann lieber RKM als neuen Rebić in die Spitze stellen, der die Schnelligkeit und die Körperlichkeit mitbringt, um sich auch mal eine alleine gegen eine Kante in der Innenverteidigung durchzusetzen.
#
Wenn ich mir einen Gegner für die kommende Gruppenphase wünschen könnte, dann wäre das wohl definitiv Dinamo. Guter Freund von mir ist Kroate (aber selbstverständlich Fan von Hajduk) und überhaupt habe ich viele vom Balkan im Freundes- und Bekanntenkreis. Sind ja auch sehr viele infolge der Jugoslawienkriege hergekommen und leben hier. Da könnte ich schön mit paar Mann rüber nach Kroatien und vielleicht noch einen Kurzurlaub anhängen, weil organisatorisch schon alles geregelt und es sehr günstig wäre.

Aus Topf 2 wäre natürlich Liverpool ein Traum, auch ein Rematch gegen Barcelona oder jetzt ein direktes Wiedersehen mit Kostić bei Juventus hätte was. Aus dem aktuellen Topf 3 würde ich Napoli oder Sporting nehmen. Die wären sportlich beide sogar noch ziemlich realistisch machbar und zwei richtig attraktive Reiseziele. Dortmund und Leverkusen können wir ja eh nicht bekommen und Salzburg, Donezk, Inter und Benfica/Marseille hatten wir die letzten Jahre allesamt schon. Aus Topf 4 wären Celtic und eventuell Rangers und Sturm auch interessant, aber letztere beiden schaffen wohl nicht die Gruppe.
#
Damit war ja auch zu rechnen. Man hatte jetzt schließlich ewig Zeit, sich auf einen Abgang von Kostić vorzubereiten. Wenn Juve die Bemühungen vor ein paar Wochen schon intensiviert hätte, wäre ja wohl auch schon Yilmaz gekommen. Insofern bin ich mir ohnehin sicher, dass noch jemand kommt. Und zwar eben auch jemand, der Wingback spielen kann. Hauge und Alidou traue ich die Rolle nämlich nicht zu. Und ich kann auch die vielen Forderungen nach einer Umstellung auf Viererkette nicht ganz nachvollziehen. Da stünden aktuell nur Lenz auf links und Chandler auf rechts zur Verfügung, sprich, da müsste man auf der Transfermarkt noch mehr machen.
#
Dass wir stark an Dina Ebimbe interessiert und uns mit dem Spieler bereits einig sein sollen, geistert schon seit Wochen herum. Angeblich wollten wir den Preis auf fünf Millionen Euro drücken, aber PSG hat nicht nachgegeben. Insofern würde ich zustimmen, dass das schon eine sehr hohe Investition wäre. Da kann man nur hoffen, dass PSG da das nächste Eigengewächs à la Nkunku oder Diaby in die Bundesliga abgibt.

Habe Dina Ebimbe auch paar Mal spielen sehen, ist grundsätzlich schon ein recht interessanter Spieler. Würde jetzt allerdings nicht wirklich eine akute Baustelle beheben, weil er eher ein dynamischer Achter ist beziehungsweise auch schon im rechten Mittelfeld gespielt hat. Ich könnte mir zwar vorstellen, dass er auch einen passablen Wingback abgeben könnte, aber bei einer Umfunktionierung zu einem Sechser wäre ich schon etwas skeptisch. Körperlich bringt er die Voraussetzungen zwar mit, aber taktisch müsste er da wohl noch einiges lernen. Allerdings könnten wir neben Jakić als Typ Abräumer noch genau einen spielstarken Sechser benötigen. Auf der Acht sind wir hingegen mit Sow und Rode (wenn auch verletzungsanfällig) breiter besetzt, zumal man auch Götze oder Kamada eine Reihe zurückziehen kann.

Da wäre es mir lieber, man würde erst mal einen Ersatz für Kostić auf der linken Schiene (sehe da weder Hauge noch Alidou) oder eben einen gelernten Sechser à la Weigl verpflichten. Sollte Glasner das System langfristig auf eine Viererkette umstellen wollen, bräuchten wir neben Lenz auch noch dringend einen weiteren Linksverteidiger und vermutlich auch einen weiteren Rechtsverteidiger, weil ich Knauff nicht in einer Viererkette sehe und Buta wohl einen Großteil der Hinrunde ausfällt. Lenz und Chandler als erste Wahl in der Außenverteidigung wäre dann doch schon etwas dünn. Auf der rechten offensiven Außenbahn wären wir dann hingegen mit Lindstrøm, Knauff und eventuell Kolo Muani schon ziemlich gut besetzt und würden Dina Ebimbe ebfalls nicht wirklich benötigen.

Insofern schiene mir Dina Ebimbe auf den ersten Blick ein ziemlicher Luxustransfer zu sein. Aber falls er wirklich kommen sollte, werden sich die Verantwortlichen das hoffentlich gut überlegt haben. Oder man hält ihn eben tatsächlich für eine absolute Granate, die eine Entwicklung wie Nkunku oder Diaby hinlegen kann. Dann muss man natürlich zuschlagen, falls sich die Gelegenheit bietet.
#
Ich lese deine Einschätzungen immer gerne, aber nach dem ersten Spieltag irgendwas von safe zu schreiben, ist leider Blödsinn. Wenn alles schon safe wäre, hätten wir keine zwei Pokale in kurzer Zeit geholt und der HSV wäre letzte Saison Vierter geworden.
#
Erst mal danke. Aber, dass das immer noch meine Einschätzungen sind und keine sicheren Vorhersagen, sollte ja klar sein. Wenn ich das alles sicher wüsste, könnte ich mir mit Sportwetten ne goldene Nase verdienen. Deshalb auch "mehr oder weniger safe". Da sollte man das safe vielleicht nicht auf die Goldwaage legen. Wenn man sich die letzten Jahre mal so anschaut, dann hat es Leverkusen zwar paar Mal verkackt, die anderen auch mal ab und an, aber am Ende waren fast immer dieselben vier Mannschaften oben.

Und gerade dieses Jahr sehe ich wirklich sehr geringe Chancen, dass da jemand vorstoßen sollte. Bayern fällt da eh nicht raus, Dortmund hat sich gut verstärkt, Leipzig hat jetzt Werner zurückgeholt und Nkunku gehalten, Leverkusen hat Schick, Diaby und Wirtz gehalten. Dass natürlich trotzdem alles (wenn auch mit geringerer Wahrscheinlichkeit) passieren könnte, ist auch klar. Sonst hätte es auch keinen Meister Leicester gegeben.

Dazu können die Spitzenteams im Zweifelsfall immer noch mal zulegen und einen Lauf starten. Das haben wir die letzten Jahre ja zweimal schmerzhaft erfahren müssen und deshalb jeweils die Champions League Qualifikation über die Liga verpasst. In der Saison 18/19 hat uns Leverkusen noch mit 16 Punkten aus den letzten sechs Spielen eingeholt (zehn Punkte Vorsprung verspielt) und in der Saison 20/21 hat uns Dortmund noch mit 21 Punkten aus den letzten sieben Spielen kassiert (sieben Punkte Vorsprung verspielt).

Allerdings finde ich unsere beiden Pokalsiege einen schlechten Vergleich. Deshalb hier noch einen kleinen Exkurs:

Liga- und Pokalwettbewerbe sind meiner Meinung nach völlig unterschiedlich und für mich nicht zu vergleichen. In der Liga setzt sich am Ende eher die Qualität durch, weil es auf Konstanz ankommt. Im Pokal ist über ein oder zwei Spiele viel eher mal eine Überraschung möglich. Darüber hinaus gibt es Mannschaften, denen diese KO-Spiele einfach mehr liegen. Uns würde ich beispielsweise absolut als Pokalmannschaft bezeichnen, weil wir uns dafür besonders motivieren können und auch das Umfeld eine gewisse Energie freisetzt, während wir in der Liga gerne mal unkonstant sind und einbrechen, wenn es darauf ankommt. Das zieht sich auch mehr oder weniger durch die gesamte Vereinsgeschichte.

