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Spinnen die eigentlich alle in der Liga?

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concordia-eagle schrieb:

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@Junkdeluxe
Dein Beitrag ist wieder einmal sehr lesenswert, den Ausdruck "Halunken" kannst Du aber meiner Ansicht nach weglassen. Ich glaube, daß auch bei der DFL Leute sitzen, die eigentlch nur das beste (für sich selbst?) wollen. Das Problem besteht doch darin, daß von der DFL nur die Liquidität überprüft werden darf. Wenn also Dortmund nachweisen konnte, daß genug Geld vorhanden war, die Saison zu Ende zu spielen, dann konnte die DFL die Lizenz gar nicht verweigern. Daß aber in Anbetracht der Haushaltslage einer nicht so geringen Anzahl von Vereinen die Lizensierungsbedingungen ausgeweitet werden, darf wohl mit Fug und Recht bezweifelt werden.

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Gruß
concordia-eagle


@concordia-eagle

Du hast recht. Den Ausdruck "Halunken" hätte ich wirklich getrost weglassen können. Laut wikipedia.de ist ein Halunke übrigens ein Spitzbub.
Vielleicht hätte dieser Ausdruck besser gepasst.
Wie in meinem Eingangsposting schon darauf hingewiesen, lese ich die Medienmeldungen über die finanzielle Situation der Vereine schon seit einigen Jahren (um genauer zu sein, seit dem Lizenzgeplänkel im Sommer 2002) mit großem Interesse.
Natürlich habe ich auch nach allen Artikel über die Lizenzerteilung des BVB gelechzt, und  sie alle verschlungen.
Leider habe ich sie nicht auf meiner Festplatte archiviert. Obwohl mich diese Thema wirklich immer mal wieder beschäftigte ( siehe die Ausführungen im wirklich sehr lesenswerten Calli-Thread), dachte ich eigentlich, dass der Käs`gegessen sei.
So, und nun kommt die DFL, ironischerweise in Person von Christian Müller ( DFL Geschäftsführer Finanzen), und spielt sich als Retter des deutschen Lizenzierungsverfahrens auf.

Kleiner Exkurs:
Das deutsche Lizenzierungsverfahren, galt europaweit als das strengste Lizenzierungsverfahren überhaupt.
Das deutsche Lizenzierungsverfahren in seiner ursprünglichen Form, sollte sicherstellen, dass alle Vereine die die Lizenz durch dieses Lizenzierungsverfahren erhalten haben, auch über die finaziellen Mittel verfügen eine komplette Saison - ohne Liquiditätsprobleme - zu ende zu spielen.
In den Fällen von Dortmund (Molsiris-Anleger stimmten dem 1. Sanierungsplan zu), Schalke ( Aufsichtsrats-/Vorstandsmitglieder halfen mit Überbrückungsdarlehen aus),
Hertha BSC (Finanzamt stundet Steuerschuld, Privatdarlehen von Hoeness und dieser Vermarktungsagentur) und 1860 München (die laufenden Cateringkosten der Allianz-Arena wurden gestundet, Hilfe des FC Bayern mit einem Darlehen in Höhe von 11 Mio EUR, welches erstrangig mit Stadionanteilen abgesichert ist) ging da offensichtlich etwas schief.

In allen diesen 4 Fällen (und hoffentlich ist das jetzt nicht nur die Spitze des Eisberges), reichte die Liquidität der Vereine nicht aus, um eine Saison zu ende zu spielen. Vielmehr mußte den Vereinen - unerwartet/außerplanmäßig, sprich nicht in Lizenzierungsunterlagen vorgesehen - Liquidität von außen zugeführt werden.
Der absolute Wahnsinn bei dieser ganzen Geschichte ist jedoch, dass dies für diese 4 Vereine seitens der DFL folgenlos blieb.

Jetzt kann man sich natürlich fragen, ob die Verantwortlichen der DFL nicht die Kompetenz besitzen, dieses ursprünglich strengste europ. Lizenzierungsverfahren richtig anzuwenden, oder ob sehenden Auges von den Verantwortlichen der DFL eine Politik zu Gunsten der großen Vereine betrieben wurde, und sie somit selbst das Lizenzierungsverfahren für diese, auf der Rasierklinge tanzenden Vereine, außer Kraft gesetzt haben.

