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Wie weit darf Journalismus gehen?

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Ein Link ist keine Diskussion, das ist richtig. Es geht mir jetzt nicht um die eigentlichen Geschehnisse in den Niederlanden, sondern um die Art des Journalismus, der hier gezeigt wird, insbesondere der dort gezeigten Bilder.

Sollte es nicht so sein, dass Opfer (gleich welcher Art) besonders geschützt werden sollen vor neugierigen Blicken? Zumindest sehe ich bei Bildern/Filmaufnahmen von aktuellen Unglücken, Anschlägen und ähnlichem sehr selten, dass der Fokus direkt auf Opfer gerichtet ist.

Was meint ihr dazu?
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war mein erster gedanke als ich das video in den nachrichten gesehen habe.
wie kann man sich neben ein person die im sterben liegt stellen und nur filmen.... anstatt zu helfen?
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Die Diskussion ist berechtigt. Und ich finde, dass das zu weit geht. Natürlich sollte man darüber informieren, aber Bilder abzudrucken, in denen man die Momente sieht, in denen jemand ums Leben kommt, sind menschenverachtend.

Deshalb habe ich den Link auch rausgenommen. Die Diskussion kann man auch so führen.
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Mannheim schrieb:

wie kann man sich neben ein person die im sterben liegt stellen und nur filmen.... anstatt zu helfen?



Naja...er ist Kameramann und da waren gut ausgebildete Polizisten, glaubst du nicht das ein Kameramann (ich denke mal das er keine guten 1. Hilfekenntnisse besitzt) nicht ehr im Weg herum steht als zu helfen?
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Für die Angehörigen ist es schon schwer genug. Sie werden die Aufnahmen nie wieder aus ihrem Kopf bekommen. Was bringen solche Bilder?
Etwas anderes ist es, wenn man mit solchen Aufnahmen auf Krieg, Hunger usw. aufmerksam machen kann.
Aber in einem solchen Fall ist es einfach nur Sensationsgeilheit.
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yeboah1981 schrieb:
Für die Angehörigen ist es schon schwer genug. Sie werden die Aufnahmen nie wieder aus ihrem Kopf bekommen. Was bringen solche Bilder?
Etwas anderes ist es, wenn man mit solchen Aufnahmen auf Krieg, Hunger usw. aufmerksam machen kann.
Aber in einem solchen Fall ist es einfach nur Sensationsgeilheit.


"Opfer machen Quoten" oder wie war der spruch?
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yeboah1981 schrieb:
Für die Angehörigen ist es schon schwer genug. Sie werden die Aufnahmen nie wieder aus ihrem Kopf bekommen. Was bringen solche Bilder?
Etwas anderes ist es, wenn man mit solchen Aufnahmen auf Krieg, Hunger usw. aufmerksam machen kann.
Aber in einem solchen Fall ist es einfach nur Sensationsgeilheit.


Früher wurden die Leute an den Pranger gestellt....früher wurden die Leute auf dem Marktplatz geköpft und gehängt....
Man beachte die Sensationsgeilheit auf Autobahnen wenn auf der Gegenfahrbahn ein Unfall passiert ist....

Usw usf....
Die Presse gibt dem Volk nur das...nach dem es verlangt...
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Brady schrieb:

Usw usf....
Die Presse gibt dem Volk nur das...nach dem es verlangt...


Das tu ich ja selten, aber ich geb Brady völlig recht.

Solange es genug Leute gibt, die sich so Videos reinziehen, die alles über Amokläufer etc. wissen wollen, die z.B. aus Gladbeck nix gelernt haben...

... solange wird weiter gemacht werden von der Presse.
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SGE_Werner schrieb:
... solange wird weiter gemacht werden von der Presse.


OT: Ist das deutsch?
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Brady schrieb:
SGE_Werner schrieb:
... solange wird weiter gemacht werden von der Presse.


OT: Ist das deutsch?  


Nö ned wirklich.  

