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Lyrikiste

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Auf dass eine Sammlung entstehe von

- ernsten
- lustigen
- traurigen
- fröhlichen
- romantischen
- realistischen
- eigenen
- fremden

Gedichten.

Gäbe es dafür einen besseren Start als:

Robert Gernhardt - Gedichte

Gedichte find ich sowas von beschissen,
so eng, rigide, irgendwie nicht gut;
es macht mich ehrlich krank zu wissen,
dass wer Gedichte schreibt, Dass wer den Mut

hat, heute noch so’n dumpfen Scheiss zu bauen;
allein der Fakt, dass so ein Typ das tut,
kann mir in echt den ganzen Tag versauen.
Ich hab da eine Sperre. Und die Wut

Darüber, dass so’n abgefuckter Kacker
Mich mittels seiner Wi.chsereien blockiert,
schafft in mir Aggressionen auf den Macker.

Ich tick nicht, was das Ars.chloch motiviert.
Ich tick es echt nicht. Und wills echt nicht wissen:
Ich find Gedichte unheimlich beschissen.
#
Iiiihhh, Niveau im Fußballforum  

Apropos Forum, das passt ganz gut hierher:

Wislawa Szymborska: Ein Beitrag zur Statistik


Auf hundert Menschen...

-zweiundfünfzig ,
die alles besser wissen,

dem fast ganzen Rest
- ist jeder Schritt unsicher,

Hilfsbereite,
sofern es nicht zu lange dauert, gibt's
- sogar neunundvierzig,

immerzu Gütige,
weil sie's nicht anders können
- vier, vielleicht fünf,

die zu Bewunderung ohne Neid neigen
- achtzehn,

die durch die Jugend, die vergängliche,
Irregeführten
- plus minus sechzig,

die keine Scherze dulden
- vierundvierzig,

die ständig in Angst leben
vor jemand oder etwas
- siebenundsiebzig,

die Talent haben, glücklich zu sein
- etwas mehr als zwanzig, höchstens,

die einzeln harmlos sind
und in der Masse verwildern
- über die Hälfte, sicher,

Grausame,
von den Umständen dazu gezwungen
- sollte man lieber nicht wissen,
nicht einmal annähernd,

die nach dem Schaden schlau sind
- nicht viel mehr
als die, die vor dem Schaden schlau sind,

die sich vom Leben nur die Sache nehmen
- dreißig,
obwohl ich mich gern irren würde,

Geduckte, Leidgeprüfte,
ohne ein Lämpchen im Dunkel
- dreiundachtzig,
früher oder später,

Gerechte
- recht viel, denn fünfunddreißig

Falls diese Eigenschaft mit der Mühe des Verständnisses einhergeht
- drei,

des Mitleids Würdige
- neunundneunzig

Sterbliche
- Hundert auf Hundert.
Eine Zahl, die sich vorerst nicht ändert.
#
Grabi65 schrieb:


Robert Gernhardt - Gedichte

Gedichte find ich sowas von beschissen,
so eng, rigide, irgendwie nicht gut;
es macht mich ehrlich krank zu wissen,
dass wer Gedichte schreibt, Dass wer den Mut

hat, heute noch so’n dumpfen Scheiss zu bauen;
allein der Fakt, dass so ein Typ das tut,
kann mir in echt den ganzen Tag versauen.
Ich hab da eine Sperre. Und die Wut

Darüber, dass so’n abgefuckter Kacker
Mich mittels seiner Wi.chsereien blockiert,
schafft in mir Aggressionen auf den Macker.

Ich tick nicht, was das Ars.chloch motiviert.
Ich tick es echt nicht. Und wills echt nicht wissen:
Ich find Gedichte unheimlich beschissen.


Ich bin mir ziemlich sicher, dass es statt "Gedichte" "Sonette" heissen muss. Der Witz war nämlich, soweit ich mich recht entsinne, dass es sich um ein Sonett in Reinform handelt.

*Klugscheissermodus aus*
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schlusskonferenz schrieb:
Iiiihhh, Niveau im Fußballforum  





Kann, muss aber nicht:

Ein Pups ist ein Wind, mein Kind,
der schwer aus dem Bauche findt,
daher knallt oder knattert,
was alle anderen verdattert.