Christian Müller (Geschäftsführer Finanzen) trifft hierbei allerdings die geringste Schuld. Laut Medienberichten (kann mal jemand im Archiv der FR suchen??? Meine, dass Ingo Durstewitz einen Artikel über die Vorkommnisse in Portugal verfasste, welcher sehr anschaulich die Vorgehensweise der DFL bei der Dortmunder Lizenzierung beschrieb.) empfahl der C. Müller (in seiner Funktion als Geschäftsführer Finanzen) ausdrücklich Dortmund die Lizenz nicht zu erteilen. Vielmehr verweigerte er Dortmund in 1. Instanz sogar die Lizenz.
Im 2. Duchgang der Lizenzerteilung allerdings entscheidet dann der Vorstand der DFL über die Lizenzerteilung. Der einzige der wirklich Fachkenntnisse in dieser Materie besaß ( Christian Müller) durfte also in 2. Instanz nicht über die Lizenerteilung mitabstimmen. Er besaß lediglich ein Vorschlagsrecht.
Er schlug dem damaligen DFL Vorstand vor, aufgrund der prekären Situation Dortmund die Lizenz zu verweigern.

Doch die eigentliche Farce kommt erst noch.
Der damalige DFL Vorstand (Bruchmann(HSV), Strutz(Mainz 05), Meier (damals Dortmund), Rummenigge (FC Bayern) Holzhäuser (Leverkusen) und Rettig (damals Köln)
setzten sich trotz gegenteiliger Empfehlung des Sachverständigen ( Christian Müller) für eine Lizenzerteilung von Dortmund ein.

Die damalige Lizenzerteilung von Dortmund ging übrigens direkt zu Lasten von Eintracht Frankfurt. Im Falle eines Lizenzentzuges wäre die Eintracht 2004 als bester Absteiger in der 1. Bundesliga geblieben.

Es besteht also überhaupt kein Zweifel. Dortmund konnte damals (2004 in Portugal) den Nachweis der Liquidität nicht erbringen.
Und trotzdem erteilte die DFL die Lizenz in 2. und letzter Instanz.
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wenn der von mir geschilderte Vorgang nicht glaubhaft erscheint, dann fragt mal aquila. Der hat damls zu diesem Thema eine Menge gepostet.
Ich denke mal, er wird "meine Version" der Schilderung des Lizenzverfahrens des BVB bestätigen.

Leider habe ich keine Quellenangabe.

Ich mach mich mal auf die Suche...
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Eines würde ich mir aber bei dem ganzen Lizenzthema wünschen:

Eine Neuregelung bezüglich der Konsequenzen, wenn ein Team die Lizenz entzogen bekommt und dadurch zwangsabsteigt.

Wir haben das Thema damals bei uns und Hachingen gesehen. Ich finde es lächerlich, sich nach sportlich verpassten Chancen noch auf diese Art und Weise den Klassenerhalt sichern zu wollen!

Wer sportlich absteigt geht runter: ohne wenn und aber! Dann lieber einen zusätzlichen Aufsteiger!
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@Junkdeluxe
Vielen Dank für diese Ausführungen. Ich meinte mich damals (und auch jetzt noch) auch recht intensiv mit der Materie befaßt zu haben, daß Dortmund tatsächlich auch aus reinen Liquiditätsgründen die Lizenz nicht hätte erhalten dürfen, hatte ich so jedoch nicht realisiert. Klar stand damals sowohl der Insolvenzgrund der Überschuldung als auch der Zahlungunfähigkeit zur Diskussion, daß sich dies aber schon im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens abzeichnete, wußte ich nicht. Wenn dem so war (die eine oder andere Quelle würde mich freuen) ist dies allerdings echt unglaublich. Dies würde bedeuten, daß die DFL oder jedenfalls die damit befaßten Entscheidungsträger bewußt gegen ihre eigenen Richtlinien verstoßen hätten. Ich will hier keine Ansprüche der Eintracht herleiten, insoweit schließe ich mich Wuschelblubb an (Absteiger sollten hiervon nicht profitieren) aber das wär schon echt ein Ding (passendere Ausdrücke würden die Zensur nicht passieren).
Gruß
concordia-eagle
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bin die ganze Zeit schon am suchen.
Finde aber leider per google oder FR-Archiv nicht den Artikel.
Helft mal mit!!!Dazke.
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hier mal ein Link, über den man 2 Artikel der FR findet, die das Thema leicht anschneiden.