Seit Gründung der Bundesliga sind wir mit sieben Pokaltiteln (fünfmal DFB-Pokal, zweimal UEFA-Cup/Euro League) gemeinsam mit Dortmund der zweiterfolgreichste deutsche Verein hinter den Bayern. Dafür haben wir halt in der Liga im Gegensatz zu vergleichbaren Vereinen wie Köln, Gladbach, Hamburg, Bremen, Stuttgart oder Kaiserslautern nie einen Titel geholt (oder uns auch nur für die Champions League qualifiziert). Die 60er-Jahre, als der Wettbewerb noch viel offener war und auch Nürnberg, Braunschweig und 1860 noch Meister geworden sind, klammere ich da sogar noch aus.

Leverkusen wäre da ein gutes Gegenbeispiel. Die haben zwar meistens die Qualität, dass sie sich über die Liga für die Champions League qualifizieren. Dafür versagen sie aber seit 20 Jahren quasi in jedem Einzelspiel, wo wirklich mal was auf dem Spiel steht. Seit 2009 haben die in 13 Saisons achtmal die Top 4 und elfmal die Top 5 erreicht. Im selben Zeitraum haben sie im Europapokal aber lediglich 9 von 29 KO-Spielen gewonnen und sind reihenweise in der ersten KO-Runde mit zwei Niederlagen, teils auch gegen deutlich schwächere Gegner rausgeflogen.

In der Champions League hat Leverkusen seit der Finalteinahme 2002 einen einzigen Sieg in einem KO-Spiel (!) verbucht. Und in der Euro League hatte man auch nur 19/20 ein gutes Jahr. Ansonsten auch da nur zwei von acht KO-Runden überstanden. Auch im DFB-Pokal haben die für ihre Qualität keine berauschende Bilanz. Allein in den letzten fünf Jahren viermal gegen unterklassige Gegner rausgeflogen. Das andere Jahr war zugegebenermaßen eine Finalteilnahme.
#
Auch hier noch mal eine erste Einschätzung:

Die Top 4 sind denke ich mehr oder weniger safe. Direkt dahinter sehe ich trotz der Klatsche gegen die Bayern und der ersten Champions League Saison eigentlich schon uns. Union und Freiburg werden denke ich wieder früh im Europapokal die Segel streichen, dafür aber erneut eine gute Bundesligasaison spielen.

Köln sollte eigentlich die Gruppenphase der Conference League erreichen und diese auch überstehen, könnte dafür aber in der Liga richtige Probleme bekommen. Für Modeste und Özcan haben die nicht wirklich viel Ablöse bekommen und sind wohl auch finanziell ziemlich angeschlagen, sodass sie kaum was investieren können. Gerade im Sturm ist der Qualitätsverlust nach dem Abgang von Modeste jetzt ziemlich krass. Tigges und Dietz haben bisher hauptsächlich Regional- und Dritte Liga gespielt, Adamyan war die letzten Jahre fast dauerhaft angeschlagen und deshalb quasi immer nur Joker. Andersson und Duda dürften noch gehen und ansonsten hat man dann erst mal nur noch Uth als gestandenen Spieler. Vor Kainz und Schindler hat jedenfalls keiner Angst und ansonsten müssen Thielmann, Lemperle und Maina den nächsten Schritt gehen.

Mainz und Hoffenheim sehe ich diese Saison auch wieder eher im Mittelfeld als im Kampf um die internationalen Plätze. Wolfsburg hat zwar viel investiert, wird meiner Meinung nach aber stark von Kruse, Arnold und Nmecha abhängig sein. Kruse bietet natürlich enormes Konfliktpotential, falls Kovač ihn nicht ordentlich einbauen kann. Die restliche Truppe überzeugt mich aber nicht so. Auch Baku und Lacroix scheinen wieder abgebaut zu haben.

Gladbach ist für mich die absolute Wundertüte. Da scheint sich die Stimmung nach den Vertragsverlängerungen mit Thuram und Hofmann auch wieder etwas gewendet zu haben. Von Champions League bis Abstiegskampf halte ich bei denen aber tatsächlich alles für möglich. Bin mir auch bei Farke noch nicht sicher, ob das ein guter oder ein leicht ausrechenbarer Trainer ist, der irgendwann Probleme bekommen könnte.

Unten sind für mich Bochum, Augsburg und Hertha die klaren Abstiegskandidaten. Gerade die Hertha hat den Kader im Vergleich zum letzten Jahr ja null verstärkt. Da scheint wirklich kein Geld mehr da zu sein. Und Schwarz hat mich schon in Mainz nicht als Trainer überzeugt. Auch da bin ich recht froh, dass der Kelch letztes Jahr an uns vorbeigegangen ist.

Schalke, Bremen und Stuttgart sehe ich ebenfalls im erweiterten Kreis der Abstiegskandidaten. Stuttgart halt bekanntermaßen ein extrem junges Team, das wieder enormen Schwankungen ausgesetzt sein dürfte, gerade falls Sosa und Kalajdžić noch wechseln sollten oder nicht ihre Topform finden. Bremen hat meiner Meinung nach eine gute erste Elf, aber bis auf in der Abwehr dahinter kaum bundesligataugliche Alternativen auf der Bank. Schalke finde ich schwierig einzuschätzen. Den Kader kann man für die Verhältnisse sowohl gut als auch ziemlich zusammengewürfelt bezeichnen. Einzelne Spieler haben aber schon richtige Qualität. Dafür hat man mit Kramer meiner Meinung nach den schwächsten Trainer aller Abstiegskandidaten, wenn man mal von Augsburg Maaßen absieht, den ich noch nicht einschätzen kann.
#
Ist ja häufig so, dass einer der Aufsteiger die Euphorie mitnimmt und ne richtig gute Saison spielt und bei einem der Absteiger ist es genau umgekehrt. Bei der Trainerverpflichtung musste ich aber auch erst mal denken "Uli wer?". Ich weiß nicht, ob einer, der zwischen der ersten und zweiten Schweizer Liga gependelt ist, die richtige Wahl für einen Bundesligaabsteiger ist. In der zweiten Liga sind die letzten Jahre auch einige Vereine mit Trainern aus unterklassigen Ligen oder aus kleineren ausländischen Ligen auf die Schnauze gefallen. Wenn du kein großes Trainertalent bist wie Ole Werner oder Lukas Kwasniok zählt da Erfahrung glaube ich noch ziemlich viel.

Sehe den Bielefelder Kader aber auch allgemein nicht so stark. Da ist bis auf Okugawa schon viel Mittelmaß dabei. Prietl und Hüsing haben noch gehobenes Zweitliganiveau, bei Rzatkowski und Klos muss man mal abwarten, ob die an alte Zeiten anknüpfen können. Ansonsten hat man halt viele jüngere Spieler, die in ihren Leistungen schwanken. Gerade in der Offensive hatten Hack, Krüger und Serra in der Bundesliga allesamt ein ziemliches Katastrophenjahr und haben sich nicht annähernd wie gewünscht weiterentwickelt.