                    Peter Härtling
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Bertolt Brecht:

Über die Verführung von Engeln

Engel verführt man gar nicht oder schnell.
Verzieh ihn einfach in den Hauseingang
Steck ihm die Zunge in den Mund und lang
Ihm untern Rock, bis er sich naß macht, stell
Ihn das Gesicht zur Wand, heb ihm den Rock
Und f.ick ihn. Stöhnt er irgendwie beklommen
Dann halt ihn fest und laß ihn zweimal kommen
Sonst hat er dir am Ende einen Schock.

Ermahn ihn, daß er gut den Hintern schwenkt
Heiß ihn dir ruhig an die Hoden fassen
Sag ihm, er darf sich furchtlos fallen lassen
Dieweil er zwischen Erd und Himmel hängt —

Doch schau ihm nicht beim F.icken ins Gesicht
Und seine Flügel, Mensch, zerdrück sie nicht.

Noch mehr Gedichte dieses Kalibers gibt's unter: http://www.geocities.com/arsenio_grilo/brecht_3.html

Es geht aber auch anders:

Erich Kästner

Sachliche Romanze
Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.

Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wussten nicht weiter.
Da weinte sie schliesslich. Und er stand dabei.

Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagt, es wäre schon Viertel nach vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.

Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend sassen sie immer noch dort.
Sie sassen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.
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Gegengedicht zu ,,Thränen des Vaterlandes“

Was wäre jetzt, wäre es nicht so gekommen?
Kein Schmerz, kein Leid, wir wären entkommen!
Dreißig Jahre Fröhlichkeit, kein Blut geflossen,
Diese wunderbare Zeit, wir hätten sie genossen!

Die Türme strahlen über der Stadt, die Kirche wunderschön!
Feiern tun wir jeden Tag, oben auf dem Berg, da weht ein Föhn.
Liebe überall, die Kinder tanzen froh und munter!
Gesundheit und Freude, es geht hinauf, und niemals runter!

Durch die Stadt hindurch, allzeit fröhliches Treiben,
Wir werden für immer in dieser schönen Stadt bleiben!
Fröhlich sprudelt der Fluss durchs wunderbare Land hindurch.

Kein Ärger und kein Krieg, wir fürchten nichts als den Tod.
Wohlhaben und Glück, keine Krankheit und keine Not.
Niemals Krieg und Leiden, nie werden wir haben große Furcht!



*selbst geschrieben
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Frankfurt-Gedicht von Friedrich Stoltze

Es is kaa Stadt uff der weite Welt,
die so merr wie mei Frankfort gefällt,
un es will merr net in mein Kopp enei,
wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!

Un wär´sch e Engel un Sonnekalb,
e Fremder is immer von außerhalb!
Der beste Mensch is e Ärjerniß,
wann er net aach von Frankfort is.

Was is des Ofebach for e Stadt!
Die hawe´s ganz in der Näh gehat
un hawe´s verbaßt von Aabeginn,
daß se net aach von Frankfort sin.

Die Bockemer hawe weiter geblickt,
die hawe mit uns zusammegerickt;
die Bernemer awer warn aach net dumm,
die gawe sogar e Milljon dadrum!

E Mädche von hie, deß en Fremde nimmt,
deß hat en for was Höher´sch bestimmt;
es mecht en von Hie, un er waaß net wie,
e Eigeplackter is immer von hie.

E Mädche von drauß, wann noch so fei,
dut immer doch net von Frankfort sei!
Doch nimmt se en hiesige Berjerschsoh,
so hat se aach noch die Ehr derrvo.

Des Berjerrecht in den letzte Jahrn
is freilich ebbes billiger warn;
der Wohlstadt awwer erhält sich doch,
dann alles anner is deuer noch.

So steuern merr frehlich uff´s Tornerfest!
Bald komme se aa von Ost und West,
von Nord un Sid un iwwer die Meern:
Gut Heil! als ob se von Frankfort wärn.