Vielleicht besitzt jemand noch ausführlicher Artikel über dieses Thema.
Die Links der Threads im Eintracht-Forum, die sich mit diesem Thema befasst haben, sind mittlerweile alle tot.

http://www.indirekter-freistoss.de/home/ascheplatz-161004.html

@concordia-eagle
Wichtigstes Kriterium um Lizenzierungsverfahren ist nun einmal die Liquidität.
Die höhe der Schulden ist nebensächlich, weil nicht aussagekräftig.
Im Lizenzierungsverfahren wird primär die Liquidität untersucht.
Von daher ist es nicht nachzuvollziehen, wenn die DFL im Nachhinein den hohen Schuldenstand des BVB als Grund für die Nichterteilung der Lizenz im 1. Anlauf 2004/05 anführt.
Wie die Saison ja dann auch eindrucksvoll bewies, stand der BVB kurz vor der Insolvenz und somit vor der Zahlungsunfähigkeit. Diese Insolvenz konnte von den Molsiris-Anlegern gerade noch verhindert werden...
Auf diese Abstimmung hatte allerdings der BVB null Einfluss.
Deswegen können damals entweder die eingereichten Lizenzunterlagen nicht gestimmt haben, oder bei der DFL ist unprofessionell gearbeitet wurden.

Eine Untersuchung der Vorgänge auf Wunsch von Frankfurt und Bochum verhinderte die DFL übrigens.

Von daher drehen wir uns ab hier wieder im Kreis.
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@Junk
Du gibst mir den Glauben an die Fähigkeiten der jüngeren Generation wieder.


@Concordia
Was Junk schreibt entspricht meiner Erinnerung.
Ich bin auch kein Freund von " Siegen" am grünen Tisch.Die Nacht an der Algarve war aber wahrlich ein übler Deal zu Lasten eines Vereins der uns am Herzen liegt.
Die Aussagen eines Kollegen aus einer Stadt 35 Km westlich von uns,sind mir damals ganz übel aufgestoßen.

tempi passati
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@Junk
vielen Dank für den Link. Mir ist bewußt, daß allein die Liquidität entscheidend ist, dem Link kann ich aber nur entnehmen, daß der gesamtwirtschaftliche Hintergrund nicht gewürdigt wurde aber nicht, daß im Lizensierungsverfahren also im Frühjahr 2004 schon erkennbar war, daß die Liquidität für die Saison 04/05 nicht ausreichend sichergestellt ist. Na ja Heinz bestätigt Deine Version, so daß diese wohl zutreffend ist.

@Heinz
Ja, an diese Äußerungen des K Ko Kol Koll Kolle Kolleg, hm das Wort will in diesem Zusammenhang nicht richtig raus, kann ich mich allerdings auch noch erinnern.
Gruß
concordia-eagle
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Gude,

ich möchte hier ein paar Aussagen zur Diskussion stellen.

Da wäre zum einen das Ligaradio des BVB, Überschrift DUNKELROT  Hier wird gesagt: "Der DFB ist ja noch nie unser Freund gewesen" Was zu beweisen wäre.......

Zum anderen das Statement von H.B. über die Manager in der Bundesliga. Hier hat ER alles gesagt was zu diesem Thema zu sagen wäre. Allerdings hat ER etwas übersehen. ES GIBT AUSNAHMEN. Gott sei Dank.

In diesem Sinne...
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Nur mal zur Erinnerung.

Da bekommt das Wort DUNKELROT im Zusammenhang mit dem BVB einen ganz anderen Klang.

http://nt.parsimony.net/cgi-bin/blaettern.cgi?Benutzernummer=1594&Seite=142
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@concordia eagle

Um auf deine Ursprungsfrage "Spinnen die eigentlich alle in der Liga?" mal zu antworten...