Ansonsten traue ich Düsseldorf - ähnlich wie Pauli letzte Saison - zu, den Schwung aus der vergangenen Rückrunde mitzunehmen und dieses Jahr um den Aufstieg zu spielen. Auch hier könnte es mit Karlsruhe ein umgekehrtes Beispiel geben, die letzte Saison schon ne schwache Rückrunde hatten und jetzt einen ziemlich miserablen Saisonstart.

Oben muss man denke ich sonst noch Darmstadt und Paderborn auf der Rechnung haben. Beim HSV würde es mich nicht wundern, wenn die es wieder verbocken. Da bin ich auch immer noch heilfroh, dass der Kelch Jonas Boldt letztes Jahr an uns vorbeigegangen ist. Den halte ich sowohl menschlich als auch sportlich für eine ziemliche Pfeife. Heidenheim und Sandhausen dürften auch ne gute Rolle spielen, haben aber letztendlich nicht die Qualität für oben. Nürnberg und Fürth sehe ich auch nicht so stark wie einige andere.

Unten haben Regensburg und Rostock jetzt schon mal gut vorgelegt. Braunschweig hat mit Pherai zwar einen richtig geilen Kicker verpflichtet, die sehe ich aber wie schon im letztes Zweitligajahr wieder klar als Absteiger. Ehrlich gesagt halte ich Schiele auch für keinen wirklich guten Trainer. Hannover könnte gerade nach den großspurigen Ankündigungen vor der Saison und den anhaltenden Tumulten auch unten reinrutschen. Magdeburg wird denke ich dieses Mal die Klasse halten.

Wird diese Saison glaube ich insgesamt deutlich spannender. Gerade im Abstiegskampf kann ich mir kaum vorstellen, dass es noch einmal so große Abstände zu den letzten drei Plätzen geben wird. Und im Aufstiegsrennen hat man halt dieses Jahr auch keine riesigen Favoriten.
#
Naja, realistisch gesehen sind wir noch lange nicht so weit, um eine Leistungsträgerin aus Wolfsburg oder München loszueisen. Ist ja schon schmerzhaft genug, dass wir zur neue Saison Merle Frohms zurück nach Wolfsburg verloren haben.

Ich denke aber auch, dass ein solch großer Transfer aktuell noch nicht in die Philosophie passen würde. Es ist denke ich recht klar, dass man den Weg verfolgt, junge Spielerinnen aufzubauen, gerne auch aus dem eigenen Stall. Die Açıkgöz Schwestern sind da ja jetzt das neueste Beispiel. Und damit hat man immerhin schon im zweiten Jahr das große Ziel Top 3 erreicht.

Überhaupt finde ich den Kader ziemlich ausgewogen. Mit Stina Johannes haben wir eine junge Torhüterin als Ersatz für Frohms dazugewonnen, die bereits im Kreis der Nationalelf war und die sich dort sicher auch - sofern sie sich nach ihren Verletzungen wieder stabilisiert - im festen Tortrio etablieren kann.

In der Abwehr verfügen wir mit Sophia Kleinherne und Camilla Küver bereits über zwei der wohl größten Talente im deutschen Fußball. Dazu mit Sara Doorsoun über eine gestandene Bundesliga- und Nationalspielerin. Selbiges gilt für die Österreicherinnen Virginia Kirchberger und Verena Hanshaw sowie die Brasilianerin Leticia Santos. Dazu kommen weitere Talente wie Janina Hechler, Madeleine Steck und Anna Aehling, von denen Hechler für ihr Alter ebenfalls schon eine Menge Erfahrung gesammelt und sich in den Dunstkreis der Nationalelf gespielt hat. Da sind wir vielleicht sogar überbesetzt.

Im Mittelfeld haben wir mit Sjoeke Nüsken ebenfalls ein riesiges Talent, der ich auf Sicht auch in der Nationalelf einen Stammplatz zutraue. Dazu mit Tanja Pawollek eine hervorragende Kapitänin und analog zur Abwehr auch hier mit Laura Feiersinger und Barbara Dunst zwei absolut gestandene Österreicherinnen. Hier hoffe ich, dass Leonie Köster noch den nächsten Schritt gehen kann, auf die ich ebenfalls große Stücke halte. Bei Jóhannsdóttir muss man mal abwarten, der Transfer ist bislang noch nicht so eingeschlagen. Insofern sehe ich wenn dann im Mittelfeld noch am ehesten Handlungsbedarf.

Im Angriff haben wir mit Laura Freigang und Lara Prašnikar ebenfalls zwei Angreiferinnen von hervorragender Qualität und dahinter mit Nicole Anyomi und Shekiera Martinez zwei weitere sehr talentierte Spielerinnen, die sich zu Leistungsträgerinnen entwickeln können. Dahinter hat man gerade mit Carlotta Wamser noch ein weiteres großes Talent verpflichtet, sodass man hier ebenfalls fast schon überbesetzt ist. Insofern könnte ich mir gut vorstellen, dass Géraldine Reuteler genau wie Sandrine Mauron wieder zurück in die Heimat wechseln könnte.

Insofern sehe ich uns - gerade was die Zukunft bei entsprechender Entwicklung vieler Spierinnen angeht - eigentlich auch so schon hervorragend aufgestellt. Aber wenn man sich eine zusätzliche Spielerin wünschen könnte, dann wäre das bei mir aktuell vermutlich auch Lena Oberdorf. Könnte mir gut vorstellen, dass sie nach dem Abtritt der älteren Generation der aktuellen Nationalelf in den kommenden Jahren zu der dominanten Figur im deutschen Frauenfußball aufsteigt.
#
Ich beschränke mich hier mal hauptsächlich auf die sportlichen Themen. Bei der anderen Thematik wird mir auf beiden Seiten teilweise zu dick aufgetragen. Oft sind da die Fronten ohnehin so verhärtet, dass ich eine Diskussion in diesem Klima für wenig sinnvoll erachte. Sind ja dann eh oft nur dieselben Argumente, die seit Jahren ausgetauscht werden. Wobei ich gerade bei der Aktion in der Pause auch mitgehe, dass sich einige langsam etwas zu viel rausnehmen.

Ansonsten hat sich dieses Mal mein schlechtes Gefühl bestätigt. Ich hatte ja schon vor dem Pokalspiel etwas Bammel, das lief dann aber erstaunlich gut. Vor dem Spiel jetzt habe ich mit einer Klatsche gerechnet und wir haben eine Klatsche bekommen. Hätte auch gerne auf das Eröffnungsspiel gegen Bayern verzichten können. Es wird zwar immer viel darüber geredet, dass man gegen so einen starken Gegner doch lieber zu Saisonbeginn spielen sollte, wenn die noch nicht ins Rollen gekommen sind, aber ich halte davon wenig.

Das große Problem bei dem Spiel ist ja offensichtlich und wurde auch schon mehrfach thematisiert. Und es hat sich ja beim Pokalspiel auch schon angedeutet. Um mich an dieser Stelle mal selbst zu zitieren:

DonGuillermo schrieb:
Dennoch hat Glasner bei der Analyse schon den Finger korrekt in die Wunde gelegt. Trotz dem Erfolg der Maßnahme in der Offensive waren wir in der Defensive viel zu oft offen. Und das nicht nur, weil die Abstände zwischen den Innenverteidigern zu groß waren, sondern weil auch die Wingbacks und die zentralen Mittelfeldspieler zu weit aufgerückt waren und in diesen Situationen zu selten die Position gehalten haben. Gegen einen stärkeren Gegner bekommen wir so richtig Probleme und mindestens zwei Buden eingeschenkt.