Un wann se bei uns sich amesiern,
dann werrd se der Abschied doppelt rihrn
un gewe merr recht un stimme mit ei:
wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!
Friedrich Stoltze (1816 - 1891)

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Joachim Ringelnatz


Fußball (nebst Abart und Ausartung)

Der Fußballwahn ist eine Krank-
Heit, aber selten, Gott sei Dank.
Ich kenne wen, der litt akut
An Fußballwahn und Fußballwut.
Sowie er einen Gegenstand
In Kugelform und ähnlich fand,
So trat er zu und stieß mit Kraft
Ihn in die bunte Nachbarschaft.
Ob es ein Schwalbennest, ein Tiegel,
Ein Käse, Globus oder Igel,
Ein Krug, ein Schmuckwerk am Altar,
Ein Kegelball, ein Kissen war,
Und wem der Gegenstand gehörte,
Das war etwas, was ihn nicht störte.
Bald trieb er eine Schweineblase,
Bald steife Hüte durch die Straße.
Dann wieder mit geübtem Schwung
Stieß er den Fuß in Pferdedung.
Mit Schwamm und Seife trieb er Sport.
Die Lampenkuppel brach sofort.
Das Nachtgeschirr flog zielbewußt
Der Tante Berta an die Brust.
Kein Abwehrmittel wollte nützen,
Nicht Stacheldraht in Stiefelspitzen,
Noch Puffer außen angebracht.
Er siegte immer, 0 zu 8.
Und übte weiter frisch, fromm, frei
Mit Totenkopf und Straußenei.
Erschreckt durch seine wilden Stöße,
Gab man ihm nie Kartoffelklöße.
Selbst vor dem Podex und den Brüsten
Der Frau ergriff ihn ein Gelüsten,
Was er jedoch als Mann von Stand
Aus Höflichkeit meist überwand.
Dagegen gab ein Schwartenmagen
Dem Fleischer Anlaß zum Verklagen.
Was beim Gemüsemarkt geschah,
Kommt einer Schlacht bei Leipzig nah.
Da schwirrten Äpfel, Apfelsinen
Durch Publikum wie wilde Bienen.
Da sah man Blutorangen, Zwetschen
An blassen Wangen sich zerquetschen.
Das Eigelb überzog die Leiber,
Ein Fischkorb platzte zwischen Weiber.
Kartoffeln spritzten und Zitronen.
Man duckte sich vor den Melonen.
Dem Krautkopf folgten Kürbisschüsse.
Dann donnerten die Kokosnüsse.
Genug! Als alles dies getan,
Griff unser Held zum Größenwahn.
Schon schäkernd mit der U-Bootsmine
Besann er sich auf die Lawine.
Doch als pompöser Fußballstößer
Fand er die Erde noch viel größer.
Er rang mit mancherlei Problemen.
Zunächst: Wie soll man Anlauf nehmen?
Dann schiffte er von dem Balkon
Sich ein in einem Luftballon.
Und blieb von da an in der Luft.
Verschollen. Hat sich selbst verpufft. –
Ich warne euch, ihr Brüder Jahns,
Vor dem Gebrauch des Fußballwahns
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Fußball

Vierundvierzig Beine rasen
durch die Gegend ohne Ziel,
und weil sie so rasen müssen,
nennt man das ein Rasenspiel.

Rechts und links steh’n zwei Gestelle,
je ein Spieler steht davor.
Hält den Ball er, ist ein Held er,
hält er nicht, schreit man: »Du Toooor!«

Fußball spielt man meistens immer
mit der unteren Figur.
Mit dem Kopf, obwohl’s erlaubt ist,
spielt man ihn ganz selten nur.

Heinz Ehrhard
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ernst jandl: ottos mops

ottos mops trotzt
otto: fort mops fort
ottos mops hopst fort
otto: soso

otto holt koks
otto holt obst
otto horcht
otto: mops mops
otto hofft

ottos mops klopft
otto: komm mops komm
ottos mops kommt
ottos mops kotzt
otto: ogottogott
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Darf hier nicht fehlen

Eckhard Henscheid
Hymne auf Bum Kun Cha

Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht,
Die den großen Gedanken vermochte, den
Knaben zu träumen, zu denken - und dann auch zu
Bilden mit den schnellen, beseelten, jauchzenden
Füßen des Jünglings: Flink, flitzend,
Flirrend und flackernd - nicht lange fackelnd,
Doch feuernd und feiernd; den fühlenden Herzen
Frankfurts zur Freude.
Bum Kun Cha! Freund aus dem Osten! Fremdling bist
Du nicht länger - nicht bitt'res Los ist Exil
Dir! Heimat, die zweite, du fandst sie.