Nachdem ich den Artikel über die DFL-Verstrickungen mit der Telekom gelsen habe, kann ich uneingeschränt mit Ja antworten.
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@Junkdeluxe

Nach Auswertung der allermeisten Userstimmen, dürften wohl ca. 88,9734% mit ja stimmen und ca. 11,0266% mit wahrscheinlich
Gruß
concordia-eagle
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Zunächst mal vielen Dank für die positiven Anmerkungen zu meinem Beitrag im 6+1-Thread. Mittlerweile befindet sich das Forum ja an mehreren Stellen in einem äusserst lesenswertem Zustand. Unter Anderem auch hier. Vielleicht gibt einem die derzeit fehlende (Spiel-) Tageshysterie einfach die Gelegenheit, mal wieder über alles grundlegender nachzudenken.  

Zur Gesamtsituation des Profifussballs in D-Land bzw. Europa sind mir mittlerweile noch ein paar Gedanken eingefallen, vielleicht später noch mehr dazu.

Zu der Sache mit den Fernsehverträgen, auf die Schnelle einen Link zu einem interessanten Artikel bei "allesaussersport.de". (http://www.allesaussersport.de/archiv/2006/05/26/ein-worst-case-szenario-fur-arena/)
Das ist ein manchmal durchaus lesenswertes Blog eines fersehsportfixierten Maniacs mit Faible für u.s.-amerikanische Sportunterhaltung. Und in Sachen Fussball ist der Autor sicherlich kein SGE-Fan, soviel konnte ich mittlerweile herausfinden... Aber die Artikel sind im Themenbereich 'Profisport und Medien' oft "klösterlich" gut informiert. Das gilt sogar für die manchmal sehr fachkundigen Beiträge seiner Leser in den Kommentaren.

Kurzzusammenfassung des Artikels:
Es geht um die  Situation um die Fernseh-/ IP-verträge und die Ableitung eines GAU-Szenarios für ARENA, sowie dem Geraune dazu auf dem 18. Medienforum NRW. Alles hängt am Verbreitungsweg des Signals, ARENA könnte plötzlicher sterben als gedacht, am Ende könnte der Austritt der Bayern aus der zentralen Vermarktung stehen...
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willi neuberger schrieb:
Zunächst mal vielen Dank für die positiven Anmerkungen zu meinem Beitrag im 6+1-Thread. Mittlerweile befindet sich das Forum ja an mehreren Stellen in einem äusserst lesenswertem Zustand. Unter Anderem auch hier. Vielleicht gibt einem die derzeit fehlende (Spiel-) Tageshysterie einfach die Gelegenheit, mal wieder über alles grundlegender nachzudenken.  

Zur Gesamtsituation des Profifussballs in D-Land bzw. Europa sind mir mittlerweile noch ein paar Gedanken eingefallen, vielleicht später noch mehr dazu.

Zu der Sache mit den Fernsehverträgen, auf die Schnelle einen Link zu einem interessanten Artikel bei "allesaussersport.de". (http://www.allesaussersport.de/archiv/2006/05/26/ein-worst-case-szenario-fur-arena/)
Das ist ein manchmal durchaus lesenswertes Blog eines fersehsportfixierten Maniacs mit Faible für u.s.-amerikanische Sportunterhaltung. Und in Sachen Fussball ist der Autor sicherlich kein SGE-Fan, soviel konnte ich mittlerweile herausfinden... Aber die Artikel sind im Themenbereich 'Profisport und Medien' oft "klösterlich" gut informiert. Das gilt sogar für die manchmal sehr fachkundigen Beiträge seiner Leser in den Kommentaren.

Kurzzusammenfassung des Artikels:
Es geht um die  Situation um die Fernseh-/ IP-verträge und die Ableitung eines GAU-Szenarios für ARENA, sowie dem Geraune dazu auf dem 18. Medienforum NRW. Alles hängt am Verbreitungsweg des Signals, ARENA könnte plötzlicher sterben als gedacht, am Ende könnte der Austritt der Bayern aus der zentralen Vermarktung stehen...