Wenn du ohne defensives Mittelfeld und Absicherung auf den Außen spielst, sodass du riesige Lücken zentral vor der Kette und auf der Außenbahn hast und der Gegner dementsprechend (nicht selten in Überzahl) mit Tempo im Eins gegen Eins auf die Verteidigung zulaufen und die freien Räume nutzen kann, bekommst du gegen jeden Gegner Probleme. Und gegen gut aufgelegte Bayern bleibt es dann halt nicht nur bei zwei Gegentoren. Sicher haben auch die Innenverteidiger individuelle Fehler gemacht und auch Trapp sah dieses Mal nicht bei jedem Ball so souverän aus, aber so kannst du grundsätzlich nicht spielen. Da verlierst du gegen jeden Bundesligisten.

Insofern würde ich nicht mal sagen, dass die Bayern soo gut waren, wie viele nach dem Spiel meinten. Wir haben es ihnen einfach nur unfassbar leicht gemacht. Wir haben denen einfach massiv Platz gelassen, keine Zweikämpfe gewonnen und auch bei zweiten Bällen gepennt. Wir sind ja nicht mal in Zweikämpfe gekommen, weil wir ständig viel zu weit weg waren, anstatt kompakt zu stehen und aggressiv gegen den Ball zu verteidigen. Wir waren überhaupt nicht auf dem Platz, sodass die Bayern bei jeder Aktion massiv Zeit hatten. Einige Situationen waren geradezu grotesk, beispielsweise bei der Riesenchance von Müller, wo Gnabry vorher noch in der eigenen Hälfte losläuft und trotzdem gefühlt zehn Meter hinter unserem letzten Mann steht. Auch bei Standards hat jegliche Zuordnung gefehlt. Bezeichnend war auch das erste Gegentor, wo man bei Kimmich fast schon damit rechnen konnte, dass der Freistoß genau so kommt und wir keine vernünftige Mauer stellen können.

Deshalb wiederhole ich auch hier, was ich schon seit Jahren sage: In manchen Spielen braucht es einfach einen klaren Sechser. Vor allem gegen offensivstarke Gegner. Und auch wenn einige Leute das immer noch nicht verstehen und gerne Sechser und Achter untereinander austauschbar in einen Topf werfen - weder Rode noch Sow sind Sechser. Das sind beides ganz klassische Achter, die ihre Stärken jeweils in bestimmten Punkten dieses Positionsprofils haben. Und diesen reinen Achterkombinationen konnte ich noch nie viel abgewinnen. Deswegen konnte ich auch immer einem Fernandes deutlich mehr abgewinnen als viele andere. Mag sein, dass er am Ball ziemlich limitiert war, aber wir hatten dafür im Zentrum kein riesiges Loch.

Bei dem Spiel kam halt noch hinzu, dass wir wirklich überall und in allen Belangen vogelwild unterwegs waren. In der Abwehr hat wirklich jegliche Organisation gefehlt. Da muss man mal die kommenden Wochen die weitere Entwicklung abwarten. Ansonsten wird es wieder Zeit für Hasebe als Organisator in der Rolle als ZIV. Tuta kann dann wieder auf rechts rücken. Denn auch bei Touré beginnt jetzt so langsam die Phase, wo er in der Vergangenheit nach einigen starken Spielen immer wieder nachgelassen hat. Im Mittelfeld war Rode schlichtweg zu langsam für die Bayern und Sow ist wie zu schlechtesten Zeiten im Mittelfeld herumgetrabt. Da weiß ich gar nicht, was er überhaupt gespielt hat. Oft genug ist er noch irgendwo am Mittelkreis herumgeturnt, als die Bayern schon bei uns am Strafraum standen. So kannst du einfach nicht spielen.

Enttäuscht bin ich dann aber auch von Glasner. Zugegeben, nach dem frühen 2:0 hatten wir mit dem Pfostenkopfball von Tute und der Riesenchance von Lindstrøm aus wenigen Metern (wo leider wieder der Chancentod aus der vergangenen Saison hervorgetreten ist) noch einmal die Möglichkeit, das Spiel in andere Bahnen zu lenken. Aber spätestens nach dem 3:0 hätte es einer signifikanten Umstellung bedarft. Und wenn ich einfach nur mal einen Wechsel vornehme, um ein Zeichen zu setzen. Mindestens aber mal hätte man Kostić und Knauff mitteilen dürfen, dass wir bis zur Halbzeit erst mal Schadensbegrenzung betreiben und jetzt eine feste Fünferkette spielen. Da hat Glasner nach dem Spiel aber auch eingeräumt, dass er die Jungs nicht erreichen und die Mannschaft nicht umstellen konnte.

Die Aufstellung an sich würde ich ihm nicht mal unbedingt ankreiden. Natürlich war man zu euphorisch und hätte im Mittelfeld eher auf Jakić setzen sollen. Genauso wie vorne Borré als einzige Spitze mal wieder gegen die Kanten aus der Verteidigung verschenkt war, wenn wir keinen ordentlichen Kombinationsfußball spielen. Auch da wäre dann eine Kolo Muani die bessere Wahl gewesen. Aber hinterher ist man immer schlauer. Die Punkte hätte man zwar auch schon realistischerweise vor dem Spiel anführen können, aber hier kann ich zumindest nachvollziehen, dass man der eingespielten und (bis auf Rode) in Magdeburg erfolgreichen Elf den Vorzug geben wollte.

Apropos Kolo Muani: Der hat sich so ziemlich als einziger Spieler ein Sonderlob verdient. Ich hatte mich in den letzten Wochen ja schon über die eine oder andere Charakterisierung gewundert. Alleine aufgrund der Hautfarbe sind natürlich auch wieder die obligatorischen Vergleiche zu Yeboah oder Okocha, teilweise auch Haller gefallen. Und auch die sogar von Vereinsseite aus getroffene Aussage, er solle zu einem der "Topstürmer Europas" werden, fande ich ziemlich befremdlich. Schon bei meinen Beobachtungen aus Frankreich und erst recht nach den ersten Eindrücken hier bei uns sehe ich RKM nicht als reinen Stürmer. Er wird in meinen Augen keiner sein, der 15-20 Buden die Saison macht.

Wenn wir nicht auf Konter spielen, sehe ich ihn deshalb auch nicht als alleinige Spitze, sondern eher auf der Halbposition oder in einem Zweimannsturm. Für mich ist er am ehesten mit einem Rebić zu vergleichen. Beide kommen gerne aus einer tieferen Position oder weichen auf die Flügel aus, beide bringen eine unglaubliche Kombination aus Tempo und Körperlichkeit mit und beide präsentieren sich äußerst dribbelstark. Während RKM die hohe Aggressivität eines Rebić' abgeht, ist er dafür im Dribbling etwas filigraner und trickreicher unterwegs.

Vor allem auch durch die Umstände des Spiels hat sich für mich geradezu der Vergleich zwischen Kolo Muani und Rebić aufgedrängt. Schließlich haben wir vor vier Jahren im Supercup beim 0:5 auf sehr ähnliche Art und Weise nach einem großen Erfolg direkt zu Beginn von den Bayern eine Klatsche kassiert und genau wie dieses Mal Kolo Muani wurde damals Rebić eingewechselt und hat sich bei aussichtslosem Spielstand so ziemlich als einziger Spieler auf dem Platz noch gegen das Debakel gestemmt.