"... so lange wird die Presse weiter solch Videos veröffentlichen"
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yeboah1981 schrieb:
Etwas anderes ist es, wenn man mit solchen Aufnahmen auf Krieg, Hunger usw. aufmerksam machen kann.


das wäre jetzt auch mein ansatz der differenzierung gewesen. es gibt da zb. den sehr beeindruckenden dokfilm "war photographer" über den fotojournalisten james nachtweih. dieser fotoreporter setzt sich natürlich auch kritisch damit auseinander, das grauen zu ästhetisieren. aber er geht dahin, wo es weh tut. um zu zeigen, wie es wirklich aussieht...

das video von der parade kenne ich nicht, hab auch keine lust es mir raus zu suchen. aber ich gebe grundsätzlich zu bedenken: die einen haben den job zu berichten und die anderen den job zu helfen. und am besten macht jeder das, was er kann. was natürlich nicht heißen soll, dass man jemanden lieber beim verbluten filmen sollte, als ihm einen verband an zu legen. eine solche situation scheint mir hier aber nicht gegeben zu sein. man sollte jedoch den berichterstattern nicht den vorwurf machen, dass sie die bilder liefern, die alle haben wollen!
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kreuzbuerger schrieb:
. man sollte jedoch den berichterstattern nicht den vorwurf machen, dass sie die bilder liefern, die alle haben wollen!


Finde ich schon. Die Medien haben es in ihrer Verantwortung, wie sie berichten und es ist auch ihre Schuld, wenn sie auf die niederen Bedürfnisse vieler eingehen. Müssen sie es? In meinen Augen nicht. Aber was tut man nicht alles für die Quote...
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voyage schrieb:
kreuzbuerger schrieb:
. man sollte jedoch den berichterstattern nicht den vorwurf machen, dass sie die bilder liefern, die alle haben wollen!


Finde ich schon. Die Medien haben es in ihrer Verantwortung, wie sie berichten und es ist auch ihre Schuld, wenn sie auf die niederen Bedürfnisse vieler eingehen. Müssen sie es? In meinen Augen nicht. Aber was tut man nicht alles für die Quote...


ich sehe es zwar rein ethisch betrachtet so wie du, aber es funktioniert leider nicht.

solange es einen markt gibt, weil käufer wissen, dass sie das material senden können und damit einer zielgruppe gerecht werden, wird es das geben.

zielgruppe sind dabei diejenigen, die auf der autobahn langsamer fahren oder stoppen weil auf der gegenfahrbahn ein unfall passiert ist. diejenigen die sich an "bild"-reporter schnappschüssen verlustieren und diejenigen die von jedem promi gerne wissen möchten mit wem er gerade so zu gange ist - unterleibstechnisch.

alles eine baustelle.

und in zehn jahren sehen wir dann im fernsehn "die zehn krassesten unfälle des jahrhunderts" ab 22:00 uhr.

neu ist das nicht, aber seit gladbeck und barschel in der wanne darf es sich das mäntelchen des journalismus anziehen.
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voyage schrieb:
Die Medien haben es in ihrer Verantwortung, wie sie berichten und es ist auch ihre Schuld, wenn sie auf die niederen Bedürfnisse vieler eingehen. Müssen sie es? In meinen Augen nicht. Aber was tut man nicht alles für die Quote...


medium - mittel!

ich finde, man darf es sich hier nicht so einfach machen. sicherlich ist es erschreckend, dass sich so ca seit den 90ern die nachwuchsjournalisten als dienstleister und nicht als aufklärer begreifen. aber ist ist ja auch tatsächlich größtenteils so gewünscht. und da übermitteln die medien halt die inhalte.

man kann natürlich eine große ethik-debatte losbrechen, diese müssten dann aber die verlage und sender führen. der kameramann oder fotograf, der aus ethischen gründen nicht draufhält wird im zweifel nicht mehr gebucht. alternativ wird dann ein amateurvideo gesendet und beim nächsten job bekommt der praktikant seine chance...
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Grundsätzlich und das ist mein Ernst, schalte ich den Fernseher aus, wenn so etwas gezeigt wird, um so etwas ja keine Lobby zu geben.
Würden das alle so machen, gäbe es diese Berichterstattung in der Art zukünftig auch nicht mehr.
Da es aber noch genug Leute gibt, die sich diese Sensationsmacherei (die im wahrsten Sinne des wortes über Leichen geht) anschauen, wird es sowas auch immer und immer wieder geben.
Ja ich weiss, hätt der Hund net geschissen... und trotzdem, wird so ein Mist gezeigt, bleibt mein TV aus.

RN
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voyage schrieb:
kreuzbuerger schrieb:
. man sollte jedoch den berichterstattern nicht den vorwurf machen, dass sie die bilder liefern, die alle haben wollen!


Finde ich schon. Die Medien haben es in ihrer Verantwortung, wie sie berichten und es ist auch ihre Schuld, wenn sie auf die niederen Bedürfnisse vieler eingehen. Müssen sie es? In meinen Augen nicht. Aber was tut man nicht alles für die Quote...


