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Hatespeech / Cancel Culture etc. im Internet

Adlerdenis schrieb:

Di versuchst halt jetzt hier auch irgendwie mit Gewalt, das Thema ins Lächerliche zu ziehen und eine Verbindung zum Wutbürgertum herzustellen.

Es wurden doch schon Dinge genannt, die definitiv passiert sind (Eckhart, verhinderte Uni-Veranstaltungen, übrigens auch schon in Frankfurt).
Werner hat noch das Thema Social Media angeführt, wo z. B. bei Twitter ständig Leute mit Reichweite gegen irgendwas schießen, Leute diffamieren, aus der Debatte entfernt haben wollen etc.


"Hier auch"?
Holla. Wo denn noch?

Setz Dich doch bitte mit meinem Beitrag auseinander und unterstell' mir keine abseitigen Beweggründe.

Ich ziehe nämlich tatsächlich gar nichts irgendwohin. Gleich gar nicht ins Lächerliche. Ich erkenne Parallelen. Musst Du nicht teilen. Lässt sich drüber reden.

In toto: Ich diskutiere. Siehe meine Antwort auf FA.

Adlerdenis schrieb:

Beispiele wären zum Beispiel gestörte Uni-Vorlesungen unliebsamer Dozenten

Meine Hochschulerfahrung liegt zu lange zurück, dass ich da noch so viel von mitbekommen habe.
Dieses Phänomen, wenn es denn so ist, ist allerdings überhaupt nicht neu, warum es dann offenbar zuletzt so eminent als Cancel Culture wahrgenommen wird, entzieht sich meiner Kenntnis.
Mag aber sein, dass es so ist.

Bei Lisa Eckhart war es so, dass sie angeblich wegen angeblicher Drohungen, die Verstaltung zu sprengen vom Veranstaltungsort ausgeladen wurde. Und später wieder eingeladen.
Diese Drohungen gab es nie. Es gab Warnungen aus der Nachbarschaft, inwiefern die berechtigt oder auf konkreten Informationen fußten, weiß ich nicht.
Das Literaturfestival, bei dem sie auftreten sollte, bot ihr dann eine Lesung per Video an, auch das lehnte Lisa Eckhart ab.
Mutmaßlich war der Grund für die später wieder zurückgenommene Ausladung eher die Weigerung zweier miteingeladener Autoren, mit Eckhart auf der Bühne zu stehen aufgrund ihrer antisemtischen "Witze".
Nuhr fantasierte daraufhin in einer Empörungs- und Solidaritätsnote im Internet einen "Straßenmob" herbei, der ihren Auftritt verhindert habe.
So viel zur Vorgeschichte von Lisa Eckhart in Hamburg, ein Vorfall, der das Thema Cancel Culture massiv ins Licht der Öffentlichkeit rückte.
Es folgten im Herbst unzählige Auftritte der Frau in Kulturmagazinen in TV und Hörfunk sowie zahlreiche Artikel und Rezensionen in Print- und Onlinemdedien.
Ihr Roman verkaufte sich sehr gut, Auftritte und Lesungen gab es, sie wurde eingeladen zu Aspekte und dem Literarischen Quartett, und überhaupt finde ich persönlich sie so gar nicht gecancelt.

Gleiches gilt für Dieter Nuhr. Allein seine wöchentliche Sendung im Ersten plus Wdh in anderen ÖR Programmen dürfte ihm ein gutes Maß an Aufmerksamkeit und Honorar sowie Zuwendungen der VG Wort bescheren.

Adlerdenis schrieb:

Absagen und Forderung nach Auftrittsverboten für unliebsame Comedians.

Welchem Comdian ist denn von wem eine Absage für was erteilt worden und wer fordert für welchen Comedian ein Auftrittsverbot?