Genau wie damals würde ich die Klatsche gegen die Bayern aber auch dieses Mal nicht überbewerten. Leipzig hat sich kurz zuvor auch fünf Stück gegen die Bayern gefangen. Und die im Anschluss an besagtes Ergebnis absolvierte Saison war für uns ja auch ziemlich erfolgreich. Ich sehe nicht, warum das dieses Mal anders sein sollte. Ich habe auch nach diesem Spiel keinen Zweifel an der grundsätzlichen Qualität der Mannschaft. Und nach dem frühen Schlag in die Fresse sollte jetzt auch jedem klar sein, dass es trotz dem großen Erfolg in der letzten Saison nicht leicht von der Hand gehen wird. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass sich das allzu häufig wiederholen wird. Mit den kommenden drei Spielen bei der Hertha, gegen Köln und in Bremen haben wir jedenfalls die Möglichkeit, den Saisonstart geradezubiegen, statt gleich erst mal hinten drin zu hängen. In den drei Spielen halte ich sieben bis neun Punkte durchaus realistisch - falls wir wieder unsere Leistung bringen.
#
Dann will ich auch noch mal paar Worte zum Spiel verlieren.

Ehrlich gesagt hatte ich vor dem Spiel ein ziemlich schlechtes Gefühl. Das fing schon bei der Auslosung an, wo wir mit Magdeburg als souveränen Drittligameister - der darüber hinaus auch noch ordentlich spielen kann - das mit Abstand schwierigste Los aus dem zweiten Topf gezogen haben. Dazu gleich mal auswärts bei knapp 30.000 lautstarken Fans, die sicher auch noch nicht das Aufeinandertreffen vor sechs Jahren mit allen Nebengeräuschen vergessen haben und dadurch zusätzlich angestachelt sind. Nebenbei bemerkt muss man mal sagen, dass wir die letzten zehn Jahre auch echt nicht viel Losglück in der ersten Runde hatten. Mit Aue, zweimal Magdeburg, zweimal Mannheim und 1860 gleich in sechs von elf Spielen einen Zweit- oder Drittligist gehabt und dazu mit Ulm und Viktoria Berlin auch noch zwei sehr ambitionierte Regionalligisten.

Umso beeindruckender war dann für mich die Leistung. Natürlich hat uns der Spielverlauf mit dem frühen Führungstor und dem gehaltenen Elfmeter in die Karten gespielt, aber das war von Anfang an eine souveräne und dominante Leistung, bei der wir niemals den Fuß vom Gaspedal genommen haben. Gerade im Vergleich zum ersten Aufeinandertreffen vor sechs Jahren war das ein himmelweiter Unterschied. Ich würde sogar behaupten, dass das angesichts des Gegners die beste Erstrundenpokalleistung war, die ich bisher von der Eintracht gesehen habe. Von allen Bundesligisten, die gegen ernstzunehmende Gegner gespielt haben, hatten wir auch die wenigsten Probleme, während viele Spiele ziemlich knapp waren und sich einige Erstligisten auch verabschiedet haben.

Besonders imponiert hat mir die Ball- und Passsicherheit im Ballbesitzspiel. Das war schon ein gewaltiger Fortschritt im Vergleich zu vielen Spielen aus der letzten Saison, gerade wenn man bedenkt, dass außer Götze dieselben Spieler auf dem Platz standen. Da ist schon direkt nach der Vorbereitung eine Weiterentwicklung erkennbar gewesen. Eine eingespielte Mannschaft und die Abwicklung aller Transfers vor dem Trainingsstart zahlt sich eben aus. Wenn wir dieses Niveau über einen Großteil der Saison abrufen können, werden wir viel Spaß haben.

Ich muss aber auch zugeben, dass ich das Experiment mit Kamada im zentralen Mittelfeld sehr skeptisch gesehen habe. Letztendlich hat es sich mit zwei Toren von Kamada ausgezahlt. Tatsächlich wurden damit in diesem Spiel auch die zwei größten Schwachstellen behoben, die ich noch im Kader sehe. Zum einen fehlt uns immer noch ein spielerisch starker Sechser, zum anderen kommt bei uns zu wenig Torgefahr aus der zweiten Reihe, seit uns Fabián und Boateng verlassen haben. Die letzten Jahre haben Barkok und Hrustić das ebenfalls durchaus mitgebracht, waren aber einfach nicht konstant genug. Von Rode, Sow und Jakić kam da letztes Jahr aber einfach zu wenig.

Dennoch hat Glasner bei der Analyse schon den Finger korrekt in die Wunde gelegt. Trotz dem Erfolg der Maßnahme in der Offensive waren wir in der Defensive viel zu oft offen. Und das nicht nur, weil die Abstände zwischen den Innenverteidigern zu groß waren, sondern weil auch die Wingbacks und die zentralen Mittelfeldspieler zu weit aufgerückt waren und in diesen Situationen zu selten die Position gehalten haben. Gegen einen stärkeren Gegner bekommen wir so richtig Probleme und mindestens zwei Buden eingeschenkt.

Insofern bin ich bei der Bewertung von Kamada im zentralen Mittelfeld trotz der beiden Treffer etwas zwiegespalten. Man muss ihm aber zugutehalten, dass er sich auch in der Defensivarbeit richtig bemüht hat. Unter anderem hatte er gegen Ende des Spiels zwei Szenen, wo er sich in den Zweikämpfen richtig reingehauen und jeweils den Ball erobert hat.

Tatsächlich hatte ich angesichts des Überangebots auf den beiden Halbpositionen auch schon vor Wochen die Idee, einen der Offensivspieler eine Reihe zurückzuziehen. Meine favorisierte Variante wäre aber Götze im zentralen Mittelfeld gewesen. Ich glaube, dass er uns dort mit seiner Ballsicherheit und Passqualität noch besser helfen könnte. Nicht von ungefähr hat er die ersten beiden Tore auch aus einer tieferen Position und nicht im letzten Drittel eingeleitet. Dafür hat er immer noch ein hervorragendes Auge, aber mittlerweile nicht mehr die Quirligkeit und Dribbelstärke aus früheren Jahren. Zudem müsste er im Zentrum neben einem laufstarken Nebenmann wie Sow, Rode oder Jakić vermutlich weniger laufen als eine Reihe weiter vorne in der hohen Pressinglinie. Insgesamt halte ich ihn auch im Zweikampf für giftiger und stabiler als Kamada. Schalke hat das vor einigen Jahren mit Max Meyer bei einem vergleichbaren Spielertypen sehr ähnlich und sehr erfolgreich gemacht.

Bei Kamada bin ich weiterhin überzeugt davon, dass er auf der Halbposition am besten zur Geltung kommt. Ich vergleiche ihn in der Hinsicht ja gerne mit Thomas Müller, weil beide gerade im Spiel ohne Ball ein unfassbar gutes Gespür für den freien Raum im letzten Drittel haben und durch ihre teils unvorhersehbaren Aktionen ein ständiges Gefahrenpotential ausstrahlen. Dazu kommt bei Kamada die Komponente, dass er mit Ball gerne mal im Dribbling aufdreht, meistens auch relativ unkonventionell mit dem Rücken zum Gegenspieler. Ich erinnere da an das wunderschöne Tor in Kooperation mit Silva in Berlin. Diese Dribblings und seine Torgefahr zählen schon zu den ganz klaren Stärken Kamadas und würden auch weiterhin von einer Position in der Nähe vom Tor profitieren.