Wunderbar ist die Gunst denn des Gottes des
Fußballs. Zwar niemand weiß, wann und von wannen
Er schenket nach Puskas und Pele und Kempes den
Neuen Erwählten - nie doch und nimmer vergißt
Er sein hoffendes Volk. Über Indien hinaus
Und den Ganges spähet sein
forschender Blick, ins ferneste Land, da
Seit Alters Männermut blühet und hoher Sinn.
Tapf'res Korea! Du schenktest uns Cha!

Festlicher klinge mein Saitenspiel! Denn lang
Lieb ich dich, Cha, schon, drei Monde -
Drei Monde schon fällt dein verjüngendes
Licht auf die scheinbar gealterte Eintracht. Wir
Sahen dich erstmals, Lieblicher, gegen Stuttgart,
- und das Herz war bezaubert, verzaubert bald
Gar. Ach! Wie du da Förster, den Holzer,
Versetztest und Martin, den Rammler, so daß selbst
Sie dein Lob dann sangen - wie du dich
Schlängeltest durch die Abwehr - um endlich,
Endlich, kurz nach der Halbzeit, hoch in die
Lüfte dich reckend, die Flanke von Borchers
Nahmst mit der Stirn, der klugen, das
Leder versenktest im rechtesten Toreck - es war
Wie ein Herzkrampf, ein schöner, in Freude und
Ahnendem Jubel in eins.

Am Abendhimmel blühte ein Frühling auf, und
Sein Name war Cha. Die Eintracht aber, jahrlang
Von Klippe
Zu Klippe
Geworfen, glühte mit dir, o mein Trauter, zu
Neuschönem Glanze. Aus dem Schlaf des
Dornröschens erwachte die alte, die beinah
Vergeß'ne Primadonna sehr rasch. Vergessen das Alter
Grabowskis, vergessen der Streit mit dem Trainer.
O neues heilig' Herz der Mannschaft! Uns zur
Erhabenen Lust stürmst du, Schönster, so viel ich
Sah, seither, wie der Vogel des Waldes über die
Wipfel fliegt, schwingst du, Zierer, leichter und
Mühlos und sonder Gewalt dem Tore dich zu, dem
Beschützten - Östling unter Deutschen,
Und ihnen dennoch verwandt in der Seele,
Nah auch in Tordrang und Technik und
Teilung des Raumes in all seiner
Tiefe . . .

Kenntnisreicher Künstler am schwarzweißen Balle!
Der Mann aus Korea allein hat die Präzision deines
Abspiels. Trocken schlägst du die Pässe, den
Kurzpaß sowie auch den raumgreifenden Vetter, den
Steilpaß. Nicht fremd ist dir der
Fallrückzieher, wir sahen's. Du zeigtest, daß
Auch in Asia, dem fernen, bekannt ist der Trick
Mit dem kunstreichen Haken - doch mehr noch
Erstaunen den Gegner die nicht-orthodoxen, die
Tricks, die im Lande noch unbekannt. Freilich,
Nie ähneln sie je doch der Tücke des Panthers,
Nie schielet Verschlagenheit Asiens durch -

Fair play ist Bum Kun Chas Religion!

Ach, abermals weiden die Augen auf dir! Hurtig
Treibst du das Leder nach links, kühner umkurvst
Du den grätschenden Stopper, zaubernden Fußes
Entläßt du den Lib'ro in Scham. Leichthin,
Euphorion erinnernd, vergleichbar auch durchaus
Der zarten Gazelle, dribbelst du torwärts und
Spannst doch den Fußnerv alljetzt schon zur Bombe -
Denn kaum hinkt die Macht deines Schusses der
Pracht nach Bernd Nickels, genannt "Dr. Hammer":
Dem du, so liest man, längst Brücken der
Freundschaft gebaut hast, auch menschlich . . .
Herzschöner Mann! Flutlichtumschwärmt auf den
Flügeln der Flanke, jetzt plötzlich der rechten,
Füllhorn der Technik, Fülle des Seins!
Samtschwarzen Seraphkopfs sehr schönen Scheins!
Seht nur den Doppelpaß jetzo mit Nachtweih und
"Holz"! Tripelpaß ewiger Klarheit!
Genius des Ostens! Sel'ges Korea!

