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Sozialpolitik in Deutschland

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Stark, danke für die Hintergründe. Dass die Durchlässigkeit in Deutschland scheiße ist, ist ein großes Thema, leider schon seit Jahrzehnten.
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Schönesge schrieb:

Stark, danke für die Hintergründe. Dass die Durchlässigkeit in Deutschland scheiße ist, ist ein großes Thema, leider schon seit Jahrzehnten.        

Schliesse mich an!

"Durchlässigkeit" ist eine zeitintensive Aufgabe, die - wenn man viel Engagement in der Sache bringt - nicht völlig ausgeschlossen ist, manchmal vom Erfolg gekrönt wird. Ich kenne jemanden der seit vielen Jahren zu helfen versucht. Mit eher bescheidenen Möglichkeiten und anfänglich eher zu ungeduldig, später oft "zu geduldig" und in den meisten "Fällen" schier aussichtslos. Was sich allerdings meistens schon schnell zeigte, wenn man hinterher analysierte woran es gelegen haben könnte ...

Jetzt das "Aber": die mir bekannte Person hat 3 junge Menschen und eine etwas ältere Person herausholen können. Alle 4 haben mittlerweile recht gut bezahlte Jobs, arbeiten in feinen Firmen und leben auf eigenen Füssen stehend. 3 davon als absolute Ausnahmen in ihren Familien, bei denen "Hopfen und Malz" verloren ist (jeweils aus unterschiedlichen Gründen: von mangelnder Bildung, über mangelnde Sprachkenntnisse bis zu kriminellen Geschwistern (bzw. einer entsprechenden Umgebung) sowie etliche andere schwerwiegende Gründe (z. B. Obachlosigkeit, Spielsucht, Traumatisierung etc.).

Diesen Personen, die es geschafft haben, stehen sehr viele Menschen gegenüber, denen man trotz grosser Anstrengungen nicht helfen konnte. Ein Vielfaches (natürlich!) ...

Zur Sozialpolitik: Zuschüsse zur Finanzierung von Ausbildungsplätzen für "benachteiligte Jugendliche" helfen kleinen Unternehmen bei der Beteiligung, Übernahme von Teilen des Gehalts bei der "Heranführung" an einen Arbeitsalltag bei älteren Menschen, die nie oder selten in geregelten Arbeitsverhältnissen standen ...

Ein unerschöpfliches Thema die "Durchlässigkeit"! Sehr, sehr schlimm, dass das in der öffentlichen Wahrnehmung meistens viel zu kurz kommt und entsprechend viel zu wenig gemacht wird.
Ohne engagierte Individuen (hierzu zählt "im bekannten Universum" auch ein erfahrener empathischer Betreuer vom Amt) geht bisher jedenfalls wenig bis nichts ...  
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Das Bedenkliche an einem BGE ist für mich der völlige Wegfall der Sozialausgaben (in manchen Modellen) und damit der Sozialversicherungen. Dass die Unternehmer an den Kosten der Versicherungen beteiligt sind, war mal ein Fortschritt.
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Motoguzzi999 schrieb:

Das Bedenkliche an einem BGE ist für mich der völlige Wegfall der Sozialausgaben (in manchen Modellen) und damit der Sozialversicherungen. Dass die Unternehmer an den Kosten der Versicherungen beteiligt sind, war mal ein Fortschritt.


In Zeiten des demographischen Wandels, wäre die Idee des bedingungslosen Geundeinkommens eher noch Problemverschärfend.

Wenn die Kai aber irgendwann mal übernehmen sollte, wird es ggf Lösungen dieser Art brauchen. Aber hierzu muss man erstmal die Entwicklung abwarten.
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Schönesge schrieb:

Stark, danke für die Hintergründe. Dass die Durchlässigkeit in Deutschland scheiße ist, ist ein großes Thema, leider schon seit Jahrzehnten.        

Schliesse mich an!

"Durchlässigkeit" ist eine zeitintensive Aufgabe, die - wenn man viel Engagement in der Sache bringt - nicht völlig ausgeschlossen ist, manchmal vom Erfolg gekrönt wird. Ich kenne jemanden der seit vielen Jahren zu helfen versucht. Mit eher bescheidenen Möglichkeiten und anfänglich eher zu ungeduldig, später oft "zu geduldig" und in den meisten "Fällen" schier aussichtslos. Was sich allerdings meistens schon schnell zeigte, wenn man hinterher analysierte woran es gelegen haben könnte ...