Bei dem Spiel kann man aber echts nichts sagen, sowohl Götze als auch Kamada haben ein richtig starkes Spiel gemacht. Insofern alles richtig gemacht, auch wenn ich diesbezüglich auf die weitere Entwicklung gespannt bin. Den restlichen Spielern kann man natürlich ebenfalls nur ein Kompliment machen. Zudem hat sich schon hier gezeigt, dass wir mittlerweile nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite eine wirklich gute Qualität haben. Diese Saison kann man (und muss man bei dem Programm wohl auch) viel rotieren, ohne direkt einen großen Qualitätsverlust in der Mannschaft zu haben. Da ist wirklich was Großes machbar. Wenn der Kader so zusammenbleibt und alles gut läuft, sehe ich uns dieses Jahr in der Liga durchaus um die CL-Plätze mitspielen.
#
Ja, es wurde Anfang April ein Foto von Hinti mit der Familie Sickl auf einer Plattform für Lokal- und Regionalmeldungen (https://www.meinbezirk.at/feldkirchen/c-lokales/hinticup-im-juni-wird-ein-mega-spektakel_a5248621) in Österreich veröffentlicht. Das Foto ist im Rahmen der offiziellen Pressekonferenz am 30. März im Schloss Albeck entstanden. Das Schloss gehört ja bekanntlich der Familie Sickl und dort sollte ja auch größtenteils der Festivalteil des Hinti Cups stattfinden.

Den Journalisten, der das Foto gemacht hat, hört man auch im Fragenteil des Livestreams - bei dem Hinti sich übrigens bei Minute 13:30 (https://youtu.be/ZyWZlmDBpCc?t=810) persönlich beim Heinrich Sickl für den Veranstaltungsort bedankt. Wohlgemerkt, obwohl die Mutter Elisabeth Sickl offiziell Besitzerin des Schlosses ist.

Deshalb kann man denke ich auch endgültig ausschließen, dass Hinti den Herrn Sickl überhaupt nicht gekannt oder im Vorfeld keinen Kontakt mit ihm gehabt hat. Das wurde ja teilweise auch vermutet, weil die GmbH selbst ja wohl an einem Europapokalspieltag von uns gegründet wurde und Hinti da logischerweise nicht persönlich vor Ort sein konnte. In der PK erzählt Hinti aber auch, dass die Idee des Hinti Cups von seinem Vater stammte und der wohl auch viel in die Organisation eingebunden war, was sich ja mit einigen Medienberichten deckt.

Die Social Media Accounts für den Hinti Cup bestehen ja schon sein Oktober 2021, in der PK vom März 2022 erzählt Hinti dann, dass sich die Planungen in den letzten Monaten intensiviert hätten. Spätestens da kam dann wohl auch das Schloss Albeck als Veranstaltungsort für den Festivalteil ins Spiel.

Insofern wirkt für mich aber auch die Aussage bei Hintis zweitem Statement, dass der Herr Sickl in den letzten 30 Jahren ja kaum in Kärnten gewesen sei und seine Generation ihn gar nicht wirklich kenne, immer noch nicht wirklich glaubwürdig beziehungsweise sein Vorgehen in der ganzen Geschichte weiterhin mal ziemlich fahrlässig. Sowohl bei der Wahl des Veranstaltungsortes als auch bei der Gründung der Gesellschaft hätte es durchaus auch auffallen können, mit wem man da zusammenarbeitet.

Darüber hinaus dürfte die Eintracht auch nicht gerade glücklich darüber sein, dass Hinti nun schon zwei öffentliche Statements abgegeben und sich bereits auch beim ÖFB gemeldet hat, aber es zumindest laut Medienberichten weiterhin keinen Kontakt zum Verein gegeben haben soll. Zumal ja ebenfalls laut Medienberichten die Eintracht eine komplette Absage der Veranstaltung für alternativlos gehalten haben soll, während Hinti jetzt zumindest das Fußballturnier durchziehen will.

Nachdem es offensichtlich schon in den vergangenen Monaten mehrfach Probleme hinter den Kulissen gegeben hat, glaube ich mittlerweile auch, dass sich die Wege in diesem Sommer trennen. Persönlich würde ich das zwar sehr schade finden, weil ich den Hinti bisher ebenfalls immer sehr gemocht habe und ich auch glaube, dass man die aktuelle Sache mit einem sauberen und glaubwürdigen Statement gemeinsam hätte überstehen können. Ich halte ihn immer noch eher für einen unbedarften Typen als einen wirklich schlechten Kerl.

Sollte es bisher aber immer noch zu keinem Kontakt gekommen sein, kann ich den Verein da auch verstehen. Den zwischenzeitlichen Leistungsabfall in dieser Saison hat man intern ja wohl auch am eher unprofessionellen Lebensstil von Hinti festgemacht (teils schlechte Ernährung und Übergewicht, Motivationsprobleme ohne große Kulisse, oft nachts unterwegs, Alkoholkonsum), dazu ist er einer der Topverdiener im Kader. Auch deshalb hatte man ihm ja wohl trotz seines Status bei den Fans klar gesagt, dass er im Falle eines entsprechenden Angebots (genau wie alle anderen) nicht unverkäuflich sei. Schon das ist bei Hinti ja alles andere als gut angekommen und er hat das für sich persönlich vollkommen überinterpretiert, sodass selbst sein in Frankfurt eher ungern gesehener Berater korrigierend eingreifen musste.

Dazu besitzt er ja auch einige Freiheiten (die ihm der Verein ja auch lange Zeit bereitwillig eingeräumt hat), soll sich aber auch nicht immer an Absprachen gehalten haben. Falls dann auch noch der Bericht stimmen sollte, dass er als einziger Spieler die interne Verabschiedung vor dem Urlaubsbeginn verpasst hat, war das jetzt die letzten Monate eben irgendwann auch mal ein Ding zu viel. Auch wenn es ja nichts komplett Neues in seiner Karriere ist.

Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass gerade zwischen Krösche und Hinteregger das Tischtuch mittlerweile komplett zerschnitten ist. Krösche ist erst seit einem Jahr hier, hatte noch keine persönlichen Verbindungen zum Verein und scheint viele Entscheidungen auch sehr analytisch zu treffen. Da prallen so ein bisschen zwei Welten aufeinander. Und genau das könnte dann auch der Grund dafür sein, dass sich Hinteregger bisher ganz bewusst noch nicht bei der Eintracht gemeldet hat. In zwei Wochen steht bekanntlich noch die große Aussprache zwischen Krösche und Hinteregger aus. Da wird er sicherlich wenig Lust drauf haben, sich bereits jetzt noch eine weitere Standpauke einzuholen, sofern er das nicht muss. Denn Krösche wird als Sportlicher Verantwortlicher auch in diesem Fall der Ansprechpartner sein und ich gehe davon aus, dass der restliche Vorstand auch geschlossen hinter ihm stehen wird, egal, wie dann letztlich die Entscheidung ausfällt.
#
Puh, da wollte ich so langsam mal wieder ins Forum zurückkehren, nachdem ich die positiven Erlebnisse der vergangenen Wochen und Monate verarbeitet habe (und mich dazu in den kommenden Tagen auch noch äußern will) und dann kommt so ein richtiger Einschlag.

Ich muss sagen, dass ich den Artikeln in den Medien (siehe Kicker oder Hessenschau) in großen Teilen nur zustimmen kann. Dass sich Hinti von der Familie Sickl öffentlich distanziert und die Geschäftsbeziehung aufgekündigt hat, ist richtig und wichtig. Wenn wir ehrlich sind, musste dieser Schritt aber auch zwingend erfolgen und war mehr oder weniger das Minimum. Alles andere hätte zumindest bei Eintracht Frankfurt seine Karriere beendet. Denn das wäre dann gerade bei uns wirklich nicht mehr vermittelbar gewesen.

Dass er sein Statement aber gleich mit einem Angriff auf einen Journalisten startet, sehe ich sehr kritisch. Sicher auch berufsbedingt, weil ich selbst einen journalistischen Hintergrund habe. Aber auch hier sollte das Motto "don't shoot the messenger" lauten. Nicht die Veröffentlichung ist das Problem, sondern der Sachverhalt. Leider wird heutzutage aber immer wieder die Presse für solche kritischen Recherchen und Berichte angegangen - obwohl das ihre ureigene Aufgabe ist. Wie sagt man so schön: "Journalism is printing something what somebody else does not want printed - everything else is public relations." Pauschale und übertriebene Medienschelten bei kritischen Berichten habe ich ja auch hier im Forum schon mehrfach angeprangert, weil sie absolut fehl am Platze sind.