Ein Flankengott jener Abramczik? Da lachen die
Götter des alten Olymp! Sie lachen Schorsch
Volkerts und
Lächeln ob jenem, der, unrhythmisch seltsam,
Rummenigge sich nennt! Wer kennt Okudera? Cha
Aber - ob er nun "Cha Bum Kun" heißt, so wie die
"Frankfurter Rundschau" es will; oder doch
"Bum Kun Cha", wie die FAZ ihn besingt; oder
"Tscha Bum", wie "Bild" ihn begrüßte - dich,
Cha, kennt Deutschland, kennt Asien, die Welt so und so - - -
Ew'ges Korea!

Im Winde klirret die Fahne zum Eckstoß. Gefahrstufe
Eins. Anläuft Cha Bum, herrlich die Flank' in die
Fluten der Zeit! Schon steht Cha Bum wieder nah
Dem Elfmeter, lauert des Zuspiels, hilft
Hinten aus. Schneisen schlägt er in Spielfeldmitte,
Schleusen öffnet sein schneller Fuß: Sammelnd der
Gegenwart hohes Vergang'nes, einend die Künste
Grabowskis mit denen des Pfaff, Kressens gedenkend
Und eingedenk Sztanis. Fußball berückend - und
Rührend selbst Toni, den treuedlen Zeugwart, der
Dir, Cha, im Air-Bus von Braunschweig nach
Frankfurt die Wange gar küßte; so stand's in der "Rundschau" . . .
Geh' unter, HSV! Trunken dämmerte die
Seele selbst dir (3 : 2)!

Ja, in den Ozean all deiner Tricks will ich mich
Stürzen, Bum, sturztrunken einfallen laut in die
Chöre des Jubels, Sohn einer fußballträumenden
Mutter. Anbeten will ich - gleich dir, der du
Betest vor Spielbeginn und auch während des
Kampfs "ständig vertieft bist im Gebet", wie
Wieder die "Rundschau" weiß. Anbeten will ich,
Singen dein Lob all mein Lebtag und
Endlich, wenn's gut geht, warte nur balde,
Berückt in Verzückung unendlicher Schöne vergeh'n - - -

Nur, Bum, daß du, folgt man einem Bericht in
der FAZ, nach deiner Aktiven-Laufbahn Deutsche
Predigend zu Gott bekehren willst, das, Bum,
Muß ja wohl nicht sein.


(1979)
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069er schrieb:
Grabi65 schrieb:


Robert Gernhardt - Gedichte

Gedichte find ich sowas von beschissen,
so eng, rigide, irgendwie nicht gut;
es macht mich ehrlich krank zu wissen,
dass wer Gedichte schreibt, Dass wer den Mut

hat, heute noch so’n dumpfen Scheiss zu bauen;
allein der Fakt, dass so ein Typ das tut,
kann mir in echt den ganzen Tag versauen.
Ich hab da eine Sperre. Und die Wut

Darüber, dass so’n abgefuckter Kacker
Mich mittels seiner Wi.chsereien blockiert,
schafft in mir Aggressionen auf den Macker.

Ich tick nicht, was das Ars.chloch motiviert.
Ich tick es echt nicht. Und wills echt nicht wissen:
Ich find Gedichte unheimlich beschissen.


Ich bin mir ziemlich sicher, dass es statt "Gedichte" "Sonette" heissen muss. Der Witz war nämlich, soweit ich mich recht entsinne, dass es sich um ein Sonett in Reinform handelt.

*Klugscheissermodus aus*


@Grabi65 - du hast nicht zufällig Germanistik in Darmstadt studiert?

Ich hab da mal ne Klausur drüber geschrieben - in der "Gedichte"-Variante, damit die Doofis nicht gleich merken, dass es ein Sonett ist. *haha*
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Hurra! Endlich eine Plattform für meine unsterblichen Werke!

Stefan Klein: Das Krückenkind


Das Krückenkind
Im Rückenwind
Schaut ob es die Brücken find
Die noch ohne Lücken sind.

Dem Tückenrind
Ich den Rücken schind
Weil es beim Bücken blind
Zertrat die Mücken lind.