Im Großen und Ganzen nehme ich wahr, dass die Grenzen des Sagbaren spätestens seit in Erscheinung treten der AfD und Strömungen wie Pegida mehr und mehr nach rechts verschoben werden.
Und auch in der sogenannten Wissenschaft und Forschung können sich die Mitwirkenden doch austoben.
Ob es in rechten Think Tanks und Netzwerken wie denen von Kubitschek ist, an konservativen Hochschulen und dergleichen mehr.
Es gibt rechte bis offen rassistische Netzwerke in den Burschenschaften, und auch im sogenannten intellektuellen Spektrum außerhalb der Universitäten kann man es sich bei Elsässer, Matussek, Tichy und Broder und Co ganz vorzüglich bequem machen, wenn man sich da politisch verorten mag.

Mir scheint, die Debatte um Cancel Culture folgt einem ähnlichen Irrglauben wie beim Thema Zensur:
Weil ich dir in meinem Laden (Portal, Theater, Zeitung....) nicht erlaube, etwas bestimmtes zu sagen oder keine Lust auf einen Auftritt habe, dann ist dies vielleicht voll fies, aber keine Zensur.

Bitte um Entschuldigung für diesen off topic Exkurs.
Nichts zu entschuldigen. Viel unaufgeregte Information, wohltuend nach diversen Ausrastern, Lügnern und Heuchlern (Zitat).
Gut. Dann reden wir wieder über hate speach und passen gut auf, dass wir uns dem anderen Thema ausschließlich über Relativierung nähern. Was wir ausblenden ist nicht da. Und was wir wahrnehmen ordnen wir sovein, dass es passt.
Ich gehe davon aus, dass du den Text aus der Zeit gelesen hast?
Du wirst wissen, warum du dazu nichts zu sagen hast!
Sag mal, in sachlichem Ton und ohne Ausrufezeichen geht's bei dir nicht?
Übrigens hab ich den Beitrag gelesen.
In dem arbeitet sich der Autor primär an den USA ab, um dann zu landen bei: Dieter Nuhr und Lisa Eckhart.

Nuhr, der Wissenschaftler in seinem sogenannten Programm seit Jahren verhöhnt, und den ausgerechnet die DFG als Botschafter auserkor. Und der dann Lisa Eckhart mit ihren antisemtischen Tiraden beisprang.
Genau diese beiden Menschen werden als Beispiele für die cancel culture in Deutschland genannt.
Was ich dazu meine, hab ich ja heute morgen bereits geschrieben.

Privilegierte, gutsituierte weiße MitteleuropäerInnen, die antisemitische und wissenschaftsfeindliche und auch noch mysogine Stereotypen reproduzieren (Nuhr).

Frage: Wenn ich so einen Dreck wie hier (ab 2:47) öffentlich verurteile und einem solchen Menschen in meiner Sendung keine Bühne geben möchte, ist das dann auch cancel culture?
https://www.br.de/mediathek/video/schleichfernsehen-01042021-mit-simone-solga-av:60267e33903d7f001abb86a6
...und dann noch, wenn es um Leseempfehlungen (ganz ohne "Lies das mal!") geht, hier ein Artikel, der mir wieder einfiel, ebenfalls aus der Zeit:
https://www.zeit.de/kultur/literatur/2020-08/lisa-eckhart-comedian-cancel-culture-hamburg
Man könnte diese beiden Vorfälle auch in den „Wie umgehen mit Rechtsextremen“ Fred packen. Aber da es ja hier auch den Rechtspopulisten HGM geht (wie lustig eigentlich, dass er auf Mark Hauptmann folgen soll… der Wahlkreis ist wohl der Schmelztiegel der zwei größten CDU-Probleme…), passt es auch hier rein:

In Plauen macht die CDU mal wieder gemeinsame Sache mit AfD und III.Weg –  https://www.spiegel.de/politik/deutschland/plauen-cdu-streicht-geld-fuer-demokratieprojekt-mit-stimmen-von-afd-und-iii-weg-a-1c72fced-a212-4cb6-92f2-6c029c093ad4

Und das von Familienministerium und Innenministerium (!) initiierte Demokraftiefördergesetz – in direkter Reaktion zu Halle, Hanau und Lübcke von allen gefordert und nun auf dem Tisch – wird von der CDU abgelehnt. Der Grund: Angst vor der Förderung von „zu linken „ Projekten.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/plauen-cdu-streicht-geld-fuer-demokratieprojekt-mit-stimmen-von-afd-und-iii-weg-a-1c72fced-a212-4cb6-92f2-6c029c093ad4

Hufeisen und Steigbügel liegen so nah beieinander. Vor allem bei alten klapprigen Gäulen wie der CDU.
WuerzburgerAdler schrieb:

Ach geh. Dann sind Leute, die Hass gegen Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Nationalität, Religion oder sexuellen Orientierung predigen, weniger schlimm?