Ich erinnere da gerne an die Reaktionen auf die ersten Berichte vor den Abgängen von Kovač, Bobic oder Hütter. Da wurde auch gerne davon gesprochen, dass die bösen Medien ja nur eine Kampagne gegen die Eintracht fahren würden, um deren Erfolg zu verhindern oder die eigene Aufmerksamkeit zu erhöhen. Ich finde das absolut befremdlich, zumal eine solche Argumentation gerne auch aus einer anderen Ecke kommt. Passenderweise bezeichnet der Herr Sickl die aktuelle Berichterstattung zu dem Thema ja auch als "Hetzjagd" auf seine Person. Wer nur positive und seichte Berichterstattung über die Eintracht konsumieren will, kann sich ja gerne auf die vereinseigenen Medien beschränken. Die haben in den letzten Jahren ja (vereinsübergreifend) ohnehin mehr und mehr die Meinungshoheit bei den Anhängern gewonnen. Ich finde das Angebot ja auch größtenteils gut, aber da wird es sicher nicht die schmerzhaften Wahrheiten geben.

Dass der entsprechende Journalist Hinti nicht persönlich kennt, kann ja wohl auch kein Kriterium sein und ist als eigener Kritikpunkt an der Berichterstattung absolut unverständlich. Wo kämen wir denn hin, wenn nur noch persönliche Weggefährten - und damit eindeutig befangene Personen - über andere Personen und damit zusammenhängende Sachverhalte berichten würden? Ein komplett objektiver Journalismus ist ja so schon schlichtweg unmöglich. Aber die Pressefreiheit ist in einer Demokratie nun einmal vollkommen berechtigt ein sehr hohes Gut.

Insofern stellt sich für mich auch nicht die Frage, was genau die Intention des Journalisten war oder warum er ausgerechnet jetzt darüber berichtet. Das mag vielleicht untergeordnet eine Rolle spielen (der Journalist berichtet wohl schon länger über Martin Sellner, die Familie Sickl und Konsorten), die Gesellschaft scheint es ja wohl auch schon etwas länger zu geben und eventuell hätte man auch Hinti vor Veröffentlichung des Artikels einen längeren Zeitrahmen für eine Stellungnahme einräumen können. Aber hätte das denn etwas am Sachverhalt geändert? Hinti hat in seinem Statement ja jetzt auch keinen einzigen Punkt aus dem Artikel faktisch widerlegt.

Ansonsten will ich Hinti gerne glauben, dass er keine rechtsorientierte Gesinnung hat. Seine Begründung im Statement wird bei solchen Fällen zwar klassischerweise hervorgekramt, aber es gab meines Wissens bisher auch keinerlei Anlass, in irgendeiner Weise etwas in diese Richtung zu vermuten. Bisweilen kommt er in einigen Punkten ja auch einfach nur sehr unbeholfen vor, um das mal noch positiv auszudrücken. Das könnte man auch hier mal wieder anführen. Eine Person mit rechter Gesinnung würde beispielsweise wahrscheinlich auch nicht so oft im Yok Yok rumhängen. Es hat ihm aber auch niemand eine böswillige Absicht unterstellt, auch der Journalist im Artikel nicht. Da wurde nur vollkommen zu Recht die Frage aufgeworfen, inwieweit Hinti über die Aktivitäten seines Mitgesellschafters Bescheid wusste. Und da muss ich persönlich auch sagen: Mir kann keiner erzählen, dass er über den Typen und dessen Einstellung absolut gar nichts wusste.

Die wohnen in einem österreichischen 300-Seelen-Dorf. Da kennt jeder jeden persönlich. Vor allem, wenn die Familie ein Schloss mit regelmäßige Veranstaltungen besitzt (unter anderem eben nicht nur Konzerte, sondern auch von der Identitären Bewegung und für weitere rechtsextreme Veranstaltungen, da Schlösser in Privathand in der rechten Szene geradezu angestrebt werden), die Mutter mal Bundesministerin war und auch der Sohn relativ oft in den Medien steht, unter anderem weil es laute Kritik an seinem Amtseintritt in den Grazer (zweitgrößte Stadt Österreichs) Gemeinderat gab. Hintis Vater ist zudem noch der Leiter des Gemeindeamts in dem Kaff, ist also erst recht bestens vernetzt. Mag sein, dass es da einen gewissen Zusammenhalt oder Pragmatismus gibt, um anderen nicht ans Bein zu pissen oder sich nicht zu isolieren. Aber gekannt haben die sich sicherlich irgendwie.

Ich komme aus einer Stadt mit 40.000 Einwohnern. Wenn man sich hier ein bisschen auskennt, weiß man trotzdem, wo sich hier die rechte Szenekneipe befindet. Selbst bei der Eintracht in der Fanszene mit über 100.000 Mitgliedern, über 50.000 Zuschauern im Stadion und Hunderten von Fanklubs kann man einzelne Gruppierungen ganz gut einschätzen, wenn man schon etwas länger dabei ist und ein bisschen Kenntnis hat. Zumindest weiß man dann auch, welchen Gruppen gerne nachgesagt wird, bisweilen auch rechtsoffen zu sein.

Es würde im Zweifelsfall auch eine einfache Internetsuche ausreichen, um sich über die Familie Sickl zu informieren. Denn selbst für den Fall, dass Hinti wirklich überhaupt nicht Bescheid wusste, halte ich es für ziemlich fragwürdig, dass viele Leute offensichtlich im Vorfeld des Endspiels in Sevilla einen größeren Backgroundcheck über potenzielle Verkäufer von Tickets gemacht haben, um deren Seriosität einschätzen zu können, als Hinti vor der Gründung einer gemeinsamen Firma mit dem Typen.

Dazu kommt, dass Hinti jetzt meint, die Familie Sickl sei tief verwurzelt in seinem Heimatdorf. Trotzdem will er nichts über deren Aktivitäten gewusst haben. Hintis Vater (der laut dem Artikel von 11 Freunde das ja hauptsächlich eingefädelt haben soll) hingegen meint, dass die Familie zugezogen sei und man nichts über deren politischen Aktivitäten wisse, weil man ja nicht von jedem den Lebenslauf kontrollieren würde. Gut, in solchen Dörfern gilt man bisweilen auch nach 100 Jahren in dritter Generation noch als zugezogen. Aber auch der Herr Sickl selbst sagt aus, dass er mit Hintis Vater früher zusammen gekickt und Hinti beim Aufwachsen zugesehen habe. Da wird er vielleicht noch nicht so viel persönlichen Kontakt mit Hinti selbst gehabt haben, aber dann scheinen die Mitglieder der Familie Sickl zumindest mal keine komplett Unbekannten gewesen zu sein.

Kärnten ist zwar schon ein ziemlich spezieller Fall (siehe Jörg Haider, der lange Zeit Landeshauptmann war) und die FPÖ ist in Österreich auch allgemein gesellschaftlich ziemlich stark verankert, teils sogar als (stets inkompetente, peinliche und skandalträchtige) Regierungspartei. Das ist dort (leider) die gelebte Realität. Aber zum einen gilt, was die Eintracht in ihrem Statement gesagt hat: Ein gemeinsamer Heimatort darf keine Entschuldigung sein und kann Widersprüche in der Wertvorstellung nicht auflösen. Und zum anderen muss man hier auch noch einmal ganz klar sagen, dass es sich bei dem Herrn Sickl auch um keinen normalen FPÖ-Politiker handelt.