Die Rose ich beim Pflücken bind
Wobei die Zeit zu Stücken rinnt.
So mancher vor Entzücken spinnt
steht er vor dem Perücken-Spind
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Aus einem Gedichtband von Michael Buselmeier "Ode an die Sportler und andere Gedichte"(1998), erworben in einer Buchhandlung in der B-Ebene am HBF für 1,50€:

Die Helden gehen vorzeitig
(für Männe Metzner)

Die Helden gehen vorzeitig, unter Tränen, oft abgebrannt, ohne
Abschiedsspiel, mit zerfetzten Sehnen und einer Invalidenrente,
wenn sie Glück haben, von einem betrunkenen Zeitungsschreiber
beklagt. Vorgestern erst Bernd Schuster, 38, blonder Engel

über Madrid/Barcelona, drückte wochenlang im staubigen Mexiko
die Bank. Uli Stein, Torwartlegende, fängt auf der Bielefelder
Alm Fliegen und verprügelt Miesmacher in einem mafiosen Lokal.
Uwe Bein, 37, schlägt seine tödlichen Pässe beim VfB Giessen

in der Oberliga... Doch wo bitte steckt Uwe Leifeld, wo Uwe
Rahn und wo Schädel-Harry, dem 1980 beim Pokalspiel gegen
Mönchengladbach das Kreuzband riß? Im Sportteil der Rundschau
vom Donnerstag Rudi Bommer, 39, Denkmal der Frankfurter

Eintracht und eiserner Recke im Kampf gegen den Abstieg
in die Regionalliga - ratlos, die Arme ausgebreitet, vor
leeren Plastiksitzen, in PUMA-Schuhen, MISTUBISHI MOTORS
auf der Adler Brust: Was soll ich hier noch, wenn ich mich

45 Minuten lang warmlaufen darf und dann nicht mal
eingewechselt werden unter diese verdrossenen Balltreter
und Grätscher, Abzocker, die übrig geblieben sind nach
den kühnen Tagen unseres brasilianischen Aufbruchs.
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Animalerotica

Der NASENBÄR sprach zu der Bärin:
Ich will dich jetzt was Schönes lehren!
Worauf er ihr ins Weiche griff
und dazu "La Paloma" pfiff.

Die DÄCHSIN sprach zum Dachsen.
"Mann, bist du gut gewachsen!"
Der Dachs, der lächelte verhalten,
denn er hielt nichts von seiner Alten.

Der BÄR schaut seinen Ziesemann
nie ohne stille Demut an.

Der MOPS hat seinen Zeugungstrileb,
ganz schrecklich gern und furchtbar lieb.

Das Vorspiel nahm den HENGST so mit,
daß er geschwächt zu Boden glitt.

Der WAL vollzieht den Liebesakt
zumeist im Wasser. Und stets nackt.

Im Kurbordell von Königstein
ist jeden Samstag Tanz.
Dort treten sieben MÄUSCHEN
ohn' Unterlaß und Päuschen
der Katze auf den Schwaha
der Katze auf den Schwanz.

(Robert Gernhardt)
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Das mussten wir mal im Unterricht interpretieren. Ein Heidenspaß war das.  ,-)

François Villon

Eine verliebte Ballade für ein Mädchen namens Yssabeau

Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund,
ich schrie mir schon die Lungen wund
nach deinem weißen Leib, du Weib.
Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
da blüht ein schöner Zeitvertreib
mit deinem Leib die lange Nacht.
Das will ich sein im tiefen Tal
dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.

Im tiefen Erdbeertal, im schwarzen Haar,
da schlief ich manches Sommerjahr
bei dir und schlief doch nie zuviel.
Ich habe jetzt ein rotes Tier im Blut,
das macht mir wieder frohen Mut.
Komm her, ich weiß ein schönes Spiel
im dunklen Tal, im Muschelgrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!

Die graue Welt macht keine Freude mehr,
ich gab den schönsten Sommer her,
und dir hats auch kein Glück gebracht;
hast nur den roten Mund noch aufgespart,
für mich so tief im Haar verwahrt...
Ich such ihn schon die lange Nacht
Im Wintertal, im Aschengrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund.

Im Wintertal, im schwarzen Beerenkraut,
da hat der Schnee sein Nest gebaut
und fragt nicht, wo die Liebe sei,
Und habe doch das rote Tier so tief
erfahren, als ich bei dir schlief.
Wär nur der Winter erst vorbei
und wieder grün der Wiesengrund!
...ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
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Das Reh springt hoch,
Das Reh springt weit,
Warum auch nicht?
Es hat ja Zeit!

