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20 Jahre Hillsborough

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Die Einteilung dieser drei großen Stadionkatastrophen von Wuschelblubb kann ich mich ebenfalls anschließen. Man kann sie nur grob miteinander vergleichen. Die Anzahl der Toten in Hillsborough und Heysel wurden durch Panik noch erheblich gesteigert. Im Heysel-Stadion sollen auch Hool-Grupen von anderen englischen Vereinen beteiligt gewesen sein, aber der Großteil stammte natürlich von Liverpool. Es war ein ganz beschämender Akt der Brutalität. Bei Bradford habe ich in meinen persönlichen Notizen nachgesehen. Da sah es wohl so aus: altehrwürdige Holztribüne, viel Papiermüll wie in jedem Spiel darunter, und dann kam eine Rauchbombe geflogen (zuerst tippte man auf Zigarettenkippen) - eine höllische Kombination. Das Tragische war auch, dass Bradford im besagten letzten Saisonspiel gegen Lincoln schon als Meister feststand - ich selbst nannte sie damals das Klein-Everton der 3. englischen Division, weil Everton damals die 1. Divison dominierte -, das hätte geheißen, das Stadion hätte für einen Zweitdivionär sowieso umgebaut werden müssen. Leider kam dann das neue Stadion also zu spät.

Aus den Achtzigern gibt es noch eine andere große Stadionkatastrophe, die damals wegen des eisernen Vorhangs aber nicht so durch die Medien ging. Es war der 20.  Oktober 1982. Ein UEFA-Cup-Spiel zwischen Spartak Moskau und dem niederländischen Ehrendivisionär HFC Haarlem. Das Spiel im riesigen Luschniki-Olympiastadion war mit 16.000 Zuschauern nur mäßig besucht. Deshalb wurde nur eine Tribüne und ein Zugang geöffnet. Das Spiel selbst war bis zur 90. Minute ziemlich ereignisarm, Spartak führte 1:0. Die ersten Zuschauer gingen auf der vereisten Stadiontreppe zum Ausgang, um dem möglichen Gedränge beim Abpfiff aus dem Weg zu gehen. In der zweiten Minute der Nachspielzeit passierte auf dem Platz aber doch noch etwas - Spartak erzielte das 2:0. Die Weggehenden drehten um, weil sie wissen wollten, was passiert sei. Gleichzeitig wollten aber die bis zum Abpfiff Ausharrenden jetzt auch gehen. Man traf sich auf der Stadiontreppe. Es entstand eine Panik, Menschen wurden zertrampfelt, die Treppe brach zusammen, es war nur noch Chaos. Die Sowjets sprachen von 66 Toten, die Haarlem-Offiziellen bezweifelten dies. Dann kam die Perestroika, und der Fußball Weltatlas bezifferte die Zahl der Toten - und jetzt atme mal tief durch - nachträglich auf 340.
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KSV-Jens schrieb:
Bei Bradford habe ich in meinen persönlichen Notizen nachgesehen. Da sah es wohl so aus: altehrwürdige Holztribüne, viel Papiermüll wie in jedem Spiel darunter, und dann kam eine Rauchbombe geflogen (zuerst tippte man auf Zigarettenkippen) - eine höllische Kombination.  


War es nicht so dass jemand seine Kippe in einer Tasse oder Gefäss aus Polystyrol ausdrücken wollte,die ist runtergefallen.Hat wahrscheinlich vorher seinen Kaffee oder Bier daraus getrunken.Dann fällt die Gefäss unglücklich zwischen die Tribünenstufen.Da kuckt Mancher sicherlich nicht mehr nach.Ist ja quasi Plastik. Auf der Seite wo das das Feuer ausgebrochen ist,da ist wahrscheinlich keiner ums Leben gekommen.Die sind einfach schnell aufs Spielfeld gerannt.Auf der anderen Seite haben Leute versucht die normalen Stadionausgänge zu nehmen.Das war wohl der Fehler.Drehkreuze,Notausgänge verschlossen.Die meisten Leute sind auch am Feuer und nicht am Rauch gestorben.
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frikadelle-mit-bulette schrieb:
KSV-Jens schrieb:
Bei Bradford habe ich in meinen persönlichen Notizen nachgesehen. Da sah es wohl so aus: altehrwürdige Holztribüne, viel Papiermüll wie in jedem Spiel darunter, und dann kam eine Rauchbombe geflogen (zuerst tippte man auf Zigarettenkippen) - eine höllische Kombination.  


War es nicht so dass jemand seine Kippe in einer Tasse oder Gefäss aus Polystyrol ausdrücken wollte,die ist runtergefallen.Hat wahrscheinlich vorher seinen Kaffee oder Bier daraus getrunken.Dann fällt die Gefäss unglücklich zwischen die Tribünenstufen.Da kuckt Mancher sicherlich nicht mehr nach.Ist ja quasi Plastik. Auf der Seite wo das das Feuer ausgebrochen ist,da ist wahrscheinlich keiner ums Leben gekommen.Die sind einfach schnell aufs Spielfeld gerannt.Auf der anderen Seite haben Leute versucht die normalen Stadionausgänge zu nehmen.Das war wohl der Fehler.Drehkreuze,Notausgänge verschlossen.Die meisten Leute sind auch am Feuer und nicht am Rauch gestorben.


es war das letzte Spiel der Saison und die Holztribüne sollte nach dem Spiel abgerissen werden, daher wurde auf die Beschwerden der Feuerwehr, dass man die brennbaren Abfälle drunter wegräumen sollte, nicht reagiert. Fahrlässigkeit nennt man das wohl. Die Tribüne hat dann durch die Zigarette in der Plastiktasse innerhalb weniger Minuten voll gebrannt. Daher ist es besonders grausam, dass die meisten Opfer wirklich durch das Feuer starben, also bei vollem Bewusstsein verbrannten und nicht (auch wenn es brutal klingt) wenigstens vorher erstickten.
Die Feuerwehr war auch nach wenigen Minuten da, aber da war es schon fast zuende.
Dass die Notausgänge verschlossen waren und die Drehkreuze natürlich blockierten, wie du sagst, ist richtig und war die Hauptursache der vielen Toten.