Hab ich nicht gesagt, würde ich auch nicht, und das weißt du ja offenbar auch.
Ändert nur nix daran dass ich Heuchelei hasse und auch Teile der politischen Linken für Intolerant halte, auch wenn andere schlimmer sind.
Man muss das doch nicht immer zwangsweise gegenüberstellen.
Adlerdenis schrieb:

WuerzburgerAdler schrieb:

Ach geh. Dann sind Leute, die Hass gegen Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Nationalität, Religion oder sexuellen Orientierung predigen, weniger schlimm?

Hab ich nicht gesagt, würde ich auch nicht, und das weißt du ja offenbar auch.
Ändert nur nix daran dass ich Heuchelei hasse und auch Teile der politischen Linken für Intolerant halte, auch wenn andere schlimmer sind.
Man muss das doch nicht immer zwangsweise gegenüberstellen.

Hätte ich auch nie gemacht, wenn du nicht von den "schlimmsten" gesprochen hättest.

Der Unterschied zwischen zwei "Intoleranzen", nämlich der gegenüber anderen Meinungen und der gegenüber anderen Religionen, Rassen, Hautfarben oder sexuellen Orientierungen sollte auch klar sein. Bei der ersten geben sich beide "Lager" nichts. Bei der zweiten viel.
Gude Adlerdenis, ich hab heute echt lang und ausführlich recherchiert, welcher Auftritt wem aufgrund sogenannter cancel culture verwehrt wurde.
Ich bin allerdings eben auf einen ganz interessanten Artikel von dem sonst verzichtbaren bento.de gestoßen (gibt's ja zum Glück net mehr).

Und da geht es um eine Auseinandersetzung zwischen sogenannter cancel culture von links oder von institutionellen Mandatsträgern bzw einem Boulevardblatt (man kann sich denken, welches).

guck: https://www.spiegel.de/panorama/aurel-und-lisa-eckhart-wo-satire-wirklich-auf-cancel-culture-trifft-a-7f3a7d90-a4a4-49a1-be12-694cf9bf3b26
Wie die Geschichte gelehrt hat, sind beide Intoleranzen der Nährboden für alles das, was ich mir erspare hier aufzählen oder Vergleiche anzustellen. Es reicht, dass es sowas gegeben hat.


60revax schrieb:

Wie die Geschichte gelehrt hat, sind beide Intoleranzen der Nährboden für alles das, was ich mir erspare hier aufzählen oder Vergleiche anzustellen. Es reicht, dass es sowas gegeben hat.


Das sehe ich anders.
Die erste Intoleranz hat viele Graustufen. Von respektvoller Auseinandersetzung bis hin zum Niederbrüllen und physischer Gewalt.
Die zweite hat nur eine Farbe: braun.
reggaetyp schrieb:

Mir scheint, die Debatte um Cancel Culture folgt einem ähnlichen Irrglauben wie beim Thema Zensur:
Weil ich dir in meinem Laden (Portal, Theater, Zeitung....) nicht erlaube, etwas bestimmtes zu sagen oder keine Lust auf einen Auftritt habe, dann ist dies vielleicht voll fies, aber keine Zensur.

Den Eindruck hab ich eben nicht. Du kannst Leute ja kritisieren wie du willst, bei der taz eine Schmähkritik über Lisa Eckhart schreiben oder was auch immer.

Es geht aber darum, dass Leute gezielt öffentlich (sein es Social Media, Unis, Auftrittsorte) diffamiert werden und man sie aus der Debatte tilgen will.