-Lied der Jäger-


Wer Gott vertraut
Und bretter klaut,
Der hat 'ne billje Laube.

-Berliner Weise-
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Knueller schrieb:
Das Reh springt hoch,
Das Reh springt weit,
Warum auch nicht?
Es hat ja Zeit!

-Lied der Jäger-




 
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das schönste deutsche Gedicht Schiller Ode an die Freude

Oder zum anhören von Beethoven

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
Chor

Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder - überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen.



Wem der große Wurf gelungen,
Eines Freundes Freund zu sein,
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!
Ja - wer auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer's nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund!
Chor

Was den großen Ring bewohnet,
Huldige der Sympathie!
Zu den Sternen leitet sie,
Wo der Unbekannte thronet.



Freude trinken alle Wesen
An den Brüsten der Natur,
Alle Guten, alle Bösen
Folgen ihrer Rosenspur.
Küsse gab sie uns und Reben
Einen Freund, geprüft im Tod.
Wollust ward dem Wurm gegeben,
Und der Cherub steht vor Gott.
Chor

Ihr stürzt nieder, Millionen?
Ahndest du den Schöpfer, Welt?
Such ihn überm Sternenzelt,
Über Sternen muß er wohnen.



Freude heißt die starke Feder
In der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
In der großen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
Sonnen aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen,
die des Sehers Rohr nicht kennt.
Chor

Froh, wie seine Sonnen fliegen,
Durch des Himmels prächt'gen Plan,
Laufet, Brüder, eure Bahn,
Freudig wie ein Held zum Siegen.



Aus der Wahrheit Feuerspiegel
Lächelt sie den Forscher an.
Zu der Tugend steilem Hügel
Leitet sie des Dulders Bahn.
Auf des Glaubens Sonnenberge
Sieht man ihre Fahnen wehn,
Durch den Riß gesprengter Särge
Sie im Chor der Engel stehn.
Chor

Duldet mutig Millionen!
Duldet für die bess're Welt!
Droben überm Sternenzelt
Wird ein großer Gott belohnen.



Göttern kann man nicht vergelten,
Schön ist's, ihnen gleich zu sein.
Gram und Armut soll sich melden,
Mit den Frohen sich erfreun.
Groll und Rache sei vergessen,
Unserm Todfeind sei verziehn,
Keine Träne soll ihn pressen,
Keine Reue nage ihn.
Chor

Unser Schuldbuch sei vernichtet!
Ausgesöhnt die ganze Welt!
Brüder - überm Sternenzelt
Richtet Gott, wie wir gerichtet.



Freude sprudelt in Pokalen,
In der Traube gold'nem Blut
Trinken Sanftmut Kannibalen,
Die Verzweiflung Heldenmut - -
Brüder fliegt von euren Sitzen,
Wenn der volle Römer kreist,
Laßt den Schaum zum Himmel spritzen:
Dieses Glas dem guten Geist.
Chor

Den der Sterne Wirbel loben,
Den des Seraphs Hymne preist,
Dieses Glas dem guten Geist,
Überm Sternenzelt dort oben!



Festen Mut in schwerem Leiden,
Hülfe, wo die Unschuld weint,
Ewigkeit geschwor'nen Eiden,
Wahrheit gegen Freund und Feind,
Männerstolz vor Königsthronen, -
Brüder, gält es Gut und Blut, -
Dem Verdienste seine Kronen,
Untergang der Lügenbrut!
Chor

Schließt den heil'gen Zirkel dichter,
Schwört bei diesem gold'nen Wein:
Dem Gelübde treu zu sein,
Schwört es bei dem Sternenrichter
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stefank schrieb:
Hurra! Endlich eine Plattform für meine unsterblichen Werke!

Stefan Klein: Das Krückenkind


Das Krückenkind
Im Rückenwind
Schaut ob es die Brücken find
Die noch ohne Lücken sind.

Dem Tückenrind
Ich den Rücken schind
Weil es beim Bücken blind
Zertrat die Mücken lind.

Die Rose ich beim Pflücken bind
Wobei die Zeit zu Stücken rinnt.
So mancher vor Entzücken spinnt
steht er vor dem Perücken-Spind


Köstlich!


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