Schöner Artikel, endlich mal jemand der meinen Post etwas bestätigt, habe mir ja fast schon selbst nicht mehr geglaubt

http://www.eintracht.de/fans/forum/1/11100700/#f11687381

Und da ich fest davon überzeugt bin das Premiere da nicht locker lassen wird (rechtlich muss es da wohl sehr gut für Premiere aussehen), frage ich mich wie die DFL und auch die Vereine selbst (nehmen wir die mal raus die sich ohne Probleme selbst vermarkten könnten), aus diesem Kaos wieder rauskommen wollen....

MfG,
Matze
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junkdeluxe schrieb:
wenn der von mir geschilderte Vorgang nicht glaubhaft erscheint, dann fragt mal aquila. Der hat damls zu diesem Thema eine Menge gepostet.
Ich denke mal, er wird "meine Version" der Schilderung des Lizenzverfahrens des BVB bestätigen.

Leider habe ich keine Quellenangabe.

Ich mach mich mal auf die Suche...


Hallo junkdeluxe,

Du hast vollkommen recht; und ich beglückwünsche Dich zu Deinem Gedächtnis.

Was ich zum Thema BVB-Lizenz hier im Forum geschrieben habe, weiss ich nicht mehr - ich glaube, es war gar nicht soooo viel. Jedoch habe ich in der Fan geht vor, Nr. 133 (April 2005), einen sehr ausführlichen Bericht veröffentlicht (Überschrift: "Die 'Lex Dortmund' - der Lizenzskandal von Almacil"; Untertitelzeile: "Wie die DFL den Mythos vom deutschen Lizenzierungsverfahren zerstörte" ). Diesem Artikel war übrigens eine genaueste Recherche durchaus "fanzine-untypischen" Ausmasses vorausgegangen. In aller Bescheidenheit darf ich anmerken, dass der Artikel auch außerhalb der typischen Fgv-Leserschaft kursierte und einiges Erstaunen hervorrief, was "so ne Fanzeitung da" herausgefunden und geschrieben hat.  Meines Wissens nach gibt es den Artikel aber nicht online.

Klar ist jedenfalls, dass dem BvB die Lizenz für 2004/05 "eigentlich" (d.h. auf der Grundlage der geltenden Bestimmungen der Lizenzordnung) niemals hätte erteilt werden können und dürfen.


Sodann mal kurz etwas Grundsätzliches zum hier diskutierten Thema "Spinnen die eigentlich alle in der Liga?" (leider habe ich im Moment so wenig Zeit, dass ich mich in der Regel nur lesend, kaum aber einmal aktiv an den derzeit so erstaunlich zahlreichen "niveauvollen" threads hier beteiligen kann):

Die Liga "spinnt" schon seit Jahren. Fast alle "ambitionierten" Vereine haben schon seit langem in der ein oder anderen Weise ihre Zukunft verpfändet (bildlich gesprochen, nicht unbedingt im streng juristischen oder bilanztechnischen Sinn). Und zwar in der Weise, dass künftige Einnahmen "irgendwie" vorzeitig zu Geld gemacht wurden.

Beliebt sind dabei Konstruktionen, die sich bilanztechnisch nicht negativ auswirken. Die Zeiten "normaler" Darlehen sind weitgehend vorbei, denn diese müssen als Passiva gebucht werden. Besser sind da bspw. "Agenturverträge": Ich beauftrage die Agentur xy damit, meine Eintrittskarten zu vertreiben (oder meine Fernsehrechte zu handeln). Die Agentur zaht eine "signing fee" - gibt mir also gleich cash auf die Hand, für welches ich mich auf dem Transfermarkt nach Granaten umsehe, oder für welches ich mit meinen eigenen "Granaten" verlängere - und bekommt im Gegenzug eine "Provision" von x % meiner entsprechenden Einnahmen zugesichert. Konsequenz: Ich gebe heute Geld aus, das ich erst in Zukunft verdienen werde - der "Agenturvertrag" ist aber kein Darlehen und deshalb aus der Bilanz nicht ersichtlich.

Das älteste mir bekannt Beispiel hierfür: Um damals die Vertragsverlängerung mit den seinerzeit von Fans und Medien vergötterten Dirk Lottner und Christian Timm (!) hinzubekommen, hat der 1. FC Köln, was heute kaum einer noch weiß, schon vor Jahren Teile seiner zukünftigen Zuschauereinnahmen nach dieser Methode abgetreten. Der FC zahlt heute noch dafür ab...

Ebenso beliebt wie absurd ist der entsprechende Deal mit TV-Rechten: Ich beauftrage die Agentur xy "exklusiv" damit, meine TV-Rechte zu vermarkten. Ich sichere der Agentur eine "Provision" in Höhe von x % meiner TV-Einnahmen zu. Weil es sich um einen Exklusivvertrag handelt, zahle ich die "Provision" auch für den Fall, dass ich die Dienste der Agentur nicht in Anspruch nehme. Da die TV-Rechte immer noch zentral von der DFL vermarktet werden, wird die Agentur tatsächlich nie tätig. Kriegt aber gleichwohl die "Provision"... Auch hier ist die anfängliche "signing fee" nichts anderes als ein Vorgriff auf die Zukunft.

Der Erfindungsreichtum in der Liga für derartige Konstrukte ist enorm. Man kann ja auch Tochtergesellschaften gründen, auf die bestimmte Rechte übertragen werden. Nun können diese Tochtergesellschaften entweder Darlehen aufnehmen oder Gesellschaftsanteile verkaufen etc. Legendär sind die 16 (!) Tochtergesellschaften von Schalke 04. Aber auch der HSV soll seinen momentanen Kraftakt (van der Vaart, de Jong, Ailton etc.) vor allem dadurch finanziert haben, dass er seine Einnahmen aus dem Verkauf der Logenplätze in der AOL-Arena durch entsprechende Konstrukte und Konstruktionen "vorfinanziert" hat.

Am Beispiel des HSV kann man auch wunderbar exemplarisch die Chancen und Risiken eines solchen Vorgehens beleuchten: Sollte der HSV dadurch zu einem Dauergast in der CL werden, hätte sich es für ihn gelohnt. Die zusätzlichen CL-Millionen würden das, was aus den künftigen Logenerlösen wegfällt, bestimmt mehr als kompensieren. Soweit die Theorie...

Die Praxis sieht m.E. weniger hübsch aus: Die Logenerlöse werden fehlen, wenn es darum geht, einen CL-tauglichen Kader zusammenzuhalten bzw. auszubauen. Irgendwann wird man die Quali verpassen, und steht dann mit einem teuren Kader da. Keine CL-Millionen, keine Logenerlöse - da werden Verkäufe zur Pflicht (oder weitere Verschuldung).

Wie das mit dem sportlichen Substanzverlust weitergeht, hat bereits der VfB vorexerziert: Nachdem die "jungen WIlden" die CL erklommen hatten, waren Begehrlichkeiten geweckt worden. Die Hildebrands, Hinkels, Kuranyis etc. ließen sich die neuen Verträge fürstlich (d.h. CL-gemäß ) entlohnen. Dann kam, was kommen musste: CL verpasst, VfB kaputt: Hleb weg, Bordon weg, Kuranyi weg, Hinkel in der Krise, wenig Glück und noch weniger Sachkompetenz bei der Teamzusammenstellung (Trap als Trainer, Tomasson) - macht summa summarum einen schnöden Mittelfeldplatz weit von der Spitze entfernt, und kaum mehr finanziellen Spielraum.

Kurzum: Ich glaube nicht, dass auf lange Sicht die branchenüblichen (Vor-) Finanzierungsmodelle dauerhaften Erfolg versprechen. Sie legen m.E. nur den Grundstein für (bestenfalls) kurzfristigen Erfolg und (ziemlich sicher absehbar) mittelfristige Finanznot.

Ich bin grundsätzlich auch ein Anhänger und Verfechter der von Jermainator an verschiedenen Stellen hier eloquent dargelegten These, dass ein seriös wirtschaftender Verein wie die Eintracht eigentlich "nur" abwarten muss, bis die gescheiterten Hasardeure von heute in den oberen Tabellenregionen Platz machen. Mit einer Einschränkung allerdings: Die große Gefahr ist, dass die derzeit noch von HSV, Schalke, Hertha, BvB belegten Positionen (Platz 3-7) dann von anderen Vereinen eingenommen werden, die ebenfalls mit aller Macht nach oben wollen (und zu entsprechenden Vorfinazierungs-modellen greifen). Ohne dafür derzeit greifbare Anhaltspunkte zu haben: so etwas würde ich bspw. Vereinen wie Mönchengladbach, Hannover, Köln (wenn sie mal wieder hochkommen) etc. zutrauen. Hinzu kommt natürlich noch die wettbewerbsverzerrung der Konzernteams (LEV und WOB ), die mehr oder weniger ungeniert Millionen verbraten dürfen, die sie im Spielbetrieb niemals einnehmen können.

Gleichwohl schätze ich mich absolut glücklich, mit HB einen Mann an der Spitze unserer Eintracht zu wissen, der solche Vorfinanzierungs-Modelle gar nicht mag und will (auch bei der Unterzeichnung des Sportfive-Vertrags hat die Eintracht ja zugunsten der künftigen Einnahmen auf jede Art von signing fee verzichtet). Und der genau und gerade dafür die volle Rückendeckung im Aufsichtsrat und im Präsidium des e.V. hat.

Beste Grüße

aquila
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warum hat dieser fred eigentlich keine ?
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Kann dem beitrag nur zustimmen und möchte noch ergänzen, das wir in Deutschland fast spanische oder italienische Verhältnissen entgegen rauschen.
Wenn ich mir alleine Real Madrid anschaue ... uns wollte man mal wegen weniger als 10% der Schulden von Real die Lizenz entziehen.
Hätten wir damals die finanzielle Lage des BVB oder des S04 gehabt würden wir jetz in der Regionalliga spielen. Allerdings sind gerade bei diesen beiden Vereinen Transfers am laufen, die man finanziell hinten und vorne nicht aufbringen kann.
Scheint aber mittlerweile keinen mehr zu interessieren das die Vereine sich Sachen leisten, die sie gar nicht zu leisten im Stande sind, sonst wären schon einige Lizenzen weg.
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Dazu passt der Auszug aus dem Kicker:
"
Der kicker berichtete am vergangenen Freitag exklusiv, dass nach Abschluss der Transferperiode I am 31. August 2006 erstmals ein Nach­Lizenzierungsverfahren durchgeführt wird. Vereine, die im Vorgriff auf zu erwartende Einnahmen über Spielerverpflichtungen eine Neuverschuldung eingehen, sollen im Sinne der Wettbewerbs­Gerechtigkeit mit einer Geldbuße von bis zu einer Million Euro bis hin zum Abzug von maximal neun Punkten bestraft werden. Dagegen regt sich bei einigen Klubs Widerstand. Ihre Forderung: Die Nach-Lizenzierung soll 2006/ 07 erst einmal "auf Probe" durchgeführt werden."  
Wahrscheinlich sind Schlake und Doofmund die Widerständler
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@ aquila

danke für deine erhellenden Worte bezüglich der außerbilanziellen Finanzierungsinstrumente der Bundesligisten.
Wie du erläutert hast, gehören diese Finanzierungsmodelle (Agenturverträge)
zu den gängigen Finanzierungsinstrumente, und tauchen in keiner Bilanz auf.

Zitat DFL-Meldung:
Quelle: dpa

DFL führt Nach-Lizenzierung ein - Drastische Strafen für Sünder


Mit einem Nach-Lizenzierungsverfahren und
der Androhung von drastischen Strafen will die Deutsche Fußball Liga
(DFL) die 36 Profivereine der Bundesligen zu einer soliden
Finanzpolitik zwingen. Ab der Saison 2006/07 sollen Vereine, die sich
in der am 31. August endenden Transferperiode I durch
Spielerverpflichtungen weiter verschulden und nicht an die bei der
Lizenzvergabe erhobenen Auflagen halten, schon im Oktober mit
Geldbußen bis zu einer Million Euro und einem Abzug von bis zu neun
Punkten bestraft werden. Dies berichtet das Fachmagazin «kicker»
(Freitagausgabe).



Also hast du wahrscheinlich schon die erste Möglichkeit aufgezeigt, diese Nachlizenzierung zu "umgehen".

Die ganze Geschichte scheint mehr ein blinder Aktionismus zu sein, um die Fans gnädig zu stimmen.


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