Nach allen vorliegenden Informationen war und ist Heinrich Sickl weit über seine Parteizugehörigkeit hinaus in der rechtsextremen Szene vernetzt und aktiv. Und ich wähle diesen Begriff hier ganz bewusst, obwohl mir die Trennschärfe zwischen "politisch rechts", "rechtsoffen", "rechtskonservativ", "rechtspopulistisch", "rechtsradikal" und "rechtsextrem" in der öffentlichen Diskussion oft viel zu ungenau ist. In diesem Fall scheint mir rechtsextrem aber absolut angebracht zu sein.

Hier auch noch mal ein paar weitere Hintergrundinformationen zu dem Herrn Sickl:

https://recherchegraz.noblogs.org/post/2016/10/15/heinrich-sickl/

Als selbsternannte "antifaschistische Recherche" ist die Seite diesbezüglich sicher nicht neutral, aber es ist soweit alles mit Quellen hinterlegt. Dieser Absatz stach mir da besonders ins Auge:

Anfang der 90er Jahre betätigte sich Sickl in der österreichischen Neonaziszene: Er schloss sich der „Nationalistischen Front“ (NF) an und schaffte es innerhalb eines Jahres als Mitglied aufgenommen zu werden. Die NF war Ende der 80er Jahre die bedeutendste militante neonazistische Organisation in Deutschland, die sich die SS zum Vorbild genommen hatte. Die NF führte regelmäßig Wehrsportübungen durch und begann mit dem Aufbau „Nationaler Einsatzkommandos“ als bewaffnete Kampftruppen gegen „Ausländerverbrecherbanden”, „Linke” und die „Staatsgewalt”. 1992 wurde die NF schließlich verboten, existierte aber in der Illegalität weiter. Ihre Organisation war strikt hierarchisch und setzte absoluten Gehorsam voraus, so dass auch AnwärterInnen erst nach genauer Überprüfung und einer Probezeit Mitglieder werden konnten. Sickl wurde 1991 in den Unterlagen der NF als einer der wenigen ÖsterreicherInnen als reguläres Mitglied geführt – unter dem Code 02 (während z.B. AktivistInnen bloß unter 03 firmierten).

Hört sich doch nach einem sympathischen Zeitgenossen an. Die Mutter hat das übrigens später als "Jugendsünde" abgetan und mit "Drogen wie Haschisch nehmen" verglichen, weil es ja so lange her sei und der Sohnemann zu diesem Zeitpunkt noch keine 20 Jahre alt gewesen war. Die Gesinnung des Herrn Sickl scheint sich aber auch in den letzten 30 Jahren nicht signifikant geändert zu haben, wie man diversen anderen Quellen ebenfalls entnehmen kann. Und das ist auch alles nicht jetzt erst bekannt geworden, sondern geht schon seit Jahren durch die Öffentlichkeit.

Das nur noch mal als kleinen Exkurs, da ja einige die Situation auch in diese Richtung versucht haben zu relativieren. Bei dem Hintergrund spielt es für mich schon eine Rolle wer der Herr Sickl ist, was der Herr Sickl so macht und warum Hinti mit dem Herrn Sickl eine Geschäftsbeziehung eingeht. Denn das steht nun einmal diametral zu den festgelegten Werten von Eintracht Frankfurt und damit auch deren Mitarbeitern und Repräsentanten.

Überhaupt fand ich es auf verschiedenen Plattformen ganz schwach, enttäuschend und erschreckend, wie sich einige Fans geäußert haben, weil es denen bestenfalls schlichtweg egal war. Wichtig schien da nur, dass die Sache schnellstmöglich durch ist, weil es ja ein unangenehmes Thema ist. Dann brauchen wir uns aber auch nicht mehr auf die Werte von Eintracht Frankfurt beziehen und diese Gemeinschaft eines Traditionsvereins überhöhen.

Ein Verein, in dem ein Tony Yeboah nach rassistischen Beleidigungen zum ersten afrikanischen Kapitän der Bundesliga aufgestiegen ist. Ein Verein, der sich öffentlich klar gegen Parteien wie die AfD (die sich übrigens wechselseitig mit der FPÖ als Schwesterpartei ansieht) ausspricht. Ein Verein, der sich nach den gezielten rechtsextremen Mordanschlägen auf neun Mitmenschen vor der Haustür in Hanau bedingungslos an die Seite der Angehörigen gestellt hat. Dann ist das nämlich vollkommen wertlos. Zumal zu dieser Tradition eben auch eine gewichtige jüdische Historie gehört. Da will ich sicher nicht, dass ein Spieler von Eintracht Frankfurt gemeinsame Sache mit jemandem macht, der Teil einer Organisation war, die sich die SS zum Vorbild genommen hat.

Insofern finde ich schon, dass das eben nicht reine Privatsache ist und dass das auch jeden Eintrachtfan etwas angehen sollte. Gerade als stolzes Vereinsmitglied, das für diese Werte einsteht. Ich finde das Statement von Hinti jedenfalls enttäuschend und kritikwürdig, ohne dass ich darüber hinaus über ihn richten möchte. Ich denke, dass auch der Verein mit diesem Statement nicht zufrieden ist. Das lässt sich aus der eigenen Meldung durchaus herauslesen. Dass Hinti offensichtlich nicht mehr zu einem gemeinsamen Statement mit dem Verein erreichbar war, tut da sein Übriges. Da wird das letzte Wort noch nicht gesprochen sein und sicher noch etwas kommen.
#
Nach den bisherigen Ergebnissen könnten wir uns mit einem Sieg in Leipzig wieder richtig dick ins Geschäft um die Europapokalplätze mischen. Zumal wir nach der Länderspielpause mit zwei Heimspielen gegen Fürth und im direkten Duell gegen Freiburg nachlegen könnten. Mit Ausnahme von Köln spielen wir ja ohnehin noch gegen alle Konkurrenten um Europa. Ich glaube zwar nicht mehr unbedingt dran, aber vielleicht geht da ja doch noch was. Vielleicht stürzt ja diese Saison sogar Leverkusen nach den ganzen Verletzungen noch ab und wir revanchieren uns für die Saison 18/19, indem dieses Mal wir im Endspurt auf der Überholspur sind.
#
Man merkt gerade in den direkten Duellen gegen die Topteams aus München und Wolfsburg in dieser Saison jedoch, dass das Team im Vergleich zum letzten Jahr einen gewaltigen Schritt gemacht hat und vor allem in der Breite viele Spielerinnen besser geworden sind. Das war ja auch der Anspruch an den insgesamt noch jungen Kader. Aber schön zu sehen, dass das auch so funktioniert hat. Gerade offensiv hat letztes Jahr (zu) vieles an Freigang gehangen, auch wenn die Chancenauswertung heuer ebenfalls noch besser sein könnte.

Auch bei den restlichen Spielen wurde eigentlich nur bei der Partie in Bremen unnötig Punkte liegen gelassen. Das war letztes Jahr ja auch noch ein größeres Problem. Gegen Wolfsburg muss man auch eher mit einer Niederlage rechnen, aber in den Spielen gegen Leverkusen und in Potsdam wird sich dann wohl entscheiden, ob es dieses Jahr für Platz 3 reicht. Da könnte am Ende auch das Torverhältnis noch sehr wichtig werden. Es wäre zwar schade, wenn es auch diese Saison nicht mit dem großen Ziel Champions League klappen würde, aber die Entwicklung zeigt definitiv in die richtige Richtung.