Jetzt das "Aber": die mir bekannte Person hat 3 junge Menschen und eine etwas ältere Person herausholen können. Alle 4 haben mittlerweile recht gut bezahlte Jobs, arbeiten in feinen Firmen und leben auf eigenen Füssen stehend. 3 davon als absolute Ausnahmen in ihren Familien, bei denen "Hopfen und Malz" verloren ist (jeweils aus unterschiedlichen Gründen: von mangelnder Bildung, über mangelnde Sprachkenntnisse bis zu kriminellen Geschwistern (bzw. einer entsprechenden Umgebung) sowie etliche andere schwerwiegende Gründe (z. B. Obachlosigkeit, Spielsucht, Traumatisierung etc.).

Diesen Personen, die es geschafft haben, stehen sehr viele Menschen gegenüber, denen man trotz grosser Anstrengungen nicht helfen konnte. Ein Vielfaches (natürlich!) ...

Zur Sozialpolitik: Zuschüsse zur Finanzierung von Ausbildungsplätzen für "benachteiligte Jugendliche" helfen kleinen Unternehmen bei der Beteiligung, Übernahme von Teilen des Gehalts bei der "Heranführung" an einen Arbeitsalltag bei älteren Menschen, die nie oder selten in geregelten Arbeitsverhältnissen standen ...

Ein unerschöpfliches Thema die "Durchlässigkeit"! Sehr, sehr schlimm, dass das in der öffentlichen Wahrnehmung meistens viel zu kurz kommt und entsprechend viel zu wenig gemacht wird.
Ohne engagierte Individuen (hierzu zählt "im bekannten Universum" auch ein erfahrener empathischer Betreuer vom Amt) geht bisher jedenfalls wenig bis nichts ...  
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Auch ein Beispiel.
Als HR-Verantwortlicher habe ich vor Jahren gemeinsam mit dem Integrationsfachdienst der örtlichen Arbeiterwohlfahrt ein Modell entwickelt, nach dem in unserem Betrieb bis zu 12 behinderte Jugendliche an betriebliche Praxis (eignungsgerecht) herangeführt wurden. Die meist geistige Behinderung ließ eine berufliche Ausbildung nicht zu. Betreut von zwei Fachleuten des Fachdienstes und von Ausbildern des Betriebes.
Die Sache war erfolgreich und die Vermittlung nach dem Praktikum in geeignete Stellen war größer als es ohne Praktika gewesen wäre. Finanziell gefördert wurde das Projekt vom Arbeitsamt.
Eines Tages kam die Nachricht, das Arbeitsamt beende die Förderung, die Beschäftigung in Behindertenwerkstätten hätte Priorität. Mit dem Leiter des Integrationsfachdienst, dem BR-Vorsitzenden haben wir den Leiter der Arbeitsagentur zu einem Gespräch eingeladen. Leider war es erfolglos.
Die behinderten Jugendlichen und deren Eltern waren genau so enttäuscht wie wir.
Die Betreuer haben ihren Job beim Integrationsfachdienst verloren, einen konnten wir einstellen.
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Auch ein Beispiel.
Als HR-Verantwortlicher habe ich vor Jahren gemeinsam mit dem Integrationsfachdienst der örtlichen Arbeiterwohlfahrt ein Modell entwickelt, nach dem in unserem Betrieb bis zu 12 behinderte Jugendliche an betriebliche Praxis (eignungsgerecht) herangeführt wurden. Die meist geistige Behinderung ließ eine berufliche Ausbildung nicht zu. Betreut von zwei Fachleuten des Fachdienstes und von Ausbildern des Betriebes.
Die Sache war erfolgreich und die Vermittlung nach dem Praktikum in geeignete Stellen war größer als es ohne Praktika gewesen wäre. Finanziell gefördert wurde das Projekt vom Arbeitsamt.
Eines Tages kam die Nachricht, das Arbeitsamt beende die Förderung, die Beschäftigung in Behindertenwerkstätten hätte Priorität. Mit dem Leiter des Integrationsfachdienst, dem BR-Vorsitzenden haben wir den Leiter der Arbeitsagentur zu einem Gespräch eingeladen. Leider war es erfolglos.
Die behinderten Jugendlichen und deren Eltern waren genau so enttäuscht wie wir.
Die Betreuer haben ihren Job beim Integrationsfachdienst verloren, einen konnten wir einstellen.
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Das kann ich teilweise so bestätigen. Behindertenwerkstätten werden auch hier gegenüber "normalen" Arbeitsplätzen klar bevorzugt. Dabei ist Inklusion möglich und findet idealerweise in normalen Betrieben statt und nicht in abgeschotteten Einrichtungen.
Dennoch gibt es auch hier noch viele "Außen-Arbeitsplätze" für Behinderte. Noch.


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