Es gibt auch ein Video davon, da das SPiel live übertragen worde - aber das werde ich mir lieber nicht ansehen, geschweige denn verlinken.
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Das Interessante am Internet ist seine Versionierung. Meine Notizen stammen ja aus Zeiten, wo es noch kein Internet für die Allgemeinhat gab, also z. B. aus Fernsehberichten und mehr noch aus Artikeln des Kickers und der Frankfurter Rundschau nach dem Unglück und auch später.

Die  von Frikadelle beschriebene Ursache habe ich damals auch gelesen. Tatsächlich ist wohl die Brandursache bis heute umstritten. Ich glaube nämlich nicht, dass man das so genau wie beschrieben nachweisen könnte. Wohl, wenn mit Benzin oder anderen Brandbeschleunigern nachgeholfen worden wäre (was nicht der Fall war). Unstrittig ist jedenfalls, dass die Kombination Holztribüne und Papiermüll nur eines kleinen Brandauslösers bedurften. Insofern kann man also fast keine Theorie ausschließen.

Der Wikipedia-Eintrag entstand ja viel später, und das kann, muss ihn aber nicht genauer machen. Bei mir steht vermerkt, dass die Feuerwalze sich so schnell ausbreitete, dass die meisten Menschen noch auf ihren Sitzen verbrannten. (Tod durch Feuer und nicht durch Ersticken ist richtig, ja.) Einige starben noch als laufende Fackeln auf dem Platz, wie jemand oben schon erwähnte, bei anderen konnte das Feuer noch rechtzeizig mit zumeist fremder Hilfe ausgeklopft werden. Die Türen hinter der Tribüne waren erst einmal zu, weil man Schwarzgucker befürchtete. Das führte vor allem zu noch mehr Schwerverletzten. Das alles kann ich mir auch heute noch sehr gut vorstellen. Die Holztribüne war mit 3.000 Leuten voll besetzt. Wer ziemlich in der Mitte saß, hatte kaum Chancen, während die Reihen an den Rändern schneller ausweichen konnten. Mit dem Wikipedia-Eintrag gehe ich nicht so ganz konform. Demnach hätte es eher noch viel mehr Tote geben müssen.

Aber mal was anderes. In meinen Aufzeichnungen steht noch etwas mehr:
Es war nur ein paar Tage nach Bradford, als die hölzerne Haupttribüne von Torquay United abbrannte. Torquay United war der schlechteste Profiverein Englands, der Viertdivionär aus der Grafschaft Devon an der Steilküste Cornwalls belegte den 24. und letzten Platz der Vierten Division und war damit die Nummer 92 aller englischen Profivereine. Aber immerhin meinte der Spielplaner es gut mit Torquay. Der Verein hatte sein allerletztes Heimspiel schon am 6. Mai (0:2 gegen den Vorletzten Northampton Town). Auswärts war die Saison für Torquay am 14. Mai mit einer 0:1-Niederlage bei Darlington endgültig beendet. Es saß also niemand drin im Stadion von Torquay. Es hätte auch anders laufen können. Am 17.5., ein paar Stunden nach dem Stadionbrand, beendete die Partie Aldershot gegen Rochdale die Saison der Vierten Division. Es gab auch schon Vorboten des Unheils von Bradford. 1984 kam es im Stadion von Norwich zu einem verheerenden Brand. Eine spätere Studie ergab, dass 40 Stadien der englischen Profivereine feuergefährlich waren.
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Brennende Holztribünen kennt man in Frankfurt auch, 1936 brannte die Riederwald Holztribüne auch ruck-zuck ab, als die Feuerwehr kam war nix mehr zu machen. Nur passierte es bei uns nachts und es war kein Spiel, sprich keine Zuschauer auf der Tribüne.
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alleine die Vorstellung, sowas selbst erleiden zu müssen, dass auf einmal von unten die Tribüne anfängt zu brennen, ist schon schauderhaft.
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Es gab ja recht lange Holztribünen in England.
Ich war vor gut zehn Jahren mal in Southampton, bevor die ihr Arenadings bekamen.
Da war auf der Tribüne Rauchverbot.
In der Hallbzeit kamst du dir vor wie auf dem Schulhof.
Alle vor der Tribüne am Rauchen.
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Nun wird die Polizeiaufsichtsbehörde (ja, sowas gibt's und in England leben sie auch noch) 2.444 Beamte befragen:

http://www.spiegel.de/sport/fussball/hillsborough-tragoedie-2444-polizisten-sollen-befragt-werden-a-867106.html
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Bigbamboo schrieb:
Nun wird die Polizeiaufsichtsbehörde (ja, sowas gibt's und in England leben sie auch noch) 2.444 Beamte befragen:

http://www.spiegel.de/sport/fussball/hillsborough-tragoedie-2444-polizisten-sollen-befragt-werden-a-867106.html


Überfällig.....wenn ich drüben bin ist dieses Vorkommnis immer ein Thema...im und um dem Stadion und auch in diversen Pubs.......traurig nur das es so lange gedauert hat.

YNWA


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