Du hast schon Recht, dass man auf rechts gerne das Thema Meinungsfreiheit als die Freiheit jeden Mist unwidersprochen zu verbreiten missversteht.
Meinungsfreiheit heißt aber nicht nur, dass du deine Meinung äußern kannst, sondern auch, dass du dafür nicht mit Diffamierung, Einnahmenverlusten etc. rechnen musst.
Und nur das Lisa Eckhart immer noch auftritt und anscheinend nicht "erfolgreich" gecancelt wurde, heißt doch nicht, dass es diese Bestrebungen nicht gibt.


reggaetyp schrieb:

Gude Adlerdenis, ich hab heute echt lang und ausführlich recherchiert, welcher Auftritt wem aufgrund sogenannter cancel culture verwehrt wurde.
Ich bin allerdings eben auf einen ganz interessanten Artikel von dem sonst verzichtbaren bento.de gestoßen (gibt's ja zum Glück net mehr).

Und da geht es um eine Auseinandersetzung zwischen sogenannter cancel culture von links oder von institutionellen Mandatsträgern bzw einem Boulevardblatt (man kann sich denken, welches).

guck: https://www.spiegel.de/panorama/aurel-und-lisa-eckhart-wo-satire-wirklich-auf-cancel-culture-trifft-a-7f3a7d90-a4a4-49a1-be12-694cf9bf3b26

Man kann es halt immet in die eine oder andere Richtung drehen.
Natürlich gibt es auch konservative Dauerempörte.
Ich könnte dir jetzt aber auch Artikel schicken, wo Leute in ähnlichem Stil die linke Cancel Culture skizzieren, wie es in diesem Artikel der Fall ist.
Und auch im Falle von links kommt es durchaus "von oben", also von linken oder grünen Politikern, die sich an öffentlichen Empörungsorgien beteiligen.

Was gestörte bzw. verhinderte Auftritte angeht, wären konkret zum Beispiel Vorlesungen von Thomas de Maiziere sowie Susanne Schröter (Professorin an der Goethe) zu nennen.
WuerzburgerAdler schrieb:

60revax schrieb:

Wie die Geschichte gelehrt hat, sind beide Intoleranzen der Nährboden für alles das, was ich mir erspare hier aufzählen oder Vergleiche anzustellen. Es reicht, dass es sowas gegeben hat.


Das sehe ich anders.
Die erste Intoleranz hat viele Graustufen. Von respektvoller Auseinandersetzung bis hin zum Niederbrüllen und physischer Gewalt.
Die zweite hat nur eine Farbe: braun.

Warum bin ich Antifaschist und Antikommunist?
Weil mir die Gradienten der Intoleranzen der Ideologien egal sind.
Beim Faschismus sind wir einig.
Bei den anderen:
Es ist der Geist, der stets Gutes will und stets Böses schafft.
(Frei nach Goethe)
Seit 100 Jahren x-mal bewiesen. An die Anmutungen, dass das ja kein richtiger Sozialismus war und der gute, demokratische, solidarische erst kommt, glaube ich nicht.
Aber ich lasse jedem gerne seinen Glauben, nur bei der Umsetzung findet jeder mich als Gegner.
Ein bisschen mehr Cancel Culture würde ich mir schon wünschen, in Bezug auf den X-ten Versuch, hier für die Hufeisentheorie zu werben. Aber jeder darf natürlich seine Meinung äußern. Langweilt halt bloß.
Ich hab nicht von den "Schlimmsten" gesprochen, sondern von "den größten Heuchlern".
Aber ja, viele Rechte sind auch Heuchler. Dann ersetz halt "größte" durch "große".
Weil ich mich wieder mal von dir missgedeutet fühle, hier nochmals eine genauere Erklärung:

Wer sich gegen Rassismus, Religions-, Ausländer- und Schwulenfeindlichkeit wendet, wendet sich nicht gegen eine Kultur oder eine Meinung, sondern gegen Unmenschlichkeit in ihrer übelsten Form: die Opfer können die besten Menschen der Welt sein, es nützt ihnen nichts, da sie schwarz, muslimisch, schwul oder Ausländer sind.

Wer sich gegen den Sozialismus wendet, wendet sich lediglich gegen eine Meinung oder politische Sicht der Dinge.

Jetzt klar, dass das zwei verschiedene Paar Stiefel sind?


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