Einerseits sicherlich nicht falsch. Aber warum gehst du automatisch davon aus, das jeder Kameramann oder Photograf mit seiner Aurüstung auch nen Grundkurs in moralischem Verhalten bekommt? Wenn weite Teile der Gesellschaft nicht besser sind, wieso sollte es ausgerechnet Photograf xy sein? Der einzige Unterschied zwischen Masse und Photograf ist, letzterer hat ne Ausrede. Wenn du Freiberufler bist und genau weißt, das du ein kleines Vermögen für moralisch Fragwürdige Bilder bekommst ist unzweifelhaft zumindest ein Anreiz gegeben. Und wer von uns kann sich schon allen Ernstes von der verlockenden Wirkung des Geldes völlig freisprechen? Ob man das als Ausrede gelten lässt, bzw. wie weit, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.
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So lange es "Menschen" gibt die sich diese Bilder anschauen, so lange gibt es "Menschen" die diese Bilder machen.
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Brady schrieb:
yeboah1981 schrieb:
Für die Angehörigen ist es schon schwer genug. Sie werden die Aufnahmen nie wieder aus ihrem Kopf bekommen. Was bringen solche Bilder?
Etwas anderes ist es, wenn man mit solchen Aufnahmen auf Krieg, Hunger usw. aufmerksam machen kann.
Aber in einem solchen Fall ist es einfach nur Sensationsgeilheit.


Früher wurden die Leute an den Pranger gestellt....früher wurden die Leute auf dem Marktplatz geköpft und gehängt....
Man beachte die Sensationsgeilheit auf Autobahnen wenn auf der Gegenfahrbahn ein Unfall passiert ist....

Usw usf....
Die Presse gibt dem Volk nur das...nach dem es verlangt...

Keine Frage, Sensationsgeilheit war ja auch auf die Medienkonsumenten bezogen. Die Medien selbst bedienen nur einen Markt.
Es ist schon richtig, dass Fotografen und Kameramänner nur ihren Job machen. Aber die "Schuld", hier habe ich mit dem Wort "Geilheit auch in die falsche Richtung argumentiert, bei der einfachen Bevölkerung zu suchen, wäre vielleicht auch nicht richtig.
Es ist wahrscheinlich ein normaler Vorgang, wenn Menschen, vor allem psychisch nicht so stabile, von solchen Bildern "fasziniert" sind, denn sie führen ihnen die Vergänglichkeit ihres eigenen Lebens vor Augen, wie schnell doch alles vorbei sein kann und sie versuchen in solchen Aufnahmen den Moment des Ablebens zu erfassen. Das ist wahrscheinlich gar nicht verurteilenswert.
Im Endeffekt müssten also die Herren in den Chefsesseln der Medienkonzerne diese Verantwortung auf sich nehmen und auf solche Bilder verzichten. Dass das utopisch ist, ist klar. Oder die Politik greift eben ein, und verbietet solche Bilder. Das wiederum ginge in Richtung Einschränkung der Pressefreiheit, wobei man sich wieder fragen müsste, ob die Persönlichkeitsrechte der Opfer und Angehörigen nicht ein höheres Gut sind.
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orolam schrieb:
Einerseits sicherlich nicht falsch. Aber warum gehst du automatisch davon aus, das jeder Kameramann oder Photograf mit seiner Aurüstung auch nen Grundkurs in moralischem Verhalten bekommt? Wenn weite Teile der Gesellschaft nicht besser sind, wieso sollte es ausgerechnet Photograf xy sein? Der einzige Unterschied zwischen Masse und Photograf ist, letzterer hat ne Ausrede. Wenn du Freiberufler bist und genau weißt, das du ein kleines Vermögen für moralisch Fragwürdige Bilder bekommst ist unzweifelhaft zumindest ein Anreiz gegeben. Und wer von uns kann sich schon allen Ernstes von der verlockenden Wirkung des Geldes völlig freisprechen? Ob man das als Ausrede gelten lässt, bzw. wie weit, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.  


Ich prangere nicht die Fotografen an, sondern diejenigen, die zu entscheiden haben, welche Bilder veröffentlicht werden. Denn die sind letztlich dafür verantwortlich, wie die Fotografen sich verhalten.
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voyage schrieb:
Aber was tut man nicht alles für die Quote...


That's capitalism